Die Vermessung des Web 2.0

Der Online-Dienst Spredfast will Unternehmen verlässliche Daten liefern, welche Aktivitäten im sozialen Web wirklich erfolgreich sind und wie man das Online-Marketing auf Facebook, Twitter und Co. effektiver planen kann.

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Von
  • Erika Jonietz

Der Online-Dienst Spredfast will Unternehmen verlässliche Daten liefern, welche Aktivitäten im sozialen Web wirklich erfolgreich sind und wie man das Online-Marketing auf Facebook, Twitter und Co. effektiver planen kann.

2009 könnte als das Jahr in die Technikgeschichte eingehen, in dem das soziale Web erwachsen wurde. Die Anzahl der Facebook-Nutzer schnellte auf 350 Millionen hoch, Twitter wurde zum normalen Kommunikationskanal, und LinkedIn startete einen Dienst, mit dem Headhunter sein Netzwerk nach neuen Mitarbeitern durchsuchen können. Und auch etliche Unternehmen sprangen mit Firmenblogs, Twitter-Mitteilung oder User Generated Content auf den Web-2.0-Zug auf. In manchen Chefetagen würde man allerdings gerne wissen, ob sich diese Aktivitäten wirklich rechnen.

Die Antwort könnte vielleicht das Start-up Social Agency aus dem texanischen Austin geben. Im Dezember startete es den Webdienst Spredfast. Der soll Unternehmen nicht nur helfen, ihre Social-Media-Aktivitäten besser zu managen, sondern auch deren Erfolg zu messen.

Spredfast zählt, wie viele Nutzer Firmenmitteilungen auf Twitter, Facebook, LinkedIn, YouTube oder Flickr wirklich aufrufen. Ebenso wird die Wirkung von Blogeinträgen auf Plattformen wie Moveable Type, WordPress, Blogger, Lotus Live oder Drupal verfolgt. Dabei liefert Spredfast nicht nur simple Klickraten, sondern untersucht auch, wie Nutzer auf die Inhalte reagieren, etwa ob Blogeinträge kommentiert oder Twitter-Mitteilungen weitergeschickt werden.

Ziel sei, Unternehmen verlässliche Daten zu liefern, ob das Spiel mit dem Web 2.0 Produkte und Marken auch wirklich bekannter mache, sagt Scott McCaskill, Mitgründer von Social Agency. Man wolle auch feststellen, „welche Inhalte am erfolgreichsten sind und an welchen Tagen, ja zu welchen Tageszeiten der größte Traffic durch neue Kontakte entsteht“.

Die kostenlose Version von Spredfast ermöglicht einer Firma, eine einzelne Identität auf verschiedenen Web-2.0-Plattformen zu verwalten. Mit den Bezahlversionen können auch mehrfache Firmenidentitäten gemanaget und die Daten rückwirkend über einen längeren Zeitraum ausgewertet werden. Der Dienst komme bisher am besten bei Abteilungen großer Unternehmen und bei Marketingfirmen an, sagt McCaskill.

Mit Spredfast können Nutzer auch planen, wann bestimmte Mitteilungen auf einer Plattform online gehen sollen. So könnte ein Online-Shop für eine Rabattaktion am entsprechenden Tag mehrmals über Twitter darauf aufmerksam machen, ohne dass ein Mitarbeiter den jeweiligen Tweet einzeln abschicken muss. Dank der Analyse-Software liefere Spredfast zudem Informationen darüber, wann solche Mitteilungen am effektivsten seien, versichert McCaskill. Außerdem könne man mit Spredfast verschiedene Marketingstrategien testen.

Daten, Daten, Daten: Spredfast soll Aufschluss darüber geben, wie User mit Blogeinträgen, Twitter-Mitteilungen und andere Firmenäußerungen umgehen.

(Bild: Social Agency)



Social Agency begann vor einem Jahr mit maßgeschneiderten Anwendungen für Facebook. Als das soziale Netzwerk dann seine Seite komplett überarbeitete, sei das Geschäftsmodell von Social Agency im Prinzip überholt gewesen, erzählt McCaskill. Bis dahin hatte die Firma zur Ankurbelung des Verkaufs bereits Kunden über Web-2.0-Strategien beraten. Das dabei gesammelte Knowhow machten McCaskill und seine vier Kollegen nun zur Grundlage des neuen Geschäftsmodells und entwickelten innerhalb von neun Monaten Spredfast. Die nicht-öffentliche Betaversion ging im September online, der offizielle Start war dann am 2. Dezember 2009.

Ende Januar 2010 will Social Agency ein weitere Online-Tool herausbringen, mit dem Kunden Kampagnen an konkreten Zielen ausrichten können. Das wird zunächst wohl so aussehen, dass Kunden aus einer Liste von vordefinierten Marketingzielen auswählen können. Die Software wird dann einen Plan vorschlagen, der auf Erfahrungen von Kunden mit ähnlichen Zielen beruht. (nbo)