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  • Queerdenker

822 Beiträge seit 20.03.2005

Das Land der unbegrenzten Sektierer

Meine Urgroßmutter, Feind jeglichen Nationlismus', pflegte die USA
als Land der religiösen Spinner, Entwurzelten und verkrachten
Existenzen zu bezeichnen. Nun, sie stammte noch aus einer Generation,
wo viele Menschen aus Europa in dieses Land auswanderten, weil sie
hier keine Zukunft hatten. 

Aber, es ist etwas dran, an diesem religiösen Sektierertum. Dieses
vermeintliche Erweckungsgefühl, dieses "bessere" Christsein und damit
automatisch erlöst zu werden und einen Logenplatz am "Tag des
jüngsten Gerichtes" zu besitzen, ist nicht nur lächerlich. Es ist
äußerst gefährlich, denn diese Überzeugung bedeutet auch: "Wenn alles
in Trümmern liegt, werden wir als "God's own country" immer noch
existieren." Das macht diese Eiferer so sicher. Sie stehen stets auf
der Seite des Guten und alles, was sie tun ist zum Besten für die
Menschheit. Diese Mentalität "...with enough shovels", so hieß die
unter Ronald Reagan in Auftrag gegebene Studie zur Machbarkeit eines
Atomkrieges, erinnert in schrecklicher Weise an eine
Herrenmenschengesinnung, an der die Welt statt zu genesen fast am
verwesen war. 

Soweit dazu. Aber sind es wirklich nur die USA, welche am totalen
Überwachungsstaat arbeiten? Leider nicht, denn im "Mutterland der
Bürgerrechte", im Vereinigten Königreich, zählen Bürgerrechte schon
lange nichts mehr. Dort wird klaglos Überwachung praktiziert. In den
skandinavischen Ländern, lange Jahre als demokratische Musterstaaten
angesehen, treibt die Überwachung tolle Blüten. Dort werden Männer
gefilmt, die Kontakt zu Prostituierten suchen, eine Frau Erzstrom
möchte das Internet auf bunte Firmenprospekte reduzieren und den
gesetzlichen Zwang zur Denunziation einführen, alles das hat mit
einer Demokratie, bzw. einem Rechtsstaat nichts zu tun. Es herrscht
nämlich jemand anderes. Bei diesem Herrscher spielt die Nationalfahne
keine Rolle.

Die Notwendigkeit einer globalen Diktatur ergibt sich aus der
Verletzlichkeit ökonomischer Systeme durch ihre auf die Spitze
getriebene Optimierung. Dieser merkwürdige "Lord" Dahrendorf, eine
verblichene FDP-Ikone, hatte die Unvereinbarkeit von funktionierendem
Markt mit der Demokratie bereits postuliert. Wem das zu theoretisch
ist, der schaue einmal sich die "Deutsche Bahn" an. Der Vorgänger des
Herrn Grube, ein großkotziger Herr "Mähbalken", optimierte die Bahn
für den Börsengang. Mit den üblichen polizeistaatlichen Methoden
disziplinierte er die Mitarbeiter in seinem Reich, zog auf
betrügerische Art und Weise (ICE-Tarife) den Kunden das Geld aus der
Tasche und unterließ technisch gebotene Wartungen der Züge. Mit dem
Erfolg, dass die Fahrpläne nur dann halbwegs einzuhalten waren, wenn
es sich um einen freundlichen Frühlingstag außerhalb der Ferienzeit
handelte. Alle Abweichungen von diesem "Normalzustand" bedeuten auch
heute noch Verspätungen, Zugausfälle und nicht hinnehmbare
Einschränkungen  der Reisequalität.

An diesem Beispiel ist bereits abzulesen, dass es nicht einmal die
großen Volksaufstände sein müssen, die den Überwachungsstaat auf den
Plan rufen, nein, es ist bereits die geringste Abweichung vom Pfad
der Tugend, welchen die neoliberalen Thinktanks festgelegt haben.

Die USA fallen durch ihre öffentlich zur Schau getragene
"Religiosität" nur deutlich mehr auf, als die anderen Staaten, die
ebenfalls an der Unterdrückung ihrer Bürger fest arbeiten.
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