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  • Mov Faltin

mehr als 1000 Beiträge seit 11.12.2013

Echt so wenig diese Woche?

"Roos oos dem Stinghoos. Am Gehstääg wääta, diese ääne Gossn noch. Do muss ääna sään, bää dä Trafik äinä. Döm Wiebuschpiefke hom's doch hier ään Dönerl bräät. Geh. An Schääs. Abghoost, fläächt. Gemma. I bün jönfos ned die Haxn am Oosreeßn för des. Fläächt wor dös jo bloß a Schmäh - an Zoon hom's mir ja aa nöd könn sehn."

So ungefähr geht heute Factchecking. Der Auftrag erfolgt dabei in aller Regel über Facebook, WhatsApp oder Mail, und irgendein Descheck stapft sich vor Ort, um etwa zu ergründen, ob die Heroen des Mauerfalls tatsächlich Fladenfleisch verfutterten, bevor sie die Maschen im Zonenzaun zweiten ( https://www.youtube.com/watch?v=UIE8uHNUeRA ). Der Zeugnisse selbst sind wenige: Der Zaun ist weg, und von einer Dönerbude weiß heuer keiner mehr. Noch nicht einmal im durchbürokratisierten Habs- und Soll-Burgenland, in Mörbisch. Dabei sollte man ja eigentlich meinen, dass die Ära der Haiders und Hofers der Zerwaltung entgegengestanden haben sollte. Genauere Infos als "unwahrscheinlich" gab es auf die selten journalistischen Recherchebestrebungen nicht - aber immerhin musste man weder auf den Kettcarspuren bösen Feinstaub in die Luft dieseln noch den Flug nach Schwechat antreten.

Zumal Flüge aus deutschen Metropolen ohnehin seit letzter Woche einem Glücksspiel gleichen: Auf den Heckflossen der Vögel von Air Berlin - wer hätte das gedacht, bei dem Namen - prangt der Pleitegeier, wo andernorts Kraniche die Lüfte beschwingen. Einen Topbonus gibt es dort zwar noch für den sechsmonatigen CEO, den Winkelmannthomas, nicht aber für die jahrzehntetreuen Passagiere ( http://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/air-berlin-bonusprogramm-topbonus-nun-ebenfalls-insolvent-a-1164540.html ). Immerhin erspart uns das womöglich einige Polizeiaktionen im Inland, denn die - trotz ausstehender Jetbestellungen absehbare - Reduzierung von Aus- wie Einflügen schottet die Bundesrepublik freilich etwas deutlicher ab, gegenüber Kriminellen und Kalifen. Genau rechtzeitig, denn es ist just ein Haftbefehl erlassen worden, gegen eine ehemalige Mobilfunkmanagerin aus dem Asiatischen ( http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/thailands-fruehere-ministerpraesidentin-taucht-unter-15168464.html ). Gegen Yingluck Shinawatra, die - man verzeihe die Vernachlässigung der tatsächlichen Aussprache - Yang-Luck hatte, also Pech, dass die Mühlen von Thailands Justiz in Bewegung blieben, um Yinglucks Korruptionsverfahren im nächsten Monat dann mit einem - mutmaßlich landestypisch lebenslängliche Haft beinhaltenden - Urteil abzuschließen. Isnogud - für sie jetzt, die Exkalifin. Und wie präsent ist uns nicht noch der Fall eines anderen Landes, knapp südlich des vinalonabstinenten dicken Herrn Kim, aus dem sich 2016 mit Choi Son-Sil eine korrumpierende Beraterin und Sektiererin via FRA-Kranich in den Taunus abgesetzt hatte. Derartiger Stress des Einfangens von Topfunktionären bleibt uns desto eher erspart, je weniger offene Grenzen es gibt.

Ins gleiche Horn, dasjenige zur Vorsicht vor kulturellen Unvereinbarkeiten, stößt - allerdings legitim satirisch-beißend - die Postille Charlie Hebdo ( https://charliehebdo.fr/ ), die dieser Tage dem Islam schon fast kantig kantisch zugesteht, einen Alleinvertretungsanspruch für dauerhaften Frieden zu haben. Für "paix éternelle", vermittels weißer Kleintransporter. Dass das aktuelle Titelbild der Pariser allerdings nur Symbolcharakter haben kann, bewiesen diese Woche Rohingya ( https://www.theguardian.com/world/2017/aug/25/rohingya-militants-blamed-as-attack-on-myanmar-border-kills-12 ), eine - muslimische und brutal unterdrückte - Minderheit, die bei blutigen Angriffen auf Truppenposten in Myanmar aka Burma aka Birma aka diesem Land da nahe Thailand, Laos, China, Bangladesch zig Leute mit ewigem Frieden bedachte. Im Sinne der Religion. Oder als #Aufschrei. Aber eben als richtiger.

