Das "Heads Anywhere"-Display

US-Forscher arbeiten an Kontaktlinsen, die Texte und Bilder vor die Augen des Trägers projizieren können.

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Von
  • David Zax

US-Forscher arbeiten an Kontaktlinsen, die Texte und Bilder vor die Augen des Trägers projizieren können.

Es klingt nach Science-Fiction-Film: Wissenschaftler an der University of Washington in Seattle entwickeln sogenannte bionische Kontaktlinsen, die als Datenprojektor dienen können. Im Tierversuch an Kaninchen wurde nun zunächst festgestellt, dass die Technik umsetzbar und sicher genug ist.

Zunächst musste die Gruppe um Professor Babak Parviz von der Fakultät für Elektrotechnik das Problem lösen, wie Nutzer mit einem solchen Verfahren überhaupt sehen können. Schließlich kann der Mensch Objekte, die sehr nah an seinen Augen platziert sind, nur schwer scharf stellen. In Zusammenarbeit mit Forschern an der Aalto-Universität in Finnland entwickelte Parviz' Gruppe Linsen mit geringer Brennweite, so dass die Augen nicht belastet werden. "Man wird gar nicht unbedingt seinen Fokus ändern müssen, um das Bild von der Kontaktlinse zu sehen", meint Parviz.

Momentan befindet sich die Technik noch in einer früher Prototypphase. Der eingesetzte Mikroschaltkreis kann nur eine einzelne LED ansteuern. Doch das ist erst der Anfang. Das Team glaubt an die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten: Computerbildschirm, Spiele oder Unterhaltung, um nur den Freizeitbereich zu nennen. Eine bionische Kontaktlinse wäre das ultimative Heads-up-Display, eine Art "Heads Anywhere"-Variante.

Die ersten Einsatzbereiche der Technik würden aber vermutlich in der Medizin liegen. Erste Produkte gibt es hier bereits, etwa die smarte Kontaktlinse von Sensimed aus der Schweiz, die bei der Diagnose von Augenkrankheiten und bei der Überwachung des Behandlungsfortschritts helfen kann. Hierbei wird allerdings noch eine Antenne benötigt.

Parviz und sein Team denken neben der Verwendung als Bildschirm aber auch an die Diagnose von Diabetes. Die Kontaktlinsen sollen zusätzlich Elektroden enthalten, die einen elektrischen Impuls durch die Tränenflüssigkeit schicken, um selbst geringe Mengen von Glucose zu erkennen. "Wir sehen das Auge nicht nur als Fenster nach draußen, sondern auch als Fenster ins Innere des Körpers", meinte Parviz bereits beim Projektstart vor drei Jahren.

Ein anderer Anwendungsbereich wäre als Hilfe für Menschen mit teilweisem Sehverlust. Die Linse könnte sie vor Gefahren warnen, die außerhalb ihres Blickfeldes sind. Ein Markt für ein solches Produkt ist also definitiv da. Bis zur Kommerzialisierung werden wohl noch Jahre vergehen. "Aber auch wenn es nach Science-Fiction klingt, ist die Technik durchaus umsetzbar", meint Parviz. (bsc)