Abschied von der Blackbox

Innovation per Gesetz: Ab 2010 schreibt der Bund den Einsatz von intelligenten Stromzählern verbindlich vor. Die neuen Kästen im Keller bilden die Basis für eine enorme Reorganisation der Energieversorgung.

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Von
  • Gerhard Samulat

Innovation per Gesetz: Ab 2010 schreibt der Bund den Einsatz von intelligenten Stromzählern verbindlich vor. Die neuen Kästen im Keller bilden die Basis für eine enorme Reorganisation der Energieversorgung.

Volker Laur geht um die Küchenzeile herum, klappt seinen Laptop auf und schaltet die Espressomaschine ein. „Sehen Sie“, sagt er, „wie der Stromverbrauch in die Höhe schnellt!“ Der Familienvater deutet auf eine Anzeige seines Rechners: „1234 Watt.“ Und das Notebook wird noch mehr Zahlen ausspucken. Am Ende des Tages wird Laur genau wissen, wie viel Strom im Haushalt verbraucht wurde. Er kann nicht nur den Stromverbrauch einzelner Geräte prüfen, sondern auch das Verbrauchsprofil seines ganzen Haushalts – den sogenannten Tageslastgang – minutengenau kontrollieren.

Seit April 2009 ist die Familie von Volker Laur aus Plattenhardt bei Stuttgart Teilnehmer eines Pilotprojektes des baden-württembergischen Energieversorger EnBW. Im Keller ihres Einfamilienhauses hängt seitdem ein Smart Meter, ein intelligenter Stromzähler. Wie die Tankanzeige im Cockpit eines Autos zeigt das digitale Gerät Momentan- und Langzeitwerte an und sendet sie sekundengenau über eine drahtlose Funkverbindung an den Rechner von Laur. Über Powerline – das heißt über das Hausstromkabel – schickt der Zähler zudem alle fünfzehn Minuten einen gemittelten Wert an die nächstgelegene Trafostation, von wo aus die Daten via Internet an den Energieversorger gehen.

Nicht nur die EnBW, praktisch alle überregionalen Energieversorger und dazu die größeren Stadtwerke führen Pilotversuche zum Smart Metering durch. Sie reagieren damit auf das „Gesetz zur Öffnung des Messwesens bei Strom und Gas für Wettbewerb“ vom September 2008, mit dem die gesetzgebenden Organe erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik die Einführung einer neuen Technologie verbindlich vorschreiben. Denn nach Vorgabe der Gesetzgeber müssen ab 1. Januar 2010 zunächst bei allen Neubauten sowie bei umfangreichen Haussanierungen diese digitalen Stromzähler eingebaut werden. Und jeder, der ein solches Gerät haben möchte, muss es vom Stromversorger angeboten bekommen – inklusive einer monatlichen Abrechnung. Da kommt viel Arbeit auf die Installateure zu. „42 Millionen Zähler gibt es allein in Deutschland“, kalkuliert Professor Michael Laskowski von der RWE Rheinland Westfalen Netz AG. „Zählt man die Messgeräte für Gas und Wasser hinzu, die ebenfalls der neuen Regelung unterworfen werden, kommt man auf gut 100 Millionen Einheiten“, sagt er.

Im April nächsten Jahres ... (kd)