Delta-Variante von Corona: mRNA wirksamer als AstraZeneca

Eine neue Studie hat gute wie schlechte Nachrichten zur aus Indien stammenden Variante von SARS-CoV-2.

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Menschen mit Maske beim Einkauf.

(Bild: Kzenon/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Charlotte Jee

Das Risiko, mit der Delta-Covid-19-Variante ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, ist laut einer neuen Studie etwa doppelt so hoch wie mit dem ursprünglichen Alpha-Stamm – und es gibt Unterschiede bei der Wirksamkeit der Impfstoffe.

Die Gruppe um ein Team von Public Health Scotland und das Usher Institute an der University of Edinburgh analysierten die Daten von 5,4 Millionen Menschen vom 1. April bis 6. Juni in Schottland, wo die Delta-Variante mittlerweile dominiert. Dabei haben sie die Sterblichkeit durch Alter und andere potenziell tödliche Erkrankungen eingerechnet. Es zeigte sich, dass die Delta-Variante das Risiko einer Krankenhauseinweisung im Vergleich zum Ursprungsstamm etwa verdoppelt.

Derzeit macht die Variante etwa in den USA nur 10 Prozent der COVID-19-Fälle aus. Diese Zahl erhöht sich jedoch alle zwei Wochen um 100 Prozent – und die Delta-Variante wird wahrscheinlich irgendwann die (britische) Alpha-Variante als dominanten Stamm in den USA ablösen, so Scott Gottlieb, ehemaliger Commissioner der US-Medizinaufsicht FDA, gegenüber einem US-Sender. Auch in Deutschland ist der Anteil laut Robert Koch-Institut (RKI) binnen einer Woche deutlich gestiegen: Ende Mai lag dieser bei 3,7 Prozent der Fälle, in der ersten Juniwoche dann schon bei 6,2 Prozent. Die Daten für die Folgewochen liegen laut RKI noch nicht vor.

Die gute Nachricht bleibt: Impfstoffe reduzieren das Risiko, mit der Delta-Variante ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, immer noch deutlich. Die schottische Studie ergab, dass der Impfstoff von Pfizer/BioNTech zwei Wochen nach der zweiten Dosis einen Schutz von 79 Prozent bietet, der Impfstoff von Oxford/AstraZeneca von 60 Prozent. Diese niedrigere Rate könnte darauf zurückzuführen sein, dass es länger dauert, bis sich die Immunität mit dem Oxford/AstraZeneca-Impfstoff entwickelt, so die Forscher.

Eine weitere Studie von Public Health England war jedoch noch vielversprechender. Sie ergab, dass der Impfstoff von Pfizer/BioNTech nach zwei Dosen zu 96 Prozent vor Krankenhausaufenthalten schützt, der Impfstoff von Oxford/AstraZeneca nach beiden Impfungen zu 92 Prozent. Die Schlussfolgerung? Es ist ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig es ist, dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen – und dass sie beide Impfungen erhalten. Der einzige Impfstoff, der mit einer Dosis auskommt, bleibt Johnson & Johnson.

Die Delta-Variante wird laut Public Health England in geschlossenen Räumen um 64 Prozent leichter übertragen als die Alpha-Variante. Aufgrund dieser Erkenntnisse und dem Wissen um die größere Gefahr, ins Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen, hat Großbritannien die Pläne zur Aufhebung der meisten verbleibenden Covid-19-Beschränkungen um einen Monat verschoben. Man hofft, diese zusätzlichen Wochen nutzen zu können, um die Zahl der vollständig geimpften Erwachsenen zu erhöhen. Zwar haben bereits 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Großbritannien eine Dosis erhalten, jedoch nur etwas mehr als die Hälfte beide Impfungen. (In Deutschland liegt die Quote der vollständig Geimpften – allerdings in der Gesamtbevölkerung – bei rund 30 Prozent.)

Die große Befürchtung: Seit Beginn der Impfprogramme besteht die Sorge, dass die Wirksamkeit der aktuellen Impfstoffe durch die Weiterentwicklung und Anpassung des Virus stark abnimmt. Bis jetzt scheint das noch nicht passiert zu sein. Aber irgendwann wird es neue Impfstoffe brauchen, die so konzipiert sind, dass sie die Varianten präziser bekämpfen. Einige Virologen erwarten notwendige "Booster"-Shots spätestens im kommenden Jahr.

(bsc)