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Admin-Horrorladen: Ihre Geschichten

| Johannes Endres

heise Netze bat Sie um Ihre schlimmsten, lehrreichsten und lustigsten Erfahrungen aus dem Admin-Alltag. Die besten Geschichten, die uns seitdem erreichten, lesen Sie hier.

Im Juni rief heise Netze dazu auf, die schlimmsten, lehrreichsten und lustigsten Geschichten aus dem Admin-Leben einzureichen [1]. Die sechs besten Geschichten, die Sie uns zuschickten, stehen hier zu lesen. Es geht um kleine Defekte mit großen Folgen, zufällig zusammentreffenden Mehrfach-Irrsinn, Bequemlichkeit am Schreibtisch, einen gefährlichen Eindringling, einen anderen Externen und den ganz normalen Alltagswahnsinn eines Users.

Wenn auch Sie Ähnliches erlebt haben, zögern Sie nicht, uns Ihre Geschichte zu erzählen [2] – der Admin-Horrorladen erweitert sein Angebot ständig.

Während der Umstellung von Token Ring auf Ethernet wurde jede Nacht eine Etage des Gebäudes umgestellt. Das führte dann unweigerlich dazu, dass man den nächsten Tag damit beschäftigt war, kleinere Probleme zu beseitigen. So auch an diesem Tag: Eine Anwenderin rief an, dass Ihr PC nicht mehr funktioniert. Also wurde ich (damals noch Azubi) losgeschickt, das Problem zu lösen.

Eine Kurze Analyse erbrachte, dass Ihr PC im Patchraum auf das falsche Netz gepatcht worden war. Also flugs die Kiste umgestöpselt, Anwenderin glücklich. Als ich dann zu meinen Kollegen zurückkam, herrschte dort helle Aufregung, denn ein wichtiger Server, welcher die Handelstransaktionen abwickelt, war nicht mehr erreichbar. Nach längerer Suche stellte man fest, dass irgendjemand (*pfeif*) den Server in das falsche Netz gepatcht hatte.

Moral: Es ist wirklich hilfreich, wenn die Dosennummern in einem Patchraum eindeutig sind.

Moral 2: Außerdem ist es wirklich sinnvoll, defekte Link-Lämpchen am Switch sofort zu tauschen, damit niemand eine produktive Maschine abzieht.

Eines Tages läuft das SAP-System nicht mehr. Der Server ist im Netz erreichbar, alle Prozesse laufen, aber es funktioniert halt nicht (man kennt diese Anrufe). Außerdem versucht der Server fleißig, Verbindungen ins LAN auf einen bestimmten PC zu öffnen.

Die Verblüffung ist groß, als sich die Ursache herausstellt:

  1. Der Resolver auf dem SAP-Server ist mit viel Kreativität dazu gebracht worden, die Adresse "localhost" über den DNS-Server aufzulösen.
  2. Der besagte PC ist von einem versierten Anwender mit dem Hostnamen "localhost" aufgesetzt worden und hat sich mit diesem Namen per Dynamic DNS beim Windows-DNS-Server verewigt.

Moral: Es gibt keine DAU [3]-sicheren Systeme, weil die DAUs so erfinderisch sind.

Anruf einer Anwenderin: Ihr Bildschirm würde immer mal wieder unmotiviert einfach ausgehen. Also flugs mal die Weltreise quer durchs ganze Haus angetreten (denn sie ist ja eine wichtige Sekretärin und hat deshalb kein Fernwartungsschnüffeltool auf ihrer Maschine). Kurz mal den Bildschirmschoner auskonfigurieren, das sollte es gewesen sein. Nur leider lässt sich auf der Maschine kein Fehler finden.

Irgendwann ziehe ich wieder ab und sage: "Rufen Sie an, wenn es wieder passiert." Wie das so ist mit den Dämonen, die man rief, hat mich die liebe Frau an diesem Tag fünfmal quer durchs Haus gescheucht. Beim letzten Mal dann sagt sie: "Also schon komisch, dass das immer nur passiert, wenn Sie nicht da sind", lehnt sich zurück im Stuhl und – patsch – Monitor aus.

