Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

8 Beiträge seit 18.10.2000

Open Source Euphorie

Hallo,

obwohl dem MS Monopolisten zugetan bin ich tatsaechlich ein Fan
von OpenSource. Ich finde es Begruessenswert wenn der Schritt
in Richtung OpenSource im Staat getan wird, schliesslich ist
das Argument der theoretisch erhoehten Transparenz nicht von der
Hand zu weisen. Auch die Kostenargumente hoeren sich erstmal ganz
berauschend an. Und, konsequent umgesetzt, ist es ein Durchbruch
fuer Linux - ein Erfolg der den vielzaehligen Entwicklern dieses
Systems gegoennt sei. Sie haben ihn sich verdient.

Warum spreche ich von "theoretisch"? Ein paar Fragen die
sich mir stellen konnte mir bislang niemand beantworten, es 
ist mir auch noch nicht moeglich gewesen ein Projekt, komplett
basiert auf OpenSource und von der Dimension des hier anstehenden,
genauer unter die Lupe zu nehmen und den Erfolg zu pruefen. 

Meine Fragen sind der einfachen und schlichten Natur, vielleicht
ist ja hier jemand der in der Lage ist mir weiterzuhelfen.

*** 

Wer bitte schoen stellt sicher dass das eingesetzte OpenSource
(OS/irgenwann Client/Software) auch wirklich funktioniert und
dass auch der DAU, nicht nur der WIN-DAU, sondern auch der LIN-DAU
bzw. der "Er kann nicht mal seinen Videorecorder benutzen"- DAU
damit umgehen kann?

Gibt es Entwickler IM STAATSDIENST die ...
a) ...auch unter OpenSource entwickeln koennen - will heissen die sich
tatsaechlich mit OpenLDAP, Linux, OpenOffice etc. und natuerlich min.
C(++) auskennen? Ich meine nicht "auskennen" sondern das Ganze auch
stabil UND sicher aendern / anpassen / supporten und natuerlich 
auch weiterentwickeln koennen? - Meiner Erfahrung nach sind diese doch
faktisch in der Minderheit, ich moechte aus verschiedenen Projekten
fast schon provozierend von der 5% Huerde sprechen - aber damit
bewege ich mich schon auf dem (unsachlichen) Niveau vieler Antworten
in den verschiedenen c't Foren  - bleiben wir realistisch und reden 
von ca. 25%, eigentlich sollten wir keine Zahl nennen um sachlich zu
bleiben - doch irgendworauf muss ich mich stuetzen! Worauf ich raus 
moechte: Reicht diese Anzahl (25% aller im Staatsdienst befindlichen
Entwickler/Programmierer, wieviele das auch immer sein moegen) um den
unglaublichen Aufwand der zu betreiben ist abzudecken? Sollte man 
wirklich die kritischen Arbeiten an private Unternehmen (mit evt. 
anderen/eigenen Interessen) herausgeben?  Wer macht dann das (T)QM? 
Das muessten doch Staatsdiener sein, oder? Und wenn, sind die evt. 
25%, die das koennten, dann nicht (wieder) hoffnungslos ueberlastet?

b) ...dann auch noch in der Lage sind diese Projekte dieser 
Dimensionen zu verwalten? - Es ist schliesslich zu beachten dass:
1) Die OpenSource- Gemeinde weiter entwickelt. Wodurch also ein
Verschmelzen von neuem (Open)Source- Code und dem weiterentwickeltem 
bzw. geaendertem Code stattfinden kann/muss/soll(te).

2) Die bestehende Sicherheitsluecken zu fixen sind und auch die in
*1)* evt. entwickelten Components/Moduls, die auf den "gefixten" 
basieren entsprechend ZEITNAH und RICHTIG anzupassen sind.

3) Und die Kosten duerfen natuerlich auch nicht explodieren oder noch
schlimmer ueber denen einer entsprechenden MS- Implementation liegen.

Zu guter Letzt stellen sich mir dann noch ein paar einfache Fragen:
Wie sieht's denn mit der Gewaehrleistung aus? Soweit ich das verstehe
sind doch alle OpenSource- Projekte nicht da drin? Wer wird also 
sicherstellen das alles wie gewuenscht funktioniert und wer wird
zur Verantwortung gezogen wenn nicht? Wie hoch werden die 
tatsaechlich entstehenden Kosten sein? Kann man das Modell, das
die Basis der Kalkulationen darstellt, einsehen? - als 
Normalsterblicher meine ich.

Sicherlich gelten alle diese Fragen auch fuer den Einsatz eines 
Systems von Microsoft, SUN und wie sie alle heissen, sogar im
LINUX - Kontext, denn jede Distribution backt ihre eigenen Broetchen. 
Auch will ich nicht das Vorurteil schueren es gaebe nur schlechte 
Entwickler und Programmierer im Staatsdienst - auch wenn das 
wundervoll unsachlich waere :)

Doch im Ernst - bei aller Euphorie - wenn man die sich ergebende 
Problematik noch tiefergehend anschaut, ich denke da
nur an die Integration von FUNKTIONIERENDEN Signaturkartenlese-
geraeten und sonstiger noch aufkommender Hardware..., an die
veraenderte Arbeitsprozesswelt der Angestellten, der Personen und
Firmen die mit staatlichen Institutionen arbeiten muessen usw.., dann
muss man hoffen: das diese Entscheidung - wichtig wie sie ist -
ausgiebigst durchdacht ist und nun geplant und konsequent, jedoch 
nicht vorschnell vorgegangen wird.

In der Hoffnung das alle Entscheidungstraeger sich der weitreichenden 
Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind und dass dieser Thread auf 
sachlichen Niveau (auf dem ich mich hoffentlich auch bewege) 
diskutiert wird verbleibe ich mit freundlichsten Gruessen aus
dem Regierungsdorf (Berlin!),

Ingo-Stefan Schilling

Bewerten
- +
Ansicht umschalten