DĂĽnger aus Batterien
Das Unternehmen Lithium Australia will die in Akkus enthaltenen Rohstoffe Mangan und Zink zu Düngemittelzusätzen verarbeiten.
- Veronika Szentpetery-Kessler
6000 Tonnen Alkalibatterien werden in Australien jedes Jahr verkauft. 97 Prozent davon landen mangels gesetzlicher Recyclingverpflichtung auf Deponien, wo sie sich zersetzen und Boden und Grundwasser kontaminieren. Ein australisches Unternehmen will die in den Stromspeichern enthaltenen Rohstoffe nun zum Düngen verwenden. „Die Weizenfelder in Westaustralien haben typischerweise sandige Böden, denen genau Mangan und Zink fehlt“, sagt Lithium-Australia-Geschäftsführer Adrian Griffin.
Lithiums Tochterunternehmen Envirostream sammelt Alkalibatterien bereits und recycelt sie zu sogenanntem alkalischen Mischmetallstaub. Diesen testete das Mutterunternehmen im Gewächshaus mit eingetopften Weizenpflanzen und verglich seine Wirkung mit der von konventionellen Düngern sowie ungedüngtem Weizen. Das Ergebnis: Die Batteriezusätze lieferten einen vergleichbaren Ertrag wie konventioneller Dünger.
Der Vorteil aber war, dass die als Oxide vorliegenden Mangan- und Zinkzusätze langsamer von den Pflanzen aufgenommen wurden als kommerzielle Mangan- und Zinksulfat-Zusätze. Damit bleibt das Düngemittel länger im Boden. „Die Sulfate sind gut wasserlöslich und werden bei schweren Regenfällen schnell ausgewaschen. Die Oxide dagegen lösen sich langsamer in den organischen Säuren, die die Wurzeln und die sie kolonisierenden Mikroorganismen abgeben, und bleiben dadurch länger vorrätig.“
Überzeugt von den Gewächshaus-Ergebnissen, hat Lithium Mitte Juni erste Feldtests mit dem Batteriedünger begonnen und Weizen auf 60 Parzellen ausgesät. Diesmal mischte das Unternehmen den Metallstaub in unterschiedlichen Konzentrationen mit kommerziellen Düngern auf Monoammonium- und Diammonium-Phosphat-Basis. Als Vergleich dienen erneut etablierte Dünger mit und ohne Mangan- und Zinksulfaten sowie ungedüngte Weizenpflanzen. „Wir testen, wie viel Kilogramm Ertrag pro Fläche wir erzielen können“, sagt Griffin.
Der Geschäftsführer erwartet, dass diese Art der Wiederverwendung von Mangan und Zink pro Tonne drei bis viermal höhere Einnahmen erzielen könnte, als wenn die recycelten Metalle für die Herstellung von Stahllegierung verwendet werden. Es wäre der erste Einsatz von Düngern aus Alkalibatterien auf der Südhemisphäre, sagt Griffin. In Europa und in den USