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  • Poly Glot

mehr als 1000 Beiträge seit 15.02.2005

Re: 70 cent nicht ok weil das zu wenig ist?

DexterFilmore schrieb am 7. Dezember 2007 12:35

> > > Der Schadensersatz sollte genau das machen, was das Wort bedeutet:
> > > den entstandenen Schaden ersetzen.
> >
> > Der besteht auch aus abgenutzten Nerven, verplemperter Zeit und
> > unangenehmen Tätigkeiten wie z.B. dem Umgang mit einem Anwalt. So
> > what?

> Bitte was?

Dem Opfer einer Straftat erwachsen neben dem eigentlichen materiellen
Schaden noch weitere Nachteile. Wenn mir jemand die Geldbörse mit 100
Euro klaut, dann ist der Schaden möglicherweise um ein Vielfaches
größer: Beispielsweise bedeutet ein verlorener Führerschein Zeit- und
Geldaufwand zum Besorgen eines Duplikats, auch vermehrten Kontakt mit
einer Bürokratie, die Lebensqualität reduziert. Dazu 24 Stunden am
Tag der quälende Gedanke, daß man all diesen Ärger nur der Bosheit
eines andern verdankt — nicht zu vergessen, die Angst, daß der Täter
vielleicht nie erwischt wird und man am Schaden 100%ig sitzenbleibt.

Warum soll das nicht abgegolten werden? Müssen Deiner Meinung nach
etwa Opfer die Täter durch ihre Nervenstärke gratis subventionieren?

> > Warum soll der Staatsanwalt kassieren und nicht der Geschädigte?

> Weil dem Geschädigten Entschädigung zusteht aber kein Bußgeld.

Wäre die Entschädigung ausreichend dimensioniert, dann würde ich Dir
ja recht geben.

> Falls da das Misverständis liegen sollte: ich hab nicht behauptet,
> der Geschädigte solle leer ausgehen.

Ja, aber Du scheinst anzudeuten, daß er es billig machen muß. Meiner
Meinung nach ist ein Schadenersatz dann und nur dann angemessen, wenn
der Geschädigte nach dem Erhalt desselben sagen kann: Nach dieser
Summe bedauere ich es nicht mehr, vom Täter geschädigt worden zu
sein.

Damit wir uns auch klar verstehen: Diese Argumentation gilt aus
meiner Sicht für natürliche Personen, nicht für Firmen. Diese haben
nämlich weder Nerben noch Lenbensqualität, noch ist ihre Würde
unantastbar.

> > Dein Modell führt zwangsläufig dazu, daß jeder klaut – wer erwischt
> > wird, zahlt eben nach, und wer nicht hat Glück gehabt. So wird der
> > Contentklau zu einem risikofreien aber erfolgversprechenden
> > Vergnügen.

> Nein, eben nicht, wenn die das Strafmaß fair ist. Sprich, der
> Geschädigte angemessen entschädigt wird und der Beklagte mit einer
> Geldstrafe belegt wird, die ihn nicht ruiniert, aber so zusetzt, dass
> es eine Konsequenz ist.

"Fair" bedeutet aus meiner Sicht viel mehr, als man gewöhnlich in
Europa zugesprochen bekommt. Nach einer "fairen" Abgeltung kann man
meiner Meinung nach eventuell auch auf weitere Strafe verzichten.
Aber es muß Kostenwahrheit hergestellt werden in dem Sinn, daß der
Täter eines versteht: Was er als Gewinn aus der Tat zieht, ist
eventuell nur ein Bruchteil des gesamten Schadensvolumens.


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