Aber auch in Deutschland machen die Geistlichen erste Gehversuche in Hippness und Soschlmiedia; wahrscheinlich haben sie sich in Berlin-Mitte einmal in irgendwelche Kreativencafés verirrt und kommen seither vom Café-Latte-Schock nicht mehr runter. Die Evangelische Kirche wurde - ausgerechnet vom Verein eines Statistikers, der seines Saardialekts partout nicht Herr zu werden vermag und mit Ausdrücken wie "zehnmal mehr" die Präzision der deutschen Sprache just in seinem Fachgebiet schuldigst verhunzt - jüngst gepriesen für ihre Schöpfung. Von eindrücklichen Ausdrücken wie "godspot" ( http://vds-ev.de/pressemitteilungen/evangelische-kirche-deutschlands-ist-sprachpanscher-des-jahres/ ). Noch nicht anglikanisch, aber zumindest anglizistisch. Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob "god spotters" nicht mehr Überzeugungsarbeit leisten könnten als Wörter. Und ob nicht besser Burschenschaftler derlei Wörter hätten erdichten können, um ihre Einrichtungen namens "Papst" ( https://de.wikipedia.org/wiki/Speibecken ) umzutaufen - eben in "Kotzpott". Dass die Gläubigen - den Schäfchen mittlerweile zu Schafen entwachsen - kein Latein mehr können: Das ist so sicher wie die Bildungsarmen in der Kirche, unterhalb der Augen, die ans Südkreuz genagelt hängen. Und so richtig unpraktisch ist das gar nicht; kann man doch mit einer eigenen zurechtgehübschten Version von Luthers Übersetzung gleich viel überzeugender daherpredigen. Dass allerdings die Deutschen nun kein Deutsch mehr verstehen sollen, sondern bei "Kotzpott" an irgendwas Angelisches oder gar Göttliches denken - das sollte vielleicht vorher irgendwer als Gebot in Stein gemeißelt haben.

Ins Internet gestellt genügt augenscheinlich nicht. Denn selbst wenn das "Web Archive" pathetisch altertümlich umsäult dahergift oder mittlerweile -pngt ( https://web.archive.org/web/*/linksunten.indymedia.org ), selbst wenn der Volksmund kundtut, das Internet vergesse nie - so hat es augenscheinlich doch ganz viele, dezentrale Ausschalter. Einen davon betätigten jüngst die Jungs des Binnenlothar (nein, nicht Matthäus, das wäre der Butenlothar, und die Religionssektion ist vorbei), und zwar denjenigen links unten. Links down. Let down. Kreisch, Geschrei, Gezeter, Zensur. Und Hausdurchsuchung. Das könnte damit in Zusammenhang stehen, dass auf der betreffenden Webseite Aufrufe und Verabredungen zu Straftaten erfolgt sein sollen - mehr wissen wir wahrscheinlich erst, falls die Wahlprognosen mal wieder etwas knapper ausfallen sollten und die Union nach dem öffentlichkeitswirksamen Vorgeplänkel im Wahlkampf 2013 - dieselbe Seite betreffend - und der Aktion im Wahlkampf 2017 noch ein Bitchen draufsetzen muss. Dass so etwas aber auch immer zufällig so koinzident ist!

Das ist ja fast so, als würde sich in berechenbaren Abständen ein anderer Himmelskörper vor die Sonne schieben und diese verdecken. So wie dieser Tage. Aber zum Glück ganz ohne Schäden, und überraschend war da auch nix. Die Wegwegweisung von "solar", den Schatten, hatte Trömp ja schon davor (und zugleich übers Land geworfen), und während der Eklipse schien ihm ohnehin wie gewohnt die Sonne aus dem, äh, arschollengroßen Landsitz in Mar-a-Lago. Der androiden Lichtgestalt mit dem hohen lohen Haar und morgenrötlichem Teint. Orange. Or... Or Eos.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.08.2017 02:51).

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