Droidcon 2010 in Berlin

Ende Mai zog es Netzbetreiber, Gerätehersteller und Unternehmen aus der Mobilfunk-Branche sowie Entwicklerfirmen und freie Programmierer zur Droidcon.

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Von
  • Kay Glahn

Ende Mai zog es Netzbetreiber, Gerätehersteller und Unternehmen aus der Mobilfunk-Branche sowie professionelle Entwicklerfirmen und freie Programmierer zur Droidcon nach Berlin. Sie informierten sich über zeitgemäße Entwicklungen und Zukunftsszenarien rund um das offene Smartphone-Betriebssystem Android.

Im Vergleich zur Erstauflage im November hat sich die Teilnehmerzahl fast verdoppelt. Die Veranstalter zählten rund 400 Besucher pro Konferenztag. Die Konferenz bestand aus einem eintägigen kostenlosen Barcamp und einer am zweiten Tag veranstalteten kostenpflichtigen Fachkonferenz. Google trat weder als Sponsor noch als Teilnehmer auf, was den unabhängigen Charakter der Veranstaltung unterstrich.

Das Konferenzzentrum Dahlem Cube diente als Veranstaltungsort.

Bei dem als Barcamp organisierten Droidcamp wurde das Programm am Veranstaltungstag von den Teilnehmern ad hoc bestimmt. Besucher konnten sich beispielsweise zu den Themen App-Stores, 3-D-Programmierung und mobiles Marketing informieren und austauschen. Für Aufsehen sorgte unter anderem ein Vortrag über einen ferngesteuerten Multikopter, der per Bluetooth mit einem Android-Smartphone kommunizierte. Abwechslung brachte das Projekt Blinkendroid. Es schaltet über eine Android-Applikation die Displays mehrerer Smartphones zusammen. Teilnehmer der Konferenz wurden animiert, die Software auf ihren Android-Geräten zu installieren und diese zu einem möglichst großen Display zusammenzufügen, das dann die Animationen darstellte.

Die Fachkonferenz mit einem fest vorgegebenen Programm bot neben Keynotes zu unterschiedlichen Themen Tracks zu den Bereichen Developer, Apps on Stage, Media und B2B. Die Hauptveranstaltung leitete Kai Rannenberg von der Universität Frankfurt ein, der in seinem Keynotevortrag Android Apples iPhone-Plattform gegenüberstellte. Er verglich die Situation zwischen Apple und Google mit der zwischen Apple und Microsoft in den Anfängen des PC-Zeitalters, als Microsoft auf ein relativ offenes System setzte, das auf unterschiedlicher Hardware lief, und Apple ein geschlossenes System ausschließlich auf eigener Hardware anbot. Er stellte die grundlegend unterschiedlichen Geschäftsmodelle Googles und Apples gegenüber, bei dem auf der einen Seite ein geschlossenes System mit einem durch Apple kontrollierten und zensierten App Store steht und auf der anderen Seite ein offenes, aber nicht transparentes System, bei dem Googles Ziel ist, möglichst viele Daten über seine Nutzer zu sammeln, was nicht gerade ein positives Image nach sich zieht. Laut Rannenberg hat Android das Potenzial, die Nummer zwei oder gar zum Marktführer im Smartphone-Bereich zu werden, aber nicht so dominant, wie Microsoft es jemals im PC-Bereich war.

Thilo Wichert, Leiter des unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), thematisierte in einer Keynote den "Datenschutz in mobilen Anwendungen – speziell beim Betriebssystem Android". Er gab unter anderem einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen, die in Deutschland die informationelle Selbstbestimmung von Nutzern und Dritten sicherstellen und eine Totalüberwachung verhindern sollen.

Gut gefüllter Expo-Bereich.

In der vor allem für freiberufliche Softwareentwickler interessanten Keynote von Rechtsanwalt Jan Schneider von der Kanzlei LLR Legerlotz Laschet ging es um "Rechte an App-Entwicklungen wirksam schützen!" und vor allem um das Urheberrecht. Er verdeutlichte, welche Konsequenzen das für die Schutzrechte an einer selbstentwickelten Anwendung hat. Der Anwalt wies auch auf das Problem angestellter Entwickler hin, die nicht selten in ihrer Freizeit eigene Anwendungen entwickeln, und bei denen oft nicht geklärt ist, wem das Recht an ihren Entwicklungen zusteht.

Die noch junge Konferenz konnte ein internationales Publikum anziehen. Vor allem Entwickler nutzten sie, um ihr Wissen rund um Android zu vertiefen und Kontakte mit Gleichgesinnten zu pflegen. Auch für nicht so technisch versierte Teilnehmer gab es zahlreiche interessante Vorträge. Die Konferenz hat gezeigt, dass das Thema Android im Bereich mobile Applikationen immer wichtiger wird und die Android-Entwicklergemeinde einen stetigen Zuwachs verzeichnet. Die Veranstalter planen, auch zukünftig die Droidcon fortzusetzen und in weiteren europäischen Städten wie London, Brüssel und Madrid zu etablieren.

Kay Glahn
ist unabhängiger IT-Berater mit den Schwerpunkten Wireless Applications und Mobility. Er berät internationale Kunden bei der Umsetzung von Projekten im Mobile-Bereich. (ane)