Google hebt ab

Mit einem auf den ersten Blick unmöglichen Projekt will Google Milliarden Menschen ins Netz holen: Ballons über abgelegenen Regionen sollen eine Brücke zu den nächstgelegenen Mobilfunkmasten herstellen.

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Von
  • Tom Simonite

Mit einem auf den ersten Blick unmöglichen Projekt will Google Milliarden Menschen ins Netz holen: Ballons über abgelegenen Regionen sollen eine Brücke zu den nächstgelegenen Mobilfunkmasten herstellen.

Genau 170 Stufen einer alten Holzleiter führen hinauf unter das Dach von Hangar 2 auf dem Moffett Federal Airfield in Kalifornien. Dann blickt man hinunter in die riesige, matt beleuchtete Halle, 1942 während des Kriegs errichtet, um Luftschiffe unterzubringen. Winzig wirkende Google-Mitarbeiter werkeln an ein Paar Ballons, die ein bisschen wie riesige weiße Kürbisse aussehen. So gesehen führt Google die Halle wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zu, und böse Stimmen würden sagen, diesmal geht es nicht um die Verteidigung, sondern um die Eroberung der Welt.

Google hat für sein Projekt Loon schon Hunderte dieser Ballons in die Luft steigen lassen, 15 Meter im Durchmesser und gefüllt mit Helium. Aktuell schweben einige Dutzend von ihnen in einer Höhe von rund 20 Kilometern über der Südhalbkugel. Damit befinden sie sich in der selten genutzten Stratosphäre – ungefähr doppelt so hoch wie kommerzielle Flugzeuge. Jeder der Ballons trägt eine kistenartige Gondel voller Elektronik, Solarmodule versorgen sie mit Energie. Mit ihrer Hilfe stellt er eine Funkverbindung zu einem Telekommunikationsnetzwerk auf der Erde her und ermöglicht so mobilen Internetzugang.

So sollen jene 60 Prozent der Weltbevölkerung, die derzeit noch nicht vernetzt sind, das Web nutzen können. Viele dieser 4,3 Milliarden Menschen leben in ländlichen Gegenden, in denen es sich für Telecom-Unternehmen nicht lohnt, Mobilfunkmasten und andere Infrastruktur zu installieren. Seit mittlerweile drei Jahren arbeitet Google an dem Projekt und hat seine Ballons mehr als drei Millionen Kilometer weit fliegen lassen. Aber nicht nur die Menschen in entlegenen Regionen haben etwas davon – sondern natürlich auch Google. In reifen Internetmärkten wie den USA lassen sich kaum noch neue Kunden finden. Weitere Milliarden Menschen ins Netz zu holen, würde eine wertvolle neue Quelle erschließen.

(rot)