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mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2000

Am lautesten schreien die Faulen nach Home Office

Tut mir leid für die direkte Aussage, meine dezentere Formulierung
hat nicht in die Zeichenbegrenzung gepasst. Dort stand zunächst "am
lautesten schreien die nach Home Office, die auch im Büro weniger
produktiv sind".

Ich selbst arbeite sporadisch von zuhause, viele meiner Kollegen
auch. Einige sind dabei, bei denen ich mir sicher bin, dass das für
den Arbeitgeber sehr nützlich ist, denn die würden eher 12 Stunden
arbeiten und 6 aufschreiben als 6 arbeiten und 6,5 aufschreiben.

Bei dem Unternehmen, in dem ich arbeite, nehme ich insgesamt aber
eine starke Korrelation wahr zwischen der Eigenschaft, schon immer
eher faul gewesen zu sein oder gerade ein längeres Motivationstief zu
haben und auf der anderen Seite der Vehemenz, mit der diese Leute
Home Office einfordern.

Hier soll sich keiner auf den Schlips getreten fühlen. Jeder kann
eienr der fleißigen sein, der sich nur mal in Ruhe konzentrieren
will. Und dann gibt es noch Jobs, bei denen Faulheit mehr oder
weniger egal ist; wenn beispielsweise nur ein Maileingang
abgearbeitet werden muss und das Ding abends immer "leer" ist, dabei
die Qualität noch passt, dann spricht auch nix dagegen, das von
zuhause aus zu erledigen und eventuelle Leerzeiten statt mit
Langeweile im Büro dann zuhuase zu verbringen und vielleicht mal
schnell die Wäsche in die Maschine zu stopfen.

Dennoch: Bei meinen Kollegen, die eigentlich rund um die Uhr
erreichbar sind (was selten wahrgenomen wird), ist selten jemand im
Home Office. Diejenigen, die mit Verlassen des Gebäudes ihr
(Firmen-)Handy ausschalten und, wenn mal Wochenendarbeit ansteht, bei
schönem Wetter vorhersehbar krank werden, die sind gerne mit 3 Tagen
HO pro Woche dabei. Zur Not auch mehr.
Ich arbeite in einem Bereich, wo Arbeitsmenge schwer messbar ist;
auch der Output. Ist das transparenter oder fließen gar abgearbeitete
Fälle mit in die Verg[tung ein, dann hat man nat[rlich keine Probleme
mit der Motivation zuhause.

Dazu kommt, dass natürlich, wenn man schnell eine Sonderaufgabe
vergeben wird, die IMMER einen der Anwesenden trifft. Der Kollege im
Home Office bekommt also weniger Ablenkung von seinem "Stammauftrag"
aufgezwungen, die im Büro dagegen noch mehr.

Die Flexibilität von Home Office ist gigantisch und prinzipiell jedem
zu gönnen. Meiner Meinung nach wird sie jedoch durch ein paar
Drückeberger in ziemlich schlechtes Licht gerückt. Und ich kann mir
nicht vorstellen, dass das nur bei uns so ist.

EDIT:
Beamte/Verwaltungsangestellte sollten mMn nur Home Office machen
dürfen, wenn sie dafür an einem anderen Tag bis 21 Uhr arbeiten.
Damit auch mal normale Menschen eine Chance haben, ihren Ausweis zu
verlängern oder ein Auto umzumelden, ohne einen Tag Urlaub nehmen zu
müssen. Auch Samstagsarbeit hat durchaus ihre Berechtigung!

Und bevor mir jemand Missgunst vorwirft: Ich muss durchaus mal bis 21
Uhr oder länger arbeiten. Dann habe ich aber nicht erst um 9 oder 10
angefangen. Auch Wochenendarbeit oder in die Nacht hinnein kommt vor.
Ich weiß also, wovon ich rede und will nicht nur, dass andere was
tun.

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