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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Butter bei die Fische: die Backer bezahlen Chris Roberts' Hobby.

Also wer meine Beiträge in der Vergangenheit zum Thema Star Citizen gelesen hat, der weiß, ich bin Unterstützer des Projekts und hab einiges an Geld schon reingesteckt. Dabei bin ich seit Juli 2013 und hab das Projekt auch seit Ankündigung verfolgt.

Wer sich mit dem Thema etwas genauer beschäftigt hat, der weiß auch, dass Chris Roberts seinen Traum von einem Spiel verwirklichen will. Nein, der baut nicht UNSER Spiel, sondern er baut SEINS. Zufälligerweise wollen ein paar Menschen ein Spiel wie Chris Roberts es sich vorstellt und sind dafür auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Die meisten Backer aus früheren Tagen (bevor die Singleplayer-Kampagne und der Multiplayer-Part getrennt worden sind) haben das wie ein Pre-Order aufgefasst und einen Betrag zwischen 45,- und 70,- USD hingelegt für das komplette Paket: SQ42 + MMOG + ein Starterschiff. Inzwischen ist das getrennt worden, man kann aber immernoch das Komplettpaket für einen ähnlichen Preis erwerben.
Wenn ich mal grob abschätzen müsste, wieviel Prozent der Backer sich so verhalten haben, würde ich einen Wert von über 90% angeben. Mehr als 90% der Unterstützer haben exakt einmal einen Betrag überwiesen und warten einfach ab. Die sind quasi "unsichtbar" und scheren sich nicht weiter um das Spiel, bis es denn mal fertig wird.

Übrig bleiben etwa 10% oder weniger. Die sind aktive Unterstützer und werden quasi nochmal unterschieden: jene, die genügend Geld ins Spiel gesteckt haben, um "Concierge" zu werden und solche, die es noch nicht getan haben. Die Schwelle liegt dabei nach wie vor bei 1000,- USD. Wer nun denkt, das sei ein hoher Betrag, kann sich gern vorstellen, dass man das nicht auf einmal überweisen muss und auch über Jahre hinweg immer über Kleinbeträge irgendwann mal die Schwelle reist. So ging's mir: 2013 hab ich genau ein Schiff gehabt, eine 325a, Wert 75,- USD, wenn ich mich recht erinnere. 2014 hatte ich irgendwann mal eine Freelancer DUR dazu geholt und stand dann etwas weiter oben. Die Schwelle gerissen hab ich irgendwann 2015 mit dem fünften Schiff, ich glaube, es war die Carrack, die auch heute noch zu den größten Schiffen in meiner Flotte gehört.
Natürlich war es auch möglich, große Summen auf einmal auszugeben, z.B. für die Idris-Fregatte, die es eine Zeitlang nur in Paketen gab und auch im Einzelverkauf auch in der Basis-Ausstattung deutlich teurer ist als 1000,- USD.

Über die Jahre bis zum heutigen Tage kam in meinem Falle auf diesem Wege eine recht stolze Summe zusammen: viele kleinere Kleckerles-Beträge, zwei größere Schiffe, dazu Subscriber. Das läppert sich. Es sind nun fast 6 Jahre und der Betrag liegt bei rund 4700,- USD - eine Menge Holz. Und ja, das macht so ein Typ, der Mobile Games mit ihrem "Pay2Progress" verachtet und dafür der Spieleindustrie Sackläuse an's Gemächt wünscht. Warum eigentlich?

Ich seh's als Hobby. Hobbies generieren laufende Kosten - was anderen ihr Motorrad ist, ist bei mir eben Star Citizen. Und wie das so ist bei Geld für's Hobby: es ist weg. Wenn der Motorradfahrer keine Lust mehr hat auf'm Bock zu sitzen, wird das Dingens eben verkauft, aber es wird mit Sicherheit weniger Geld zurückkommen, als er bis dahin in sein Hobby gesteckt hat. Und so seh' ich das eben auch bei Star Citizen: das Geld ist weg. Es ist weg, ob nun am Ende des Tages das Spiel so wird, wie wir uns das alle wünschen oder ob nur Chris Roberts seinen Willen bekommt oder ob es aufgrund von Geld-Mangel eingestellt werden muss und wir gar nichts in den Händen halten werden: Backergeld ist kein Investment, es ist Hobbygeld. Wer sich das nicht leisten kann, steckt keine Unsummen in sein Hobby, anders als jene, die es sich leisten können. Weg ist es in jedem Falle.

