Deutsches Elmos-Halbleiterwerk: Warum eine chinesische Ăśbernahme unbedeutend ist

Der Geheimdienst warnt vor dem chinesischen Kauf eines Dortmunder Halbleiterwerks. Für die deutsche Industrie hätte die Übernahme allerdings keine Relevanz.

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(Bild: Elmos)

Lesezeit: 3 Min.

In Zeiten, in denen eine chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen europaweit Wellen schlägt, wirken weitere chinesische Übernahmen deutscher Firmen unangebracht. Deshalb erregt derzeit der geplante Kauf eines deutschen Halbleiterwerks durch Silex Microsystems einige Gemüter.

Silex Microsystems selbst hat seinen Hauptsitz in Schweden, ist aber eine 100-prozentige Tochter des chinesischen Unternehmens Sai Microelectronics. Silex will das Dortmunder Halbleiterwerk von Elmos und alle fĂĽr dessen Betrieb notwendige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ĂĽbernehmen.

Eine Analyse von Mark Mantel

Mark Mantel ist seit 2019 Redakteur bei heise online und c't. Er kümmert sich hauptsächlich um die Online-Berichterstattung rund um PC-Hardware, Prozessoren und Halbleiter-Technik.

Elmos fertigt größtenteils Halbleiter für Autos, sogenannte Automotive-Chips – eine in Deutschland besonders geschätzte Industriebranche wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Autofirmen allgemein und besonders wegen der jahrelangen Chipknappheit.

Die Elmos-Übernahme wurde bereits Ende 2021 beschlossen, wartet aber noch auf die Freigabe der deutschen Behörden.

Das Handelsblatt titelt nun mit "nächster China-Deal" und will aus Regierungskreisen erfahren haben, dass die deutsche Regierung den Kauf durchwinken will, obwohl der Bundesverfassungsschutz vor der Übernahme gewarnt haben soll: Die Gefahr zunehmender Abhängigkeiten von China im Halbleitermarkt sei zu groß. Wirtschaftsminister Robert Habeck wird als prominenter Name aufgeführt, der sich bei der Entscheidung nicht gegen das Kanzleramt auflehne.

Dabei ist die BegrĂĽndung vollkommen nachvollziehbar, die die deutsche Regierung intern angefĂĽhrt haben soll: Die Technologie des Unternehmens habe einen geringen Stellenwert und biete fĂĽr die Chinesen kaum Vorteile.

Elmos stellt in Dortmund primär Mikrocontroller her, mit Jahrzehnte alter 350-Nanometer-Technik und 200 mm kleinen Wafern. Diese Technik war Mitte der 90er-Jahre der heiße Scheiß – der Prozessor der Nintendo-64-Konsole etwa wurde mit 350-nm-Strukturen hergestellt. Selbst Billig-Hardware für Autos verwendet heutzutage in der Regel modernere Fertigungsprozesse, etwa im Bereich von 45 bis 180 nm.

Elmos will das eigene Halbleiterwerk nun abstoßen, bevor es zum Klotz am Bein wird. In den nächsten Jahren kann die Firma die Produktionslinien voraussichtlich nicht mehr auslasten, stattdessen entstehen die Chips vermehrt bei Chipauftragsfertigern mit moderneren Fertigungsprozessen.

Eine Aufrüstung des eigenen Werks wäre ein kostspieliges Unterfangen, außerdem sind geeignete Fertigungsmaschinen derzeit sehr knapp, weil die jeweiligen Hersteller mit der Fertigung derart modernerer Lithografie-Systeme ausgelastet sind, die für Elmos nicht infrage kämen. Gerade einmal 85 Millionen Euro soll Silex für den Elmos-Kauf hinblättern – in der Halbleiterwelt ist das nichts.

Silex will die Fertigung nach dem Kauf auf Micro-Electro-Mechanical Systems (MEMS) umrüsten, also primär Sensoren, für die die 350-nm-Technik ausreicht. Die Alternative zum Verkauf wäre wahrscheinlich eine Schließung.

Auch der Experte Jan-Peter Kleinhans von der Stiftung Neue Verantwortung misst dem Verkauf vom Elmos an Silex geringe Bedeutung bei: "Nur weil es Chips sind, ist nicht sofort alles strategisch", meint er bei Twitter.

Kommt der Kauf zustande, sichert sich Elmos bis mindestens zum Jahr 2027 Fertigungskapazitäten. Beide Unternehmen haben dafür bereits eine langfristige Liefervereinbarung abgeschlossen. Das ist primär für den Support bestehender Produkte wichtig, ohne das Risiko, auf einem Verlustposten sitzen zu bleiben.

Die einzige Frage, die sich durch den Verkauf stellt: Sendet die deutsche Regierung womöglich ein falsches Signal an China beziehungsweise die EU-Partner?

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Update

Korrektur: Elmos belichtet 200 und nicht 150 mm groĂźe Wafer.

Update

Ursprünglich stand im Artikel, dass Elmos MEMS herstellt. Tatsächlich will aber erst Silex die Produktion im Dortmunder Halbleiterwerk auf MEMS umstellen.

(mma)