"Dragon’s Dogma 2" angespielt: Rollenspiel-Epos mit Schönheitsfehlern

Im Action-Rollenspiel "Dragon’s Dogma 2" ziehen Helden mit nützlichen Helfern in die Schlacht gegen Monster und Intriganten. Spannend, manchmal unausgereift.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Drachengegner in Dragon's Dogma 2

"Dragon’s Dogma 2" erscheint über zehn Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Teils.

(Bild: Capcom)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Über zehn Jahre nach dem ersten Teil steht mit "Dragon’s Dogma 2" endlich der Nachfolger in den Startlöchern. Ähnlich wie "Elden Ring" zeigt Capcom ein fiktives europäisches Mittelalter, in dem Drachen und andere Monster unserem Helden das Leben schwer machen. Das Alleinstellungsmerkmal sind in "Dragon’s Dogma 2" nicht Story und Kämpfe, sondern nützliche Vasallen, die unserem Helden mit Schwertern und Tipps zur Seite stehen.

Ein Held mit Gedächtnislücke – das gab’s doch schon mal, oder? Wie so viele vor ihm weiß unser Held nicht, was eigentlich vorgeht. Schnell stellt sich aber heraus, dass er ein sogenannter Erweckter ist, der als Herrscher über das Land bestimmt ist. Allerdings geht es in "Dragon’s Dogma 2" zu wie in Westeros: überall niederträchtige Intriganten. Also schnappt sich unser Held einen treuen Vasallen, Schwerter, Bogen oder Magierstäbe, um die Komplotte zu enttarnen und nebenbei große und kleine Monster zu plätten.

"Dragon’s Dogma 2" ist wie der Vorgänger ein Action-Rollenspiel, in dem die Spieler durch die Lande ziehen, Aufgaben erfüllen und die Monster im Hack’n’Slay-Stil erledigen. Anfangs können die Spieler eine Klasse wählen. Kämpfer stehen direkt an der Front, Diebe attackieren blitzschnell aus dem Hinterhalt und Waldläufer und Magier greifen die Feinde mit Pfeilen und mächtigen Zaubern an. Wie immer gibt es Erfahrungspunkte, durch die unser Held beim Levelaufstieg automatisch bessere Charakterwerte bekommt. Falls einem Spieler die gewählte Charakterklasse zu langweilig wird, kann er sie in Gildenhäusern einfach wechseln und etwa vom Magier zum Dieb werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Quests führen die Spieler von Ort zu Ort. Einmal müssen sie einen Drachen zurückschlagen, dann wieder eine Höhle nach Überlebenden absuchen. Dann gilt es, Gegenden von Monstern zu säubern oder ein paar Questgebern bei der Suche nach wichtigen Gegenständen zu helfen. Schnell fiel uns bei den Anspielstunden auf, dass es nicht immer eindeutige Wege gibt. Das Spiel lässt viele Freiheiten, nimmt die Spieler aber nicht bei der Hand und erklärt wenig. Wer viel erkunden will, ist hier im Vorteil.

Das Besondere: Die Spieler ziehen nicht allein durch die Lande, sondern schnappen sich einen Begleiter. Dieser sogenannte "Hauptvasall" weicht dem Spieler nicht von der Seite und unterstützt ihn im Kampf. Er kann mit besseren Waffen und Rüstungen ausgestattet werden und steigt wie der Held in Erfahrungsstufen auf. Mit der Zeit lernt er auch neue Fähigkeiten, die er besonders im Kampf eigenhändig anwendet. Manchmal hat er oder sie auch Tipps zu den Quests.

Neben diesem Hauptvasall kann der Spieler auch bis zu zwei weitere Hilfsvasallen an sogenannten Riftsteinen rekrutieren. Diese Vasallen gewinnen keine Erfahrungspunkte, werden aber schnell zur Pflicht – ohne sie hat der Spieler kaum eine Chance gegen große Gegner wie Drachen oder Minotauren. Das Besondere: Im Offline-Modus werden sie vom Computer generiert, aber im Online-Modus sind es die Hauptvasallen anderer Spieler, die in einer Ruhepause allein losgezogen sind. Durch ihre individuellen Abenteuer gewinnen sie an Erfahrung oder bringen dem Helden Geschenke mit.