Ich hab auch die einmalige Chance, Gamedevelopment live zu verfolgen - mit Warzen und allen Hässlichkeiten, die dazugehören. Das ist ein einmaliger Vorgang. Will ich dafür Geld bezahlen? Natürlich nicht. Aber ich möchte, dass das Projekt realisiert wird - und pack dafür eben Geld auf die Theke. Hobbygeld eben, was dort in die Entwicklung fließt. Das bedeutet aber eben auch, dass ich keine Kontrolle habe, wofür das Geld verwendet wird: Verschwendung ist leider immer ein Begleiter bei Projekten mit viel Geld. Und gemessen an den Budgets, die heutzutage für große Titel bisweilen fällig werden, ist Star Citizen nicht einmal besonders teuer. Wieviel ich zu ertragen bereit bin? Geld ist weg, wir erinnern uns, das kommt nicht zurück. Nun, ich muss nicht mehr Geld reinstecken, wenn ich der Meinung bin, das Projekt entwickelt sich falsch oder Chris Roberts würde Geld massenweise verschwenden. Ich -muss- das nächste Concept nicht kaufen. Ich muss nicht jeden Monat irgendeinen Betrag reinstecken, ich muss nicht die Subscription verlängern.
Sogesehen halte ich dann jene für unaufrichtig, die sich fett produzieren müssen auf Reddit & co, gegen Chris Roberts, Sandi Gardiner & co Kampagnen fahren, aber beim nächsten Sale wieder Geld auf die Theke legen. Was soll das? Entweder man akzeptiert den Zustand des Projekts - oder man akzeptiert ihn eben nicht. Wenn man nicht einverstanden ist mit der Art und Weise, wie das Projekt gefahren wird, warum steckt man dann trotzdem Geld rein? Das verstehe ich einfach nicht.

Chris Roberts will SEIN Spiel machen. Zufälligerweise hat er genügend Gleichgesinnte gefunden, die ihm dafür viel Geld in die Hand gegeben haben. Am Ende des Tages bezahlen wir Backer aber dem Chris sein Hobby, seinen Traum. Wer was anderes erwartet, ist naiv, hat offenbar nicht den Schrieb gelesen, den ebendieser Chris Roberts während der Kickstarter-Phase veröffentlicht hat. Wir finanzieren sein Spiel, seinen Traum. Nicht mehr, nicht weniger. Und offenbar funktioniert das auch 7 Jahre nach der Kickstarterphase noch gut genug mit den 10% aktiven Backern.

Also, was solls? Geld ist weg. Wer Geld ins Wolkenkuckucksheim eines Spieleentwicklers pumpt, muss damit rechnen, dass im dümmsten Falle kein Gegenwert generiert wird. Aktuell bin ich unzufrieden mit dem Stand der gegenwärtigen Alpha 3.5 - das ist eine grenzwertig spielbare Bugseuche. Andererseits: war's je anders? Gab es je eine bugfreie Alpha bis zum heutigen Tage? Was erwarten wir, wenn wir live und in Farbe einer Spieleentwicklung zusehen - dass jedes Quartal ein rundes, fertiges Spiel auf die Platte kommt? Die Hoffnung liegt auf dem nächsten Patch, dass da weniger Bugs den Spielspaß trüben, dass der neue Content länger zu unterhalten weiß. Davon zehrt auch das Projekt, von der Hoffnung der Backer.
Die Gefahr, dass selbst bei Release nicht genug Stoff vorhanden ist, um dauerhaft zu fesseln, ist aktuell größer denn je zuvor: mit jeder veröffentlichen Spielmechanik, die nicht wirklich spaßig ist, um dauerhaft die Spieler an den Bildschirm zu fesseln, wächst die Gefahr, dass auch das Gesamtkonzept nicht funktioniert.

Long story short: Star Citizen richtig bewerten hilft ungemein, es auch richtig einzuordnen. Wir Backer finanzieren Wolkenträume und -vielleicht- kommt ein Spiel bei raus. Vielleicht. 2020 wird nach aktuellen Plänen Squadron 42 (das Singleplayer-Spiel im Stil von Wing Commander) in die Beta gehen. Wir rechnen alle mit einer signifikanten Verschiebung. Aber allein die Roadmap zum Thema zeigt, dass man auch bei CIG langsam aber sicher erkannt hat, dass man zu Potte kommen muss. Auch angesichts der Tatsache, dass ein Investor einen Betrag im Höhe der laufenden Jahreskosten überwiesen hat, dass neue Concept Sales nicht immer den nötigen Kapitalfluss generieren, weiß auch ein Chris Roberts, dass die "fetten Jahre" vorbei sind und er liefern muss, will er nicht seinen Traum scheitern sehen, weil die Backer die Geduld verloren haben und kein Geld mehr reinstecken wollen. Am Ende liegt es aber nicht an den Backern, ob Star Citizen als Projekt scheitert, sondern an eben einem Mann alleine: Chris Roberts. Irgendwann finanziert ihm niemand mehr seinen Traum. Und ich zweifle, dass er die nächsten Jahre aus eigener Tasche finanzieren kann.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.05.2019 11:26).

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