Drohnen überwachen Schiffe und Container

Der zweitgrößte Containerhafen Afrikas in Durban soll demnächst von kleinen Fluggeräten unterstützt werden.

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Von
  • Roman Goergen

In der südafrikanischen Küstenmetropole Durban meiden Verkehrsteilnehmer die Bayhead Road, wenn es irgendwie geht. Kein Wunder, denn die Verkehrsader schlängelt sich um das Becken des kommerziellen Hafens der Stadt und endet am Island-View-Terminal.

Dort löschen riesige Frachtschiffe aus aller Welt ihre Ladungen. Deshalb stauen sich auf der Straße die Laster. Immer wieder kommt es zu Unfällen. "Mit diesen täglichen Engpässen können wir unsere Wirtschaft nicht vorantreiben", klagt Sue Moodley, Vorsitzende der Speditionsvereinigung des Durbaner Hafens. Nun soll die Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems aus dem Chaos einen hochmodernen, voll vernetzten Smart Port machen. Auch Drohnen sollen eingesetzt werden.

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Der Hafen von Durban ist eine gewaltige Gütertransport-Drehscheibe und der zweitgrößte Containerhafen Afrikas nach Port Said in Ägypten. Nach Angaben von Transnet, dem staatlichen Betreiber des Hafens, wurden hier im Steuerjahr 2015 rund 81,88 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Im Durchschnitt werden monatlich 83000 Container abgefertigt.

"Doch der Hafen hat Probleme mit operativer Ineffizienz, besonders wegen fehlender Automatisierung und mangelhafter Kommunikation", sagt Ronald Salis, Projektleiter der südafrikanischen Niederlassung von T-Systems. "Manche Systeme sind so veraltet, dass sie nicht einmal ihre Daten elektronisch übermitteln können." Das neue Konzept sieht nun unter anderem Sensoren und Trackingtechnologien vor, die in Echtzeit Informationen übermitteln.

Im zentralen Nervensystem des Hafens, einer SAP-HANA-Datenbank, werden künftig die Angaben verarbeitet und sämtlichen Nutzern zur Verfügung gestellt. "Unsere Aufgabe ist es, eine einzige Plattform für all die Daten zu schaffen", sagt Salis.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Drohnen zu. Sie sollen in der Luft, auf und unter dem Wasser live überwachen, was vor der Küste, im Hafenbecken und auf den Zufahrtsstraßen passiert. Sie können Papiere von den Schiffen abholen und künftig sogar Lotsen bei der Einfahrt in den Hafen assistieren. Selbst kleinere Pakete können direkt an die Schiffe geliefert werden. Die aquatischen Drohnen sollen Bojen orten, Schiffsrümpfe und Kaimauern inspizieren und sogar schwimmenden Müll entfernen. Liveaufnahmen ihrer Kameras flimmern dann über die Bildschirme im zentralen Kontrollzentrum.

Erste Tests wurden im vergangenen Jahr über drei Monate hinweg bereits absolviert. Dafür wurden 18 Szenarien durchgespielt – von der Stauvermeidung über die Abfallbeseitigung bis hin zum Livetracking der Container. So konnte zum Beispiel die genaue GPS-Position eines Containers auf dem Hafengelände mit einer Smartphone-App jederzeit ermittelt werden. Die Hafenbehörde scheint zufrieden zu sein. "Das System gewährt uns eine Echtzeit-Übersicht über alle Operationen an den Terminals und auf den Straßen", sagt Rishta Joga, Sprecherin der Hafenbehörde. "Das hat man besonders gut in der Bayhead Road gesehen."

Wie bei typischen Helikopterbildern von Verkehrsstaus konnten die Luftaufnahmen der Drohnen Engpässe bereits zeigen, während sie gerade entstanden. Hafenmanager Moshe Motlohi ist sicher, dass "dieses System den Hafen von Durban von einer Raupe in einen Schmetterling verwandeln wird".

"Wenn alles gutgeht", sagt Salis, wird das System für den Hafen der Zukunft noch vor Jahresende implementiert. Dann sollen auch die täglichen Staus auf den Zufahrtsstraßen der Vergangenheit angehören. (bsc)