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  • Pepelios

239 Beiträge seit 11.01.2002

Eine aufgeheizte Debatte mit viel Unwissenheit auf allen Seiten

Wenn sich das ganze im Bundestag abspielen würde, könnte man es fast
als ein typisches Regierungs und Oppositiongeplapper abtun.
Aber hier reden direkt die Menschen aufeinander ein. Aber leider
nicht wirklich miteinander.  Jeder meint, er vertrete eben die große
Gruppe die für oder gegen das eine spricht. Die Wahrheit liegt
irgendwo dazwischen und ist womöglich auch für niemanden so richtig
einzufangen. Wenn es so wäre, wäre vieles nämlich einfacher.

Wodurch ist das ganze eigentlich mal ausgelöst worden?
Man erinnere sich an Napster und wie schön einfach es plötzlich war
Musik mit Millionenen von Menschen zu teilen. Oder aber sie einfach
Million von Musik zu bekommen, oder jemals selbst was geteilt zu
haben. Plötzlich hatten alle riesige MP3 Musiksammlungen. Man prahlte
damit vor den anderen das neuste zu haben. Man hatte aber auch kein
Geld. Und so wurden aus den 20-30 CDs gekauft während der ganzen
Teeniezeit, unbegrenzte Konsummöglichkeiten. Wozu nun echt noch
irgedeine CD kaufen? Und in der Tat es wurde immer weniger gekauft.
Allerhöchstens mal nach Speziellem was man auch nach wochenlanger
Suche nicht fand.

Die Reaktion der Musikindustrie mit Kopierschutz, Strafandrohung,
Einflussnahme auf Überwachung tat das übrige. Sicherlich waren sie im
Recht, doch ein Gefühl oder vielmehr eine Gewöhnung an gewisse
Tauschbörsenumstände lassen sich nicht so ohneweiteres durch Strafen,
Blockaden, etc entfernen. Die Erziehung des Rechtsempfinden findet
nunmal in der Kindlichen Entwicklungsphase statt.
Die Positionen triffteten immer weiter auseinander.

Plötzlich rechfertigte man sich damit, dass man die Songs ja nur in
Digitaler Form haben will, damit man sie im Auto, MP3 Player, Handy
ebenso hören kann.
Ein stichhaltiger Punkt, denn dies ging ja Jahrelang mit Kassetten.
Warum also nicht auch mit MP3s?

Der zwischenzeitlich für MusikCDs ausufernde Kopierschutz und die
Einbeziehung in das Gesetz taten das übliche. Sie forderten noch mehr
Trotzreaktionen herauf.
Online konnte man zu dieser Zeit bereits MP3 legal erwerben. iTunes
z.B. mit dem Angebot bis zu 5? Kopien zu erstellen. Wer wirklich Geld
ausgeben wollte, hatte nun zumindest eine legale Möglichkeit dies zu
tun.

Mit der Erhöhung der Geschwindigkeit im Internet weitete sich das
ganze ebenso auf Filme aus. Die Filmbranche war natürlich ebensowenig
vorbereitet wie die Musikindustrie. 

Und so sind wir im heute angelangt, wo es einerseits die guten alten
Medienträger CD/DVD/BD etc gibt, andererseits sowas wie iTunes,
diverse Onlineportale zum Bezahl oder Werbefinanziertem ansehen von
Content.
Aber auch so portale wie Kino.to oder Kim TV hervorbrachten.

Man streitet sich nicht wirklich hier darüber, dass das Urheberrecht
abgeschafft werden soll. Aber ich kriege immer wieder den Eindruck,
dass einige in den hinteren Reihen auf beiden Seiten immer wieder
diesen Eindruck vermitteln wollen. 
Eigentlich streitet man sich doch nur darüber, über all jenes was
eingeschränkt wurde, nur weil es Tauschbörsen gibt. 
Gäbe es diese Einschränkungen nicht, könnte jeder wie auch schon vor
30 Jahren mit seinen "wirklichen privaten Freunden" Musik/Filme etc
tauschen im üblichen kleinen privaten Kreis. Aber bitte doch nicht im
Kreis von Millionen oder Milliarden von angeblichen Facebookfreunden. 
Wenn ich heutzutage einem Kumpel eine MP3 per Skype, etc schicke,
interessiert es doch niemanden. Nur das Ausufern auf die Masse
interessierte.