Jeder Vasall hat seine eigenen Fähigkeiten und "Wesensarten". Gutherzige Vasallen lassen ihren Herrn nicht aus den Augen, schlichte oder geradlinige Vasallen stürzen sich schnell ins Gefecht. Ab einem Punkt im Spiel können sich die Vasallen auch spezialisieren und werden Wundarzt oder Logistiker, die das immer größer werdende Inventar organisieren.

Im Kampf agieren die Vasallen eigenständig. Die Kontrolle des Spielers beschränkt sich auf Befehle wie "Los!", "Hilfe" und ein paar Schutzzauber. Folglich stürzen sich die Vasallen allein in die Schlacht. Dagegen können die Spieler in Echtzeit mit ihrem Helden Angriffe ausführen. Nahkämpfer können versuchen, den Gegner zu greifen, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen oder auf seine Kumpane zu schubsen. Wenn Held oder Vasall auf dem Rücken eines tobenden Minotauren klettern und ihn mit Hieben eindecken, erinnert das ein wenig an Spiele wie "Monster Hunter World".

Spannend: Magier müssen bei jedem Zauberspruch die Wirkzeit mit einkalkulieren. Das kann wertvolle Sekunden kosten, entschädigt aber mit mächtigen Blitzschlägen oder Feuerteppichen. Was folgt, sind manchmal chaotische Scharmützel. Die Vasallen stürzen sich auf die Gegner, während sich Magier überwiegend im Hintergrund halten. Meist hatten wir in unseren Anspielstunden das Gefühl, dass wir kaum Kontrolle über das Geschehen erlangten und uns einfach auf unsere Vasallen verlassen müssen.

"Dragon’s Dogma 2" (5 Bilder)

Groß, aber unausgereift: „Dragon’s Dogma 2“ stürzt die Spieler in ein Wechselbad der Gefühle. (Bild: Capcom)

Abseits der Kämpfe kann die Heldentruppe an Lagerfeuern rasten, um Lebenspunkte und Ausdauer aufzufüllen. In den Städten gibt es Händler für neue Rüstungen; Barbiere, um das Aussehen zu ändern und Gasthäuser, in denen sich die Helden ausruhen können. Längere Strecken werden im Ochsenkarren zurückgelegt oder durch Reisesteine, die eine Schnellreise von Ort zu Ort ermöglichen. Überall finden sich versteckte Truhen und es gibt sogar kleine Geschicklichkeitsprüfungen, bei denen die Helden über einen Abgrund springen. Im Inventar finden sich viele Rohstoffe, mit denen die Spieler neue Tränke brauen oder beim Händler ihre Ausrüstung aufwerten.

Einige Designentscheidungen machen stutzig. Es gibt Schleichmissionen, aber keine Spielmechaniken wie "Ducken" oder "Verstecken" – wir laufen einfach hinter den Wachen vorbei. Auch andere NPCs wirken teilnahmslos, wenn wir in ihr Haus eindringen und einfach ihre Truhen plündern.

Auch technisch macht das Spiel einen zwiespältigen Eindruck. Besonders in den Außengebieten ist die Landschaft hübsch und detailliert. Die Mimik der Figuren kann mit dem Detailreichtum der Landschaft aber nicht mithalten. Manchmal hatten wir in unseren Anspielstunden auch das Gefühl, dass die Framerate auf der Playstation 5 unter der Grafiklast etwas einknickte.

"Dragon’s Dogma 2" ist ein umfangreiches Action-Rollenspiel, das den Erkundungsdrang in den Spielern weckt. Die Spielwelt ist groß und bietet in einigen Missionen unterschiedliche Lösungswege. Dazu kommt ein ansprechendes Charaktersystem, das uns schon in den Anspielstunden viel experimentieren ließ.

Weniger gelungen sind die chaotischen Kämpfe. Dazu wirkt das Spiel an manchen Stellen spielerisch und technisch nicht ausgereift. Das trübt den Spielspaß und macht "Dragon’s Dogma 2" zu einem Spiel für Rollenspiel-Fans, die ein Auge zudrücken können.

"Dragon’s Dogma 2" erscheint am 22. März für Windows, PS5 und Xbox Series. Es kostet ca. 70 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die PS5-Version gespielt.

(bme)