"Alle Geräte werden vernetzt"

Amazons Technikchef Werner Vogels spricht im TR-Interview über die Zukunft Cloud Computing.

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Von
  • Rachel Metz

Amazons Technikchef Werner Vogels spricht im TR-Interview über die Zukunft Cloud Computing.

Acht Jahre lang betreibt der E-Commerce-Riese Amazon sein Datengeschäft namens Amazon Web Services (AWS) bereits. In dieser Zeit wurde aus einem Nebenprojekt, das kleinen Start-ups billigen Zugriff auf Rechenleistung und Speicherplatz geben sollte, ein schnell wachsender Cloud-Computing-Marktplatz für zahllose namhafte Kunden. Die Marktanalysefirma Gartner kam kürzlich zu dem Schluss, dass AWS mittlerweile fünfmal so viel Computerkapazität verwendet wie die Top-14 seiner Konkurrenten – und zwar zusammen. Amazon-Gründer und CEO Jeff Bezos sagt bereits voraus, dass AWS eines Tages größer sein könnte als Amazons Einzelhandelsgeschäft.

Werner Vogels, der in den Niederlanden geborene Chief Technology Officer des Konzerns, widmet einen Großteil seiner Zeit mittlerweile Amazons riesigem Cloud-Imperium. Mit Technology Review sprach er in einem temporären Start-up-Loft, das Amazon im Juni in San Francisco aufgebaut hatte. Im Interview äußert er sich zur Zukunft des Cloud Computing und der Frage, wie man es sicherer machen kann.

Technology Review: Herr Vogels, wie wird Cloud Computing Ihrer Ansicht nach unser Leben verändern?

Werner Vogels: ich gebe ihnen ein Beispiel. Als ich heute im Hotel-Fitnesscenter das Laufband betrat, dachte ich mir, wie toll es wäre, wenn sich dessen Bildschirm nun automatisch umkonfigurieren würde, damit ich meine Musik, meine Lieblingszeitung und andere Dinge, die mir wichtig sind, sofort nutzen kann. Ich denke, wir werden bald in einer Zeit leben, in der alle unsere Inhalte einfach in der Cloud liegen. Das gilt sowohl für unsere persönlichen Sachen wie auch beispielsweise ein Zeitungsabo.

Das kann man ja bereits heute sehen: Amazon als Händler macht schon einige dieser Dinge. So speichert der Cloud Player die Musik der Kunden, wenn sie möchten, und die Software kann sich auch mit einem Autoradio verbinden, so dass man seine Musik nicht mehr mitnehmen muss – sie folgt einem einfach. Solche Ansätze werden wir mehr und mehr sehen. Sobald unsere Geräte stärker vernetzt sind, werden wir auch unser Inhalte auf immer mehr dieser Geräte wiederfinden.

TR: Was müssen Sie bei Amazon unbedingt richtig machen, um weiter wachsen zu können?

Vogels: Sicherheit wird immer unsere Priorität Nummer eins sein. Es wird auch immer das Segment sein, in das wir am meisten investieren. Wir wollen die Cloud wirklich zu einem Ort machen, an dem man seine Daten gerne speichert – und gleichzeitig die volle Kontrolle darüber hat, wer auf sie zugreifen kann.

TR: Mit welchen Sicherheitstechnologien experimentieren Sie gerade?

Vogels: Darüber kann ich hier nicht sprechen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir uns sehr genau einige dieser jungen Firmen ansehen werden, die im Sicherheitsbereich aktiv sind. Denn das ist eine Welt, die für die Kunden bislang einfach noch nicht bequem genug ist.

Ein Beispiel ist das Management von Zugangsschlüsseln – damit kommen viele Nutzer nicht klar. Wir haben schon eine ganze Reihe Partner in diesem Bereich, Trend Micro, F-Secure und andere. Die bauen bereits Produkte in diesem Bereich. Doch es gibt noch jede Menge Innovationen, die ich in diesem Bereich erwarte, sei es nun das sichere Speichern von Daten oder das erwähnte Key-Management.

Ich wäre sehr froh, wenn wir in ein paar Jahren an einen Punkt gelangen würden, an dem alle unsere Kunden ihre Daten komplett verschlüsseln – oder zumindest alle sensiblen Geschäftsdaten. Gleiches gilt für Kundeninformationen, die Personen zugeordnet werden können. Ich bin in diesem Bereich schon eine ganze Weile auf dem Kriegspfad. (bsc)