Der Daten-Backstein

BRCK, ein batteriebetriebenes Zugangsgerät für sämtliche Netze der Welt, soll künftig den reibungslosen Informationsfluss aus Krisengebieten sichern.

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Von
  • David Talbot

BRCK, ein batteriebetriebenes Zugangsgerät für sämtliche Netze der Welt, soll künftig den reibungslosen Informationsfluss aus Krisengebieten sichern.

Aus Krisengebieten aktuelle Informationen ins Netz zu schicken, ist oft lebenswichtig – aber auch schwierig. Wenn wegen Stromausfällen Zugangsrouter nicht nutzbar sind, bleiben die Daten stecken. Ushahidi, die Plattform für aktuelle Krisenkarten, will mit einem neuen Gerät dafür sorgen, dass dies nicht mehr passieren muss: Der batteriebetriebene Backup Generator for the Internet kann für acht Stunden einen Zugang zu jedem erdenklichen Netz, auch im Mobilfunk, herstellen, wenn kein Strom verfügbar ist.

Seit 2007, als es in Kenia nach den Präsidentschaftswahlen zu Unruhen kam, stellt Ushahidi in Echtzeit Karten von Krisenregionen zusammen. Die können per SMS oder übers Web an den Dienst geschickt werden, der sie dann online stellt. Auch nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti 2010 versorgte Ushahidi Hilfsorganisationen mit wichtigen Informationen aus dem Katastrophengebiet.

Für einen webbassierten Dienst sei dies allerdings ein mühsamer Job, wenn es immer wieder Stromausfälle gebe oder die Netzanbindungen unglaublich langsam würden, sagt Erik Hersman, einer der Gründer von Ushahidi, der in Nairobi auch den Inkubator iHub betreibt. „Internet-Konnektivität ist vor allem in Kenia ein großes Problem gewesen.“ Hersman hat das Gerät heute in Berlin auf der re:publica vorgestellt.

Waren die kenianischen Unruhen von 2007 der Startschuss für Ushahidi, habe Kenia diesmal mit seinem notorisch schlechten Stromnetz die entscheidende Anregung gegeben, sagt Ethan Zuckerman vom Center for Civic Media am MIT, der im Aufsichtsrat von Ushahidi sitzt. „Wenn Sie erst einmal begriffen haben, was dieses Gerät alles kann, fragen Sie sich, warum noch niemand vorher so etwas gebaut hat.“

Das angesichts seiner Ziegelform treffend „BRCK“ getaufte Gerät soll künftig als WLAN-Router für den Notfall dienen. Vorausgesetzt, dass der BRCK selbst einen Netzzugang hat, kann er bis zu 20 Computer ans Internet anbinden. Gleichzeitig lässt er sich auch als Modem für sämtliche 3G- und 4G-Mobilfunknetze der Welt einsetzen. Legt man eine Prepaid-SIM-Karte ein, schaltet der BRCK automatisch auf das entsprechende Netz um.

Der Krisen-Router verbindet sich netzseitig mit einem Cloud-basierten Server, über den auch eine Fernabfrage des Gerätes möglich ist. Ist die Batterie fast leer, kann man sich dies vom Server über eine SMS mitteilen lassen. Der Datenspeicher fasst 16 Gigabyte. Schließt man Kameras oder andere Sensoren an, ermöglicht ein BRCK eine Fernüberwachung. Auch Apps lassen sich für das Gerät programmieren.

Den Prototyp hat Ushahidi in den vergangenen neun Monaten entwickelt. Auf der Fundraising-Plattform Kickstarter wird nun Geld für den Bau der ersten 1000 Geräte gesammelt. Die ersten 50 Geldgeber können ihren BRCK für 150 Dollar bekommen, für alle weiteren Vorbestellungen fallen je 200 Dollar an.

Ziel ist laut Ushahidi das einfachste, zuverlässigste und robustete Internet-Zugangsgerät der Welt. „Es gibt kein anderes Gerät, dass in dieser Art über Cloud-Zugang, netzlose Kommunikation und Fernsteuerung von Sensoren verfügt“, sagt Hersman.

(nbo)