Coronavirus-Bekämpfung: Kontakt-Apps helfen, sind aber längst nicht alles

Digitale Werkzeuge können laut einer Studie einen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie leisten, doch es werden auch weitere Maßnahmen gebraucht – und mehr Daten.

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Coronavirus-Bekämpfung: Kontakt-Apps helfen, sind aber längt nicht alles

(Bild: engin akyurt on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Patrick Howell O'Neill

Dutzende Länder haben Apps zur automatischen Kontakt-Nachverfolgung eingeführt. Doch eine neue Studie bestätigt, was Experten schon länger wussten: Mit Technik allein lässt sich die Pandemie nicht stoppen. Laut einer neuen systematischen Untersuchung von 15 veröffentlichten Studien darüber erfordert die Technologie immer noch erhebliche manuelle Nachforschungen. Damit sie wirksam ist, muss sie zudem von sozialer Distanzierung und massenhaften Tests begleitet werden.

Die neue Studie vom University College London ist eine Bestätigung für das, was Technik- wie Epidemie-Experten schon länger sagen: Digitale Werkzeuge können eine Ergänzung sein, aber nicht die sehr menschliche Arbeit im Kampf gegen Covid-19 ersetzen.

Viele Länder haben ihre eigenen Apps zur Nachverfolgung von Coronavirus-Kontakten herausgebracht, wie das Projekt Covid Tracing Tracker der US-Ausgabe von Technology Review dokumentiert. Zu ihrer Effektivität aber sind noch viele Fragen offen. In der Studie fordert Robert Aldridge vom UCL dringend weitere Forschung darüber und klagt über einen Mangel an wissenschaftlichen Daten zu dem jetzt so wichtigen Thema: „Wir müssen diese Evidenz-Lücke dringend schließen und herausfinden, wie automatisierte Ansätze mit bestehenden Strategien für Kontakt-Verfolgung und Krankheitsbekämpfung kombiniert werden können. Wir benötigen Daten über die Frage, ob diese neuen digitalen Ansätze kosteneffektiv und gerecht sind.“

Frühe Berichte über digitale Kontakt-Nachverfolgung insbesondere in den Medien erweckten den Eindruck, Apps könnten im Kampf gegen die Krankheit die entscheidende Rolle spielen. Doch selbst Wissenschaftler, die sehr optimistische Daten vorlegten, erklärten anschließend, sie seien falsch interpretiert worden. Der neue Aufsatz betont mehrere Argumente, die schon vorher genannt wurden, aber in der globalen Diskussion nicht richtig angekommen sind.

Seine wichtigste Erkenntnis? Digitale Apps können tatsächlich helfen – wie auch Meldungen aus einigen Ländern bestätigen. Aber sie sind nur ein Teil des gesamten Puzzles. Um das digitale Arsenal für die aktuelle Pandemie und mögliche spätere zu verstehen und zu verbessern, wird deshalb noch viel weitere Forschung nötig sein.

(sma)