Test: 3D-Drucker Fabrikator Mini

Seit der schnuckelige 3D-Drucker Fabrikator Mini vor rund einem Jahr im Sortiment des Elektronik-Versenders HobbyKing auftauchte, zieht das winzige Gerät zuverlässig alle Aufmerksamkeit auf sich, wo auch immer es in natura zu sehen ist. Doch der Fabrikator hat auch innere Werte, mit denen er sich nicht verstecken muss.

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(Bild: HobbyKing)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dirk Herrendoerfer
Inhaltsverzeichnis

Seit einiger Zeit verkauft HobbyKing.com unter dem Markennamen ihrer Tochterfirma Turnigy den Fabrikator Mini 3D Printer. Für gerade einmal 160 Euro plus Versand und Steuern bekommt man ein komplett zusammengebautes Gerät, solide und aus edel aussehendem Acrylglas gefertigt.

Mini ist nicht nur der Preis: Der Bauraum umfasst gerade einmal 8 cm × 8 cm × 8 cm. Mitgeliefert wird ein 130 Watt starkes externes Netzteil mit EU-Stecker, eine sehr knapp bemessene Anleitung und einige zusätzliche Haft-Aufkleber für das Druckbett. Dazu gibt es noch knapp 80 Zentimeter schwarzes Filament, das man getrost gleich zur Seite legen sollte. Es lohnt sich wirklich nicht, so wenig Material einzufädeln, das nicht für einen einzigen ernsthaften Probedruck reicht.

Um den 3D-Drucker betriebsbereit zu machen, sind nur ein paar Handgriffe notwendig: Der Schrittmotor, der den Extruder füttert, muss seitlich am Gerät befestigt und der Bowden-Extruder mit dem Teflonschlauch verbunden werden und schon kann es losgehen.

Ausprobiert: 3D-Drucker Fabrikator Mini von HobbyKing (14 Bilder)

Den Fabrikator Mini verkaufte HobbyKing auch schon mal mit einem Gehäuse aus farbigem Acrylglas – derzeit scheint es nur noch die transparente Variante zu geben. Die kleinen Füße unter unserem Testgerät wurden selbst gedruckt – sie sorgen für genügend Luftstrom und damit Kühlung von unten.
(Bild: Dirk Herrendoerfer)

An dieser Stelle wird deutlich, wie HobbyKing es schaffen konnte, den Preis auf einem so niedrigen Niveau zu halten: Es gibt keine dedizierte Software für den kleinen Drucker, stattdessen ist der Kunde an dieser Stelle angehalten, sich Repetier-Host in der neuesten verfügbaren Version selbst herunterzuladen. Da der Fabrikator vom Konzept her ein Standarddrucker ist, funktioniert er mit dieser wahrscheinlich am weitesten verbreiteten Software für 3D-Drucker. Ein weiterer Vorteil: Auch die neuesten Versionen der Slicer-Software werden so automatisch mit installiert. Lediglich der Windows Treiber für den USB-to-Serial-Adapter brauchte etwas Hilfe bei der Installation. Die mitgelieferte Anleitung in Englisch ist deutlich formuliert und hilfreich bebildert und macht die Schritte der Installation recht einfach.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Das Anlegen der Druckerinformation und die Eingabe der Parameter für den Cura-Slicer ist ebenfalls Schritt für Schritt abgebildet, allerdings auch etwas aufwändiger. Die dort angegeben Werte lassen sich natürlich auch für jeden anderen Slicer benutzen, was aber eventuell für den Einsteiger nicht ganz ersichtlich sein dürfte.

Der letzte Schritt der Inbetriebnahme ist das manuelle Einstellen des Nullpunkts, welches über zwei Stellschrauben am Drucker vorgenommen wird und ebenfalls gut beschrieben wird. Leider ist an diesem Punkt die Anleitung zu Ende – es wäre schön gewesen, wenn zumindest einmal die Arbeitsschritte für das Laden, Positionieren, Slicen und das Drucken eines Objekts beschrieben worden wären, aber dazu gibt es ja die neuen Medien.

HobbyKing hat natürlich auch an anderen Stellen gespart. Für einen 3D-Drucker, der nur 160 Euro kosten soll, ist an ein großes Entwicklungsbudget nicht zu denken. So machte sich HobbyKing auch gar nicht erst an eine Eigenentwicklung, sondern produzierte einfach den als Open Source verfügbaren 3D-Drucker von TinyBoy. TinyBoy entwickelte seinen Drucker mit dem Ziel, dass jedes Kind auf der Welt im Rahmen seiner Schullaufbahn Zugang zu dieser Technik haben sollte. Dementsprechend wurden alle Pläne für den 3D-Drucker, die Firmware sowie alle weiteren Designdokumente unter einer Creative-Commons Lizenz veröffentlicht.

Der Plan von TinyBoy, ein kleines Gerät mit ausgereifter technischer Basis zu entwickeln, wurde auch beim Nachbau von HobbyKing durchweg beibehalten. An der einen oder anderen Stelle findet man eine Abweichung von den Plänen und Bauteilen des Originals, aber diese sind nicht von Nachteil für den Käufer. Im Gegenteil, billiger kommt man an diese Ausrüstung auch nicht, wenn man Einzelkomponenten kauft.

Zu den technischen Highlights gehören unter anderem das Arduino- sowie Ramps1.4-kompatible Controller-Board des Druckers, der E3D-V6-lite-Extruder mit 25 Watt Heizleistung, drei kugelgelagerte NEMA-14-Schrittmotoren, ein NEMA-17-Schrittmotor am Extrudervorschub sowie das lasergeschnittene Acrylglasgehaeuse, das auch die Führungen der drei Achsen enthält. Die Führungsgestänge sind aus Edelstahl, die Gleitlager aus Bronze. Die X- und Y-Achse werden mit einem umgelenkten Zahnriemen angetrieben, die Z-Achse hebt und senkt sich mittels einer Gewindestange. Endpositionen werden mittels mechanischer Mikroschalter ermittelt. Der Bautisch verfährt in X-Richtung, die Y- und Z-Achse mit dem Extruder bilden eine Einheit. Das Controller-Board ist für einen 3D-Drucker mit zwei Extrudern, einem Display, SD-Karte und einer beheizten Bauplattform ausgelegt – die nicht benutzten Anschlüsse sind dabei voll funktionsfähig. Viele der Baugruppen im Fabrikator Mini sind nicht mit Verschraubungen, sondern mit Kabelbindern verbunden und gesichert – das ist günstig, flexibel und macht kleine Reparaturen einfach.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Die Druckqualität lässt, wenn man den Preis nicht aus den Augen verliert, kaum Wünsche übrig, Aufgrund der kleinen Bauform und der begrenzten Wege ist das Druckergebnis sehr gut. Vibrationen treten keine auf, es gibt auch kein Spiel oder Verwindung in den Achsen. Lediglich die Riemenspannung sollte man im Auge behalten, denn Spiel oder eine zu hohe Spannung des Riemens führen zu Problemen beim Druck. Der Extruder mit seiner auf 0,4 mm gebohrten Düse ist mit den maximalen Druckgeschwindigkeiten von gerade einmal 20 mm/s beinahe unterfordert. Aus diesem Grund sind die Schichten des Druckes sehr gut durchverbunden und sehr stabil.

In den Tests zeigte sich eine leichte Neigung zum Oozing (unkontrollierter Abgabe überflüssigen Materials), und eine sehr hohe Linienstärke. Dieser kann durch Setzen eines Korrekturfaktors in den Filament-Einstellungen des Slicers entgegengewirkt werden. Ebenso ist es sinnvoll die Retract-Einstellungen (den Rückzug des Materials für ein sauberes Ende des gedruckten Materialfadens) je nach Filament zu optimieren.

Im Betrieb ist der Drucker sehr leise. Das Gerät ist hauptsächlich zur Verwendung mit PLA gedacht, aber auch PLA-Kombinationswerkstoffe sind geeignet. Für ABS ist er weniger geeignet, da der Bauraum unbeheizt ist und der Extruder nicht die erforderlichen Temperaturen erreicht. Die möglichen Geschwindigkeiten für den Druck mit PLA betragen beim Druck 10–20 mm/s und 30 mm/s bei Positionierungsbewegungen.

Bei dem hier getesteten Gerät handelt es sich um eines der ersten Generation. Bei diesen liegt der Drucker mit dem offenen Boden komplett auf der Standfläche auf, was zu einem Hitzestau im Gerät führen kann. Die Schrittmotoren werden im Betrieb auch sehr warm. Es ist sinnvoll, für diese Geräte als erstes ein paar Standfüße zu drucken. Modelle dafür gibt es zum Beispiel bei Thingiverse.

Bei unserem Gerät war der Zahnriemen der Y-Achse nicht korrekt gespannt. Um diesen Fehler zu beheben, musste eine der Seitenscheiben entfernt werden, was sich als recht kompliziert herausstellte. HobbyKing hat in der Zwischenzeit angekündigt, diese beiden Probleme mit der nächsten Version des Fabrikator Mini zu beseitigen.

Ein kleines Problem stellte der Extruder-Vortrieb dar: Es schien so, als ob das ursprünglich vorgesehene Treibrad im Lauf der Produktion gegen ein kleineres getauscht wurde, sodass die Führung nicht mehr gerade läuft und das Filament am Treibrad stark gebogen wird. Die Lösung dieses Problems war recht einfach: Am Bowden-Schlauch wurden 12 Millimeter abgeschnitten, und das kleine Schlauchstück anstatt der Messing-Führung in dessen Loch geschoben. Danach lief der Vorschub sauber und das Filament wurde nicht mehr so stark verformt. Um die Kühlung des Druckes etwas zu verbessern, wurde unser Drucker zusätzlich mit einer selbstgedruckten Luftleitungshaube bestückt, die rund 40 Prozent des Luftstroms aus der Extruderkühlung über den Druckbereich zurücklenkt.

Gerät Fabrikator Mini
Hersteller / Vertrieb Turnigy / HobbyKing
Bauraum 8 cm × 8 cm × 8 cm
Drucktisch Acrylglas mit Klebeband, unbeheizt
Software Repetier-Host (Windows, Mac OS X, Linux)
Material PLA, 1,75 mm
Druck über.... USB-Kabel
Druckqualität mittel
Preis ca. 160 €

Der Fabrikator Mini liefert gute Ergebnisse und muss sich wegen seines kleinen Bauraums nicht verstecken – damit geht nicht nur ein niedriger Preis einher, sondern er braucht auch wenig Platz auf dem Tisch, lässt sich leicht transportieren und eignet sich daher gut als Vorzeige-Drucker, wenn es um eine Demonstration der Technik geht, sei es in der Schule oder bei Veranstaltungen. Noch dazu ist der kompakte Drucker im Betrieb sehr leise. Technisch versierte Nutzer können mit ihm viel Spaß haben, Einsteiger lernen schnell die wichtigsten Begriffe und Arbeitsschritte bei der Installation der notwendigen Tools. Für den ambitionierten Bastler sind auch noch genug ungenutzte Funktionen in der Hardware vorhanden, um das Ergebnis und den Funktionsumfang zu verbessern und zu erweitern. ()