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999 Beiträge seit 16.11.2002

Mautpfand

Das Toll-Collect-System wird meiner Einschätzung nach nicht in
Betrieb gehen.

Der systematische Fehler ist, daß die Durchfahrt eines LKW durch
einen Mautknoten nicht durch den Mautknoten selbst, sondern durch den
durchfahrenden LKW erfaßt werden soll. Die gesamte Systemintelligenz
- und damit die gesamte Systemzuverlässigkeit - steckt in mehreren
hunderttausend Einbaugeräten.

Nicht der Mautknoten erfaßt den LKW - sondern der LKW soll anhand
seiner GPS-Position erraten, ob er gerade einen Mautknoten
durchfährt.
Die Idee des Systems scheint in Erstaunen über die bunte
Leuchtanzeige eines Navigationssystem in deiner Regierungslimousine
nach Genuß mehrerer Flaschen Doppelkorn entstanden.

Überhaupt nicht berücksichtigt wurde die einfache Systembedingung,
daß sich die Maut auf die Autobahnen beschränkt.
Das jetzt in Konzeption und Scheitern befindliche System kann
unnötigerweise potentiell theoretisch alle Straßen erfassen. ( Ein
deutlicher Anhaltspunkt für eine politische Intention übrigens, daß
die Maut nicht nur auf Autobahnen begrenzt bleiben soll ).

GPS liefert im übrigen Koordinaten in einer systembedingt und durch
das GPS-Betreiberland schaltbaren Präzision, die nicht ausreichen
wird - die in vielen Ballungsgebieten durch Trassenbündelung
entstandenen parallelen Bundesstraßen von der Autobahntrasse zu
trennen.
Inwiefern die EBEs zur Mautschaltung die Durchfahrt einer Auf- und
Abfahrtkoordinate zur Schaltung der Mautpflicht berücksichtigen - ist
mir nicht bekannt. Einfacher wäre so ein System dadurch jedenfalls
auch nicht.


Einfachere Lösungen, nämlich Empfänger in den Mautknoten und
Transponder in den LKW - oder festinstallierte Transponder in den
Mautknoten und Erfassung im LKW
sind nicht in die Ausschreibungen eingegangen.

Die Erfassung und Auswertung des Systems in hunderttausende
individuelle EBEs zu verlagern und die notwendige Übertragung
mehrerer Millionen Statusmeldungen der EBEs per Mobilfunk machen das
System bereits bei Versagen einiger Zehntelpromille der
Komponentenfunktionen völlig untauglich.

Aber nicht nur die Politiker sind offenbar sehr schlecht beraten oder
bestochen und einige Milliarden Steuergelder in Technikmüll
verwandelt.

Den LEVEL III der Dummheit erreicht ja aber wohl unsere liebe
demokratische Wählerschaft, die offenbar glaubt- selbst wenn das
System funktionieren würde, daß es sich bei den Mautgebühren um
"Einnahmen" handelt - statt Kosten, die demnächst durch teurere
Transportkosten mit jedem Joghurtbecher im Supermarkt abgegeben
werden müssen. So ähnlich ( Siehe Titel ) - wie das liebe 
Dosenpfand.

Im Übrigen wäre das ganze Mautsystem durch eine EU-weite und nach
Quote verteilte Dieselsteuerkomplett entbehrlich und nahezu kostenlos
erhältlich.

Aber was solls - einem Land, das 3 Milliarden Euro in leeren Aludosen
verbrennt und für weitere - noch ungenannte 3-4 Milliarden in diese
Art defekte Satellitenradios für Taubstumme investiert - dem kanns
jawohl noch nicht eigentlich schlecht gehen.
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