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  • Chrisbinich

mehr als 1000 Beiträge seit 13.07.2000

Re: Wieso denn Rechteinhaber fragen?

Hagetaka schrieb am 4. Dezember 2009 14:25

> > Ich bin auch in der Branche und gebe Dir durchaus Recht. Nur wie viel
> > Recht hast Du nun an Deiner Software als Angestellter/Auftragnehmer?

> Das Recht an deinem Produkt verkaufst du als Angestellter eines
> Softwareentwicklers schließlich für dein monatliches Gehalt...

Jepp. Etwas sehr ähnliches passiert, wenn Du einen Plattenvertrag
schließt. Du bist einfach ein Freelancer-Lieferant.
Das Problem mit dem Geld des Musikers oder Buchautors ist also primär
nicht der Raubkopierer, sondern der Verlag, denn ER sollte den
Künstler bezahlen.
Wenn die Verleger aber schreien würden, dass ihr
Milchkuh-Verwertungskonzept und damit ihre Kohle gefährdet ist, würde
der Staat und die Öffentlichkeit u. U. nicht so panisch reagieren,
wie wenn man von halbverhungerten Künstler-Kindern spricht.

> Ich möchte nun mal wissen, wer von denen, die hier so engagiert gegen
> Urheberrechte und deren staatlich garantierten Schutz wettern, gerne
> unentgeltlich arbeitet. 

Das ist jetzt echt net bös gemeint, aber ich möchte auch gerne
wissen, wieso man einen Ruf nach gemäßigten
Urheberrecht automatisch mit Wetten GEGEN das Urheberrecht
verwechselt und gleich von unentgeltlicher Arbeit quaselt. Das
Urheberrecht war schon 1999 gemäßigter, Napster wütete schamlos,
jedes Buch war als PDF zu kriegen und die Verwerter machten dennoch
Jahrhundertumsätze.

> Wer gute Arbeit liefert möchte auch gut dafür
> bezahlt werden. Der möchte wenigstens so viel verdienen, dass er
> nicht am Hungertuch nagen muss. Und wenn ihr nun über überbezahlte
> Musiker und Schauspieler her zieht und reiche Pfeffersäcke die deren
> Musik und Filme produzieren, dann bedenkt, ...

Siehste? Ausgerechnet die reichen Säcke, die inzwischen selbst
Rechteverwerter
sind, verlangen ein drakonisches Urheberrecht, weil sie unheimlich
viel besitzen und an diesem Status auch nichts geändert haben wollen.
Der Rest der Bande (ich bin selbst ein Hobby-Musiker) will, dass
seine Musik bekannt und die Konzerthallen voll 
werden. Das ist meist ein sehr guter Deal. 

> Klar, wer zur "Wikipedia-Copy-&-Paste"-Generation von Studenten
> gehört, den kümmert es nicht, was in den Fachbüchern steht, da die
> nicht elektronisch zu haben sind. Ich lege aber Wert darauf, dass die
> Autoren meiner Fachliteratur sorgfältig gearbeitet haben.

Dir ist aber entgangen, dass die Bücher in der Uni-Bibliothek schon
immer kopiert und fast nie gekauft wurden? Selbst die
Uni-Bibliotheken besaßen von vielen Ausgaben nur ein-zwei Exemplare.
Das Wikipedia-Copy-&-Paste-Verhalten ist eine logische Fortsetzung
dessen, was man im Unterricht schon immer machte. Erkläre mir, wie es
mal früher funktioniert hatte. Ich bin im Studium nicht reich
geworden, habe malochen müssen und haben mein gesamtes Geld für
Miete, schlechtes Futter und Information bezahlt und was ich nicht
bezahlen konnte, habe ich kopiert. Heute besitze ich mehrere Abos
naturwissenschaftlicher Zeitschriften und zahle allein für meine
Lieblingsmusik (als Kunde und als Musiker) mehr als ich damals
verdient habe.

Ich glaube nicht, dass die Studenten heute reich werden, während sie
Bücher kopieren. Am Ende kann das Geschäft mit geistigem Eigentum nur
ein Kompromiss werden. 
Lachses Urheberrecht macht die Einkünfte der Autoren von der Laune
der Kunden abhängig, die für etwas bezahlen, das sie auch so kriegen.
Hartes Urheberrecht macht die Einkünfte der Autoren von der Laune der
oligopolen Verwerter abhängig, die für etwas bezahlen, das sie
ohnehin kriegen.

Die Erfahrung zeigt, dass der zufriedene Kunde im Schnitt ein
zuverlässigerer Partner ist, als der Verwerter. Zumindest läuft das
Geschäft auch ohne Verwerter, während es ohne den Kunden schwierig
wird.

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