Ich möchte auch weiter gehen, und das nicht nur auf Konzerne beschränkt sehen, auch wenn es dort zweifellos am vordringlichsten wäre.
Aber auch die Macht von anderen Organisationen, insbesondere von Religionsgemeinschaften, müsste auf dieselbe Weise beschränkt werden.
Weil wenn man in einem "Gottesstaat" lebt ist man nicht freier als wenn man unter dem Diktat von Konzernen lebt, sondern die Kontrolle wird lediglich auf andere Weise ausgeĂĽbt.
Und auch vor Staaten sollte diese Kleinteiligkeit nicht halt machen. Je größer Staaten werden, desto undemokratischer werden sie in der Regel, selbst wenn sie das ursprünglich nicht waren. Macht korrumpiert, und dagegen sind auch Staaten nicht geschützt.
Es ist daher besser 10 Staaten zu haben die etwa gleich mächtig sind und einen gegenseitigen Nicht-Angriffs-Pakt haben, als einen Staat der 80 % der Größe hat und 2 Staaten die 20 % groß sind und vor dem 80-%-Staat zittern.
Insbesondere der Illusion des "Weltstaats" erteile ich eine klare Absage.
Entgegen der Überzeugung vieler Idealisten die denken dies würde den Himmel auf Erden bedeuten, bin ich wiederum davon überzeugt dass sich solch ein Staat in nichts anderes als eine Diktatur entwickeln könnte. Vielleicht dauert es ein paar Jahre, aber letztendlich würde es dort enden.
Daher bin ich ein klarer Verfechter der Dezentralisierung - was in erster Linie bedeutet, Strukturen welche drohen zu groß zu werden zu zerschlagen bzw. zu zerteilen, bevor sie gefährlich werden können.
Bei den Konzernen ist es dazu eigentlich bereits zu spät, da diese bereits gefährlich *sind* - aber man kann zumindest versuchen, das noch zu reparieren.
Allerdings wird das schwieriger werden als viele vielleicht glauben, denn es wäre nicht damit getan aus einem großen Konzern mehrere kleinere Firmen zu machen, die nach wie vor mit einander kooperieren und somit de facto nach wie vor als Einheit agieren.
Während auf der anderen Seite die Beschränkung staatlichen Einflusses die Frage aufwirft, wie man dann die Menschenrechte und Sozialsysteme aufrecht erhalten (oder bessere einführen) kann.
Denn was man auch wiederum nicht haben möchte, ist Anarchie.
Es geht also um eine Balance zwischen Zentralismus und Dezentralismus, bei der ersterer die Kooperation fördert und Effizienz erhöht, während zweiterer Diktatur verhindern und der Korruption der Zentralgewalt entgegen wirken soll.
Derzeit stehen die Zeichen aber überall komplett auf Zentralismus, und die "Cloud" ist das Paradebeispiel dafür, während das chinesische Social Scoring-System zeigt wo diese Entwicklung unweigerlich (früher oder später auch bei uns) hinführen wird.
Wobei mich weniger das Scoring-System als solches stört, denn es ist im Grunde nichts anderes als jeder existierende Gottes-Staat nur dass man "Gott" durch den Score und die Angst vor Gott durch die Totalüberwachung ersetzt hat.
Ich möchte aber weder in einem totalitären Scoring-System *noch* in einem Gottesstaat leben, da beides Unterdrückungsregime sind in denen jede Individualität bestraft und nur Systemkonformität belohnt wird.