Also: Nicht bewegen und einmal unter den Tisch kriechen. Dort offenbarte sich Grauenvolles. Die Dame hatte eine Mehrfachsteckdose im Bodentank verkeilt und dann immer Ihre Stöckelschuhe in die Dosen reingesteckt, weil das ja so bequem ist. Irgendwann hat die Dose das nicht mehr ausgehalten und ist ausgebrochen. Und die ausgebrochene Dose hatte dann auch den Stromleiter im Inneren der Dose ermüdet. So hatte die liebe Sekretärin einen per Stöckelschuh zu bedienenden Schalter geschaffen, der dann immer den Monitor ausgeschaltet hat, der nach dieser Dose in der Mehrfachsteckdose angeschlossen war. Ich glaube, diese kaputte Mehrfachsteckdose hängt heute noch an der Wand beim Hauselektriker.

Moral: Respekt vor stromführenden Dingen ist nicht selbstverständlich.

Ein hippes junges Unternehmen in den 90ern residierte in einem Glasfassaden-Gebäude im Dachgeschoss. Man hatte einen herrlichen Ausblick auf Frankfurt, auf die A5 (so wussten manche Mitarbeiter schon vor dem Losfahren, wie lange sie im Stau stehen würden). Es gab auch eine mehr oder weniger geduldete Dachterrasse. Alles in allem recht annehmlich. Ein signifikanter Nachteil der Location trat immer wieder in Sommer zu Tage. Die Räumlichkeiten heizten sich brachial auf.

Der Server-Raum war eine entkernte Küche, aber leider ohne Klima-Anlage. Es kam, wie es kommen musste: Die Temperatur stieg in der Server-Küche auf weit über 40 Grad. Die ersten Warnmeldungen der Server liefen ein. Die Anschaffung der Klimaanlage (Chef-Büro und Server-Raum) wurde beschlossen. Dummerweise hat so ein Gerät im Hochsommer einige Tage mehr an Lieferzeit.

Die Server jammerten immer lauter. Die Türen zu den Büros zu öffnen, war wegen der Lärmbelastung nicht möglich. Da es draußen trotz der sommerlichen Temperaturen deutlich kühler war, schien es, als könne man mit offenen Fenstern am Tage und offenen Türen in der Nacht die Zeit bis zur Lieferung der Klimaanlage überbrücken.

Ein weiterer heißer Tag lief an, Kaffee diente mittlerweile schon als Kaltgetränk. Ich lief an der Server-Küche vorbei. Neben dem latenten Soundgebaren stieg mir ein undefinierbarer Geruch in die Nase – leicht ätzend.

Doch darum musste ich mich später kümmern, denn es gab einen Notfall. Eine Kollegin hatte gerufen, weil der Internetzugang klemmte. Okay, wie erwartet konnten alle lokalen Ressourcen erreicht werden, bis auf den Router … Moment, der Router steht in der Server-Küche – der unangenehme Geruch!

Tür auf, Geruch wird beißender, leicht verbrannt mit einer Note von verschmortem Elko. Unser Router wies auf der Oberseite an einigen Kühlschlitzen eine deutliche Verfärbung auf: schmierig weiß und grau-grün. Dann hörte ich schräg hinter und über mir für einen Server-Raum seltsame Geräusche: Rascheln und Gurren. Auf unserem Rack saß – eine Taube. Warum sie durch das offene Fenster in diese Sauna geflogen ist, wird immer ein Rätsel bleiben. Aber Fakt bleibt: Sie hat unseren Router ausgeschissen.

Moral: Wer beizeiten für sinnvolle Kühlung sorgt, muss sich nicht mit verderblichem Geflügel herumschlagen.

