Alexa, lass uns spielen

Sprachgesteuerte Spiele werden immer beliebter. Jetzt setzt auch Amazon auf den aufstrebende Industriezweig.

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Alexa

(Bild: dpa, Elaine Thompson/AP)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Tanya Basu
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Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich auf einer Reise in den Weltraum, als Sie plötzlich aus dem Kryo-Schlaf erwachen und feststellen, dass Ihr Schiff von irgendetwas belagert wird. Teilweise noch in Stasis, haben Sie nur eine Chance, sich und Ihre Crew zu retten. Sie müssen das Schiff allein mit Ihrer Stimme in Sicherheit bringen.

Das ist das Konzept von Vortex, einem Spiel des portugiesischen Sprachstudios Doppio, das im Herbst auf Amazon veröffentlicht werden soll. Geht es nach Amazon, wird es noch viel mehr Spiele dieser Art geben. Im Juli gab Dave Isbitski, Amazons "Chefevangelist" für Alexa und Echo, auf dem jährlichen von Amazons Alexa gesponsorten "Voice Summit" in Newark bekannt, dass das Unternehmen in Skill Flow investiert hat. Dieses Werkzeug soll Entwicklern sprachgestützter Spiele dabei helfen, Geschichten zu entwickeln.

Bei der Nutzung von Alexa haben sich Spiele zu einer der beliebtesten Anwendungen entwickelt, teilte Isbitski in einer E-Mail mit. Ihre Zahl sei 2018 um 160 Prozent gestiegen. Seitdem hätten Milliarden von Kommandos Alexa gebeten, Spiele zu spielen.

Es mag seltsam klingen, dass ein Unternehmen sich auf das Voice-First-Gaming einlässt, wenn es zuvor mit Twitch, eine äußerst beliebte Plattform für das Streamen und Anschauen von zumeist konventionellen Videospielen erworben hat. Doch Isbitski zufolge sind Sprachspiele der nächste natürliche Schritt. "Es kann Spiele gemeinschaftlicher machen", sagte er. "Man kann durch das gemeinsame Spielen eines Spracherlebnisses im selben Raum sein, ob es nun ein Escape Room oder ein Verlies ist."

In seinem Keynote-Vortrag auf dem Voice Summit sagte Isbitski, dass das Skill Flow-Tool einen Wendepunkt im Denken der Branche über die Rolle von Sprachassistenten im Leben der Menschen darstellt. Sie wollen nicht mehr nur ein steriler Wetterbericht, ein unfehlbares Wörterbuch obskurer Wörter oder eine desinteressierte Stimme sein, die durch eine Spotify-Bibliothek blättert. Alexa und ihre Stimmentechnik-Cousinen werden so programmiert, dass sie das Interesse der Nutzer wecken, dramatisieren und sinnvolle Gespräche mit ihrem Publikum führen.

Pretzel Labs, ein Voice-First-Gaming-Startup, hat sich dieser Idee verschrieben. Das Unternehmen hat mehrere Spiele für Alexa, Google Home und andere sprachgesteuerte Assistenten herausgebracht. In dem beliebtesten namens "Kids Court" machen Spieler (oft Geschwister) einen Fall untereinander mit Hilfe von Alexa aus, die als neutrale Instanz gesehen wird. Laut Adva Levin, Gründerin und Geschäftsführerin von Pretzel Lab, sagte, verstehen die Kinder, dass die Sprachtechnologie nicht menschlich ist, was von Vorteil sei. Eltern können frustriert oder müde sein oder haben nicht alle Fakten und Geduld, um einen Streit beizulegen. Alexa dagegen sei "rational und nicht voreingenommen oder abgelenkt".

Levin wurde zur Gründung von Pretzel Labs inspiriert, nachdem sie eine Alexa erworben und ihr auffiel, wie Kinder damit umgehen. "Es war magisch zu sehen, wie sie sich in sie verliebt haben. Sie fingen an zu reden und zu lachen", sagt Levin. Sie erkannte, dass Alexa ein neues Medium war, das Videospiele ergänzt, aber mehr Kreativität und Fantasie erfordert als bildschirmbasierte Spiele. "Die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration, die erforderlich sind, um ein Gespräch zu führen, unterscheidet sich erheblich von dem, was für die Verwendung eines Tablets erforderlich ist", sagt sie.

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Levin ist mit ihrem Unternehmen in einer aufstrebenden Ecke der Gaming-Branche positioniert. Das neu entdeckte Interesse von Amazon an sprachgesteuerten Spielen mache sie nicht nervös, meint sie. "Ich denke, Wettbewerb ist gut, um die Messlatte höher zu legen und qualitativ hochwertigere Erfahrungen zu machen", sagt Levin. "[Wir] sind vor allem sehr gespannt darauf, wie sich die Plattformen weiterentwickeln und mit welchen neuen Dingen wir bessere Erfahrungen für unsere Benutzer schaffen können."

Für Christopher Barnes, Mitbegründer von Doppio, sprechen Voice-First-Games ein breiteres Publikum an als herkömmliche Videospiele. "Wir haben gesehen, dass Menschen, die sich nicht als Gamer betrachten und sich vorher noch nicht einmal mit einem herkömmlichen Videospiel befassen, viel eher bereit sind, ein Sprachspiel über ihren intelligenten Lautsprecher oder ihr Smartphone zu spielen", sagte Barnes. "Dies spricht für die einzigartige Fähigkeit dieser neuen Sprachplattform, verschiedene Gruppen von Spielern zu erreichen, die wir bei Mobil-, Konsolen- oder PC-Spielen nicht hätten."

(vsz)