Alle gegen Apple

Tablets servieren dem Sofa-Surfer die tägliche Ration Internet schneller und bequemer als jedes Notebook. Doch zwischen dem iPad und den Geräten von HP, Blackberry, Samsung und LG gibt es wichtige Unterschiede: Apple hat sein Ökosystem aus Apps und Medien schon fertig, die anderen Anbieter füllen ihre Shops noch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von

Wie langweilig der PC-Markt in den letzten Jahrzehnten doch war: Intel beschleunigte seine Chips jährlich um zwanzig bis dreißig Prozent, Microsoft schraubte alle paar Jahre an seinem Betriebssystem-Dino Windows. Die PC-Hersteller löteten die Chips auf ihre Boards und spielten Windows auf ihre Festplatten. Rund 90 Prozent der Computernutzer kauften diese Kisten, und sie wussten immer genau, was sie bekamen.

Mit dieser Übersichtlichkeit ist es vorbei. Die Nutzer werden mit einer neuen Gerätekategorie konfrontiert: Fast jede Woche bringt ein anderer Hersteller ein schickes, flaches Tablet auf den Markt. Apple verkauft sogar schon mehr iPads als Notebooks.

Am schnellsten sprangen Start-ups auf den Tablet-Zug, doch ihre unausgegorenen WeTabs und Joojoos scheiterten. Auch große Hersteller wie Toshiba reagierten so überstürzt, dass ihre ersten Tablets floppten.

Jetzt, nur ein paar Monate später, wird der Markt erwachsen. PC-Giganten wie HP und Acer sind eingestiegen, weil die Tablets ihr Stammgeschäft anknabbern. Die Smartphone-Schwergewichte HTC, Samsung und RIM haben ihre Tablets ebenfalls fertig, und Apple ist schon beim iPad 2.

Schwierig ist die Entscheidung für ein Tablet nicht nur aufgrund der vielen Modelle, auch wegen der Vielfalt der Betriebssysteme. Vier ernstzunehmende Alternativen gibt es: Apples iOS, Googles Android, HPs WebOS und RIMs Blackberry OS. Eine fünfte kommt 2012 hinzu, falls Windows das Comeback mit neuer Oberfläche gelingt. Tablets mit Windows 7 gibt es zwar, aber sie sind angesichts ihrer schweren Gehäuse und kurzen Akkulaufzeiten keine echten iPad-Konkurrenten.

Mit den Systemen verknüpft sind Cloud-Dienste, Software-Shops und Medien-Tankstellen. Bei einem Wechsel der Plattform kann man Programme auf keinen Fall, die Mediensammlung nur vielleicht mitnehmen. Das macht die Entscheidung für ein Tablet zu einer Ehe mit einem Anbieter und Scheidungen teuer. Nur innerhalb einer Plattform wechselt man ohne Datenverlust von Gerät zu Gerät.

Erschwerend hinzu kommt das hohe Entwicklungstempo. Google startet fast wöchentlich neue Cloud-Dienste und veröffentlicht alle drei Monate Android-Updates. Die anderen Hersteller versuchen, Schritt zu halten. Zum Kaufzeitpunkt wissen deshalb nur gut Informierte, was sie bekommen. Und oft ist nicht absehbar, ob ein Tablet in sechs Monaten noch auf der Höhe der Zeit sein wird: Nicht alle Hersteller bringen Updates auf die bereits verkauften Geräte.

Größte Gerätevielfalt: Nur bei Android kann man zwischen extrem unterschiedlichen Modellen wie dem Samsung Galaxy Tab 10.1 (links) und HTC Flyer auswählen – von klein bis groß.

Wer die richtige Tablet-Entscheidung treffen will, muss deshalb die Plattformen als Ganzes unter die Lupe nehmen – was gibt es an Software, welche Cloud-Dienste erleichtern das Synchronisieren, wie schnell und wie lange liefern die Hersteller Updates?

Aber auch Design, Leistung und Funktionen der Geräte sind wichtig. Getestet haben wir das iPad 2 und die Android-Tablets LG Optimus Pad, Acer Iconia Tab A501, Samsung Galaxy Tab 10.1 sowie das HP Touchpad und das Blackberry Playbook. In unsere Vergleichstabelle haben wir darüber hinaus die Android-Tablets HTC Flyer, Asus Transformer und Motorola Xoom aufgenommen, die wir bereits in früheren Ausgaben getestet haben (c’t 13/11, 14/11, 8/11).

Apple und Samsung sind besonders stolz auf das Äußere ihrer Tablets. Das Galaxy Tab 10.1 und das iPad 2 messen an der dicksten Stelle nur knapp neun Millimeter, die meisten Konkurrenten sind mindestens vier Millimeter dicker. Das iPad sieht dank Alu-Gehäuse außerdem schicker aus und fühlt sich hochwertiger an als die Konkurrenten. Doch das reicht im Alltag nicht, wichtig sind auch andere Kriterien: das Gewicht, das Display und die Akkulaufzeit.

Tablets hält man oft mit einer Hand, während man mit der anderen tippt. Dann spürt man die Unterschiede zwischen den rund 400 Gramm schweren Sieben-Zoll-Tablets (HTC Flyer und Blackberry Playbook), den um 600 Gramm schweren Zehn-Zöllern (iPad 2, LG Optimus Pad, Samsung Galaxy Tab 10.1) und den noch schwereren (HP Touchpad, Acer Iconia Tab A500, Motorola Xoom). Und nur die Sieben-Zoll-Tablets passen in die Jackentasche.

Die hellsten Displays mit den sattesten Farben, auch aus flachen Blickwinkeln, haben das iPad 2, das Blackberry Playbook und das Samsung Galaxy Tab. Die Android-3.0-Tablets von Acer, Samsung & Co. punkten mit Pixeln: Ihre Auflösung von 1280 x 800 sorgt für Übersicht beim Surfen. iPad und Touchpad (1024 x 768) eignen sich mit ihrem Seitenverhältnis von 4:3 gut für Magazine, die restlichen Tablets dank 16:9 oder 16:10 besser für Filme. Die längsten Akkulaufzeiten haben wir beim iPad, Xoom und Playbook gemessen.

Für Android spricht die schnell wachsende Vielfalt an Bauformen und Gimmicks. Zig Hersteller nutzen das Google-Betriebssystem, versuchen sich voneinander abzusetzen und erfüllen dadurch auch Sonderwünsche: Auf HTCs Flyer kann man mit einem Stift Notizen schreiben, das Transformer von Asus verwandelt sich in ein Notebook, Lenovos vermutlich ab September erhältliches ThinkPad-Tablet soll fürs Büro taugen und Sonys für Herbst angekündigtes Klapp-Tablet passt wie ein Schminkspiegel in die Handtasche.

Der Vorteil der Vielfalt: Auch wenn man jetzt ein Zehn-Zoll-Tablet bevorzugt, vielleicht wünscht man sich danach doch eher einen Sieben-Zöller. Dann kann man das Modell und den Hersteller wechseln, aber bei Android bleiben – und seine Apps weiter nutzen. Trotzdem verteidigt das iPad seinen Spitzenplatz in der Disziplin „Hardware“. Display, Gewicht und Akkulaufzeit sind spitze oder den neuen Konkurrenten ebenbürtig.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 17/2011.

Mehr Infos

Alle gegen Apple

Artikel zum Thema "Alle gegen Apple" finden Sie in c't 17/2011:

  • Tablets mit Android, WebOS und Blackberry OS - Seite 80
  • Die Tablet-Oberfläche von Windows 8 - Seite 88

(cwo)