In unserer Behörde muss die Finanzsoftware um zwei Orcale-Versionen upgedated werden. Die gesamte sehr komplexe Installation besteht aus einer Mischung von programmspezifischen Teilen unter Windows, einer Progress-Schnittstelle und SQL-Scripten unter Oracle.

Die Einführung des Systems obliegt einer externen Supporterin (im Nachfolgenden Sup(port)ertante genannt), die für die Einführung sogar zwei Jahre fest eingestellt ist.

Das Allerwichtigste bei diesen Updates – und explizite Vorschrift des Herstellers – ist, dass auf keinen Fall irgendein User während des Updates auf Programm und/oder Datenbank eingeloggt ist. Deshalb wird die Supertante aktiv. Sie weist alle User am Tag X an, sich vom System fernzuhalten und sperrt allen anderen den Zugriff.

Also legen die Admins los, die sowieso schon wegen der Komplexität schwitzen, da sie die SQL-Skripte für die Oracle vor dem eigentlichen Programm-Update von Hand eingeben und die Commits prüfen müssen. Sie werkeln zu dritt. Alles läuft wie am Schnürchen, bis zum Programm-Update – kryptische Fehlermeldung.

Also noch mal von vorn, da haben wir wohl Mist gebaut. Vorher verständige ich noch die Supertante, dass es wohl doch länger dauert. Supertante: "Mmmh, jaaa …"

Also legen die Admins los, die sowieso schon wegen der Komplexität schwitzen, da sie die SQL-Skripte für die Oracle vor dem eigentlichen Programm-Update von Hand eingeben und die Commits prüfen müssen. Sie werkeln zu dritt. Alles läuft wie am Schnürchen, bis zum Programm-Update – kryptische Fehlermeldung. Immerhin ist es dieselbe wie beim vorigen Mal.

Das gibts doch nicht. Also rufen wir den Softwarehersteller an, schalten einen Hotliner auf und scannen mit ihm die Logs. Auch er kann sich den Fehler oder die Ursache nicht erklären und empfiehlt, es noch mal zu versuchen.

Auf dem Flur trippeln 60 User, die auf die Freigabe des Finanzsystems warten.

Vor dem nächsten Versuch verständige ich noch die Supertante, dass es wohl länger dauert. Supertante: "Soso, Die Aufgabe ist wohl zu komplex für euch Admins."

Also legen die Admins los, die sowieso  …

Moment – da stellt dann doch einer die Frage: "Könnte der Abbruch nicht daher kommen, dass nun doch noch einer aufgeschaltet ist?"

"Nee nee, die Supertante hat doch alle ausgesperrt, oder nicht?"

Ein Blick in "Domänen-Verwaltung–> Freigaben–> Dateizugriffe: "Heh, rat mal, wer da voll im Programm drin ist!"

Der IT-Leiter greift mühsam beherrscht zum Telefon, um die Supertante anzurufen. *säusel*: "Könnte es sein, dass Sie im Programm und auf die Datenbank aufgeschaltet sind?"

Supertante entrüstet: "Aber ja, ich will doch schließlich wissen, was Sie da treiben!"

Moral: Vertrauen ist gut, Kontrolle muss nicht immer besser sein.

Als Wächter der Computer in einem Internet-Café kommen einem die verrücktesten Sachen unter. Bei einem ganz netten Fall, der aber schon ewig her ist, habe ich beim Client auf "Druck" gedrückt, um den Screenshot für die Ewigkeit festzuhalten …

Der Kommentar des Kunden, der mich gerufen hat, nachdem er die Zeile verbrochen hat, war übrigens "Hey, ich möchte meine E-Mails lesen, warum funktioniert Dein Scheiß-Computer nicht?!"

Interessante URL

Da ist wohl gar nichts richtig. (Bild wurde nachgestellt, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen.)

Moral: Gelegentlich sitzt das Problem auch mal vor der Tastatur. ()


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