Henrik Fisch schrieb am 18.09.2017 14:12:
Ich kann nur etwas zum ersten Punkt schreiben. Das mit Tesla kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber so einen Verdacht, dass Tesla hier noch eine Menge aufrollen wird. Aber wie gesagt: Keine Ahnung. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Naja, aber warum kommen sie nicht jetzt und sagen: Liebe Welt, wir braucht 2 Milliarden für den Aufbau unserer Supercharger flächendeckend und 10 Milliarden für eine Produktion hier in Deutschland. Die Leute kommen von Opel, da sind ja ein paar übrig. Wäre ein tragfähiges Geschäftsmodell da, hätten sie das Geld doch morgen zusammen.
Aber jetzt zum ersten Punkt, dass unsere Politik diese Firmen - also die Volkswagen AG - am Leben erhalten wird. Zum einen müssen die Produkte natürlich trotzdem gekauft werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Volkswagen AG einen ziemlich großen Anteil an Vertrauen verspielt hat. Neukäufer von Autos werden sich sicherlich auch verstärkt bei anderen Firmen umsehen.
Hast du da eine Quelle dafür? Meines Wissens hat VW keinen Rückgang beim Bestelleingang, jedenfalls keinen signifikanten. Du darfst nicht vergessen: Die Leute haben weiter VW gekauft, trotz Steuerkette, trotz DSG. Obwohl sie WUSSTEN, dass sie hier Probleme kaufen. Die Umwelt interessiert genau niemand, warum sollte man darauf eine Kaufentscheidung fußen lassen? Ich will ehrlich sein: Mein nächstes Auto wird ein Kia Stinger. Aber das auch nur, weil ich in Skodas nur DSGs kaufen kann und ich finde, dass VW keine Motoren bauen kann. Nicht weil es Lügner sind.
Wenn aber der Absatz schrumpft, dann hilft langfristig gar nichts mehr. Die Volkswagen AG hat mit ihrem Geschäftsmodell - Know-How an die Zulieferer auslagern und diese auch noch finanziell erwürgen - eine Menge verspielt.
Das läuft wie bei Leiharbeitern oder im Lebensmittelhandel auch: Es gibt immer einen, der drückt, und einen der mitspielt. Und bis auf die Geschichte letztens bei VW spielt jeder mit.
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Und zum zweiten bin ich mir nicht sicher, ob der Rückhalt in der Bevölkerung tatsächlich vorhanden ist. Wie viele Mitarbeiter haben die in Deutschland? Ca. 300.000? Wenn der Staat nun anfängt dort Milliarden hinein zu pumpen - und es wären Milliarden notwendig - dann fragen sich ca. 2,5 Millionen Arbeitslosen zu Recht (eigentlich ja über 5,5 Millionen, wenn man die schöngerechnete Statistik vom Bundesamt für Arbeit und Soziales wieder bereinigt), warum ihnen nicht auch mehr Geld zusteht; zum Beispiel für eine zielgerichtete Weiterbildung (und nicht der Quatsch, mit dem einen das Arbeitsamt so abspeist). Und/oder warum sich der Staat so vehement zum Beispiel gehen Prinzipien wie das »Bedingungslose Grundeinkommen« wehrt. Das wird dann alles auf den Tisch kommen. Zusammen mit noch weiteren Zusammenhängen, die mir jetzt im Moment gerade nicht einfallen.
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Arbeitslose haben weder in der Vergangenheit "aufgemuckt" noch werden sie es in Zukunft tun. Den Grund dafür kannst du in jedem soziologischen Einsteigerbuch nachlesen. Wäre das der Fall, hätte es nie Kohlesubventionen gegeben. Die sind ja noch extrem viel weniger effizient als Automobil-Subventionen. Ich habe auch niemand gegen Atomkraft protestieren hören, hier fallen durch die Subventionen ja nicht mal Arbeitsplätze ab in nennenswerter Zahl. Selbst die Subventionen der Landwirtschaft, die ja ausschließlich dazu dienen, unsere Landschaft zu verdrecken, für Antibiotika-Resistenzen zu sorgen und unser Trinkwasser zu verschmutzen, stoßen jetzt nicht direkt auf Ablehnung bei Arbeitslosen. Zumindest keine öffentlich wahrnehmbaren.