Legale Tauschbörsen werden immer wieder gefordert, aber wie macht man
sowas "legal". Regeln der form, du darfst es aber nur mit 10 Freunden
tauschen????  
Solange der Begriff "legale Tauschbörsen" nicht so stark
konkretisiert wird, ist es ziemlich einfach darin eine defacto
Urheberrechtsabschaffung hineinzu interpretieren. Das ist eben ein
Knackpunkt an der Sache.

Kommen wir zu dem Punkt "die bösen Verwerter".
Es ist richtig, in der heutigen Zeit brauchen viele diese Verwerter
nicht mehr.
Andere meinen sie aber immer noch zu brauchen. Weil sie sich damit
mehr Geld, mehr Aufmerksamkeit, mehr Professionalität oder anderes
Versprechen. Unabhängig davon für wie ungerecht man die
Geldverteilung zwischen Verwerter und Urheber ansieht, ist es doch
eine Partnerschaft die primär diese beiden miteinander im
Einvernehmen eingegangen sind. 
In der heutigen Zeit kann doch auch jeder sagen, "du lässt mir zu
wenig über, ich stelle es auf Onlineplattformen wo ich Spenden, oder
eigene direkte Bezahlwege habe und direkt mein Geld bekomme" und
kümmern sich um die eigene Vermartung, etc selbst.
Aber diese Entscheidung obliegt letztlich dem Urheber. Wenn er das
eine oder das andere machen will, dann ist es seine freiheitliche
Entscheidung. 
Es ist auch meine freiheitliche Entscheidung ob ich Angestellter bin
oder ob ich mich Selbstständig mache. Es gibt Pro und Contras, die
jeder für sich selbst abwägen muss.

Ich komme besser mal langsam zum Schluss, bevor manche noch
Einschlafen. ;)

Eine Abschaffung bzw Defacto Abschaffung des Urheberrechts nützt uns
allen nichts. Sie würden nur all jenen groß Konzernen oder Illegalen
Plattformbetreibern nützen, die mit der Verbreitung ihre
Millionen/Milliarden 
verdienen. Wenn ein Urheberrecht abgeschafft würde, könnte doch auch
jedes Plattenlabel plötzlich Madonnaplatten rausbringen. Würden sich
doch sicher so einige freuen, wenn sie selbst Madonna kein Geld mehr
zahlen müssten.
Aber das will ja auch niemand abschaffen.

Was also will man?
Die Rücknahme der Kopierschutzparagraphen, um wieder die normalen
reinen Privatkopien zu ermöglichen.
Die Verhinderung einer völligen Überwachung des Bürgers(im und
ausserhalb des Internets). Ich kann verstehen(nicht gutheißen), wenn
jemand wegen Terroristen sowas aus Angst vor Tod und Anschlägen
fordert, aber sowas nur wegen der Rechtsdurchsetzung von
Urheberrechten zu fordern, ist unverhältnismäßig.
Gleichzeitig sollte sich aber auch jeder Fragen, inwiefern sein
moralisches Rechtsempfinden diese Art von Überwachung nicht geradezu
provoziert. Denn wenn mir jeden Tag jemand mein Gartentor aushängt,
allein für sein Vergnügen, werde ich mir Gedanken machen wie ich das
Verhindern kann. Entweder indem ich das Tor besser sichere oder mich
des Nachts auf die Lauer lege um ihn zu erwischen.
Es gilt also eigentlich das Verhalten herunterzufahren von
denjenigen, die deutlich über die Stränge schlagen. Das hat etwas mit
Erziehung zu tun.
Wohin der eine Weg führen kann sehen wir gerade. Am Ende will jemand
einen Überwachungsstaat haben, weil er sich anders nicht mehr zu
wehren weiß.
Wenn man also sieht was dabei rauskommen kann, kann man jetzt das
Verhalten überdenken.  Denn weder das eine noch das andere Extrem ist
es, womit die Gesellschaft vorrankommt. 

Die Lösung und Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Beide Seiten
müssen ihre Extremistischen Positionen überdenken.


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