Das Beste sind die Reste

Urwaldrodungen für Biosprit, Monokulturen aus Energiemais, magere Umweltbilanz von Biokunststoffen: Die Bioökonomie, ist in Verruf geraten. Zu recht?

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Das Beste sind die Reste

(Bild: Fotolia / Shutterstock)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Susanne Donner
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Noch rümpfen viele beim Gedanken an miefenden Biomüll die Nase. Und aus 15,5 Millionen Tonnen Bananenschalen, Apfelbutzen und Rasenschnitt entsteht bisher – ziemlich profan – meist Kompost. Dafür sind Küchenreste eigentlich zu schade, findet Görge Deerberg vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen.

In seinen Laboren machen Wissenschaftler Kohle und Katalysatoren für die Industrie daraus. Sie kochen den Biomüll dazu unter Druck in Wasser. Auch ein braunes Öl erzeugen sie, indem sie Rasenschnitt und Heckenabfälle unter Luftabschluss auf 400 Grad Celsius erhitzen. Daraus könnten Firmen Substanzen für Sprit und Putzmittel isolieren. "Wir nehmen niemandem den Acker weg, und wir vergeuden keine Lebensmittel", sagt Deerberg.

Rückendeckung erhält der Ingenieur für diese Strategie aus der Politik. Sie sucht nach Möglichkeiten, um die Konkurrenz zwischen Biosprit und Brot endlich zu beenden. Sie will dem Vorwurf begegnen, die neue Bio-Industrie fördere vielleicht die Umwelt, ganz sicher aber den weltweiten Hunger. Reste zu verwenden, die sonst nur verrotten, erscheint daher als Königsweg. Solche Abfälle gibt es schließlich zuhauf, wie eine Analyse der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe 2015 zeigte. Sie bezifferte die ungenutzte Menge auf 30 Millionen Tonnen Trockensubstanz allein in Deutschland: vor allem Tot- und Altholz, Gülle, Mist und eben Küchenabfälle. Damit ließen sich etwa fünf Millionen Tonnen Synthesekraftstoff produzieren, was rund einem Zehntel des derzeitigen Verbrauchs an Otto- und Dieselkraftstoff in Deutschland entspricht.