Die Solarkrise hemmt Innovationen

Der Niedergang in der Photovoltaikbranche bremst Start-ups, die an verbesserten Solarmodulen arbeiten. Der Sektor könnte um Jahre zurückgeworfen werden.

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Von
  • Kevin Bullis

Der Niedergang in der Photovoltaikbranche bremst Start-ups, die an verbesserten Solarmodulen arbeiten. Der Sektor könnte um Jahre zurückgeworfen werden.

Suntech Power, der gigantische chinesische Solarmodulhersteller, ist nicht die einzige Sonnenstromfirma, die aktuell in einer schweren Krise steckt. Nahezu alle großen Solarspezialisten auf der Welt, die Panels herstellen, könnten in den nächsten Monaten von der Pleite bedroht sein. Das hat auch deutliche Auswirkungen auf Innovationen.

Neue Photovoltaikverfahren, die in den Labors der Branchenriesen, aber vor allem auch bei kleinen Start-ups entwickelt werden, landen entweder in der Versenkung oder werden nur in geringen Stückzahlen verbaut, weil die Hersteller lieber keine neuen Maschinen anschaffen wollen. Stattdessen konzentrieren sich die meisten Solarkonzerne darauf, die Installationskosten zu senken und die Stromausbeute bei konventionellen Systemen zu erhöhen. Photovoltaik ist ein Massenprodukt geworden, um das ein gnadenloser Preiskampf tobt.

Nur langsame Verbesserungen beim Moduldesign und den Herstellungsverfahren führen in Verbindung mit niedrigen Panelpreisen zu einer Situation, in der die Sonnenstromhardware selbst zu einem immer kleineren Kostenblock wird. Die Installation der Panels und Geräte wie Inverter, die den Strom ins Netz einspeisen, stehen bei US-Anlagen zusammen mit Finanzierungs- und Zulassungskosten mittlerweile für mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben. "Innovative Finanzierungsmodelle und eine verbesserte Gesamtbilanz der Anlagen sind mittlerweile wichtiger als tolle neue Module", sagt auch Shyam Mehta vom Analysehaus GTM Research.

Trina Solar aus China, einer der weltweit größten Hersteller, agiert ähnlich. Die Firma arbeitet derzeit daran, bestehende Module kompakter und leichter herzustellen und gleichzeitig die Montage zu beschleunigen. Dabei geht es um einfachste Veränderungen, beispielsweise bei den Aluminiumrahmen, auf denen die Panels sitzen – diese sind künftig einen halben Zentimeter dünner als zuvor. Außerdem wurde eine Partnerschaft mit QBotix geschlossen, einer Firma, die ein robotisches System entwickelt hat, mit dem sich Solaranlagen den Tag über am Sonnenstand ausrichten lassen, ohne dass teure Motoren an jedem Panel benötigt werden. Hanwha Solar investierte wiederum kürzlich in OneRoof Energy – eine Firma, die bei der Finanzierung von Anlagen hilft und Hausbesitzern die Installation vereinfacht.

Auf längere Sicht wird ein Drehen an diesen Stellschrauben aber nicht ausreichen, damit erneuerbare Energieformen fossile Brennstoffe überholen können. Der beste Weg, die Gesamtkosten signifikant zu senken, ist noch immer ein höherer Wirkungsgrad. Erst dann reduzieren sich die Kosten pro Watt massiv und auch die Installationskosten schrumpfen, weil man schlicht weniger Module braucht.

Große Veränderungen, die den Wirkungsgrad erhöhen, werden aber so lange auf Eis liegen, bis die Firmen wieder neue Herstellungsverfahren testen und es sich leisten können, neue Maschinen zu kaufen. Experten glauben, dass es mehr als ein Jahr dauern könnte, bis wieder eine Balance im Gesamtmarkt ist. Momentan soll die Produktionskapazität bei konventionellen Solarmodulen ungefähr beim Doppelten der Nachfrage liegen.

Wie lange es dauert, bis sich die Situation verbessert, hängt stark davon ab, wie schnell die aktuelle Marktbereinigung beendet ist. Wenn sie zu lange dauert, könnten zahlreiche Start-ups mit spannenden Technologien in die Pleite schlittern. (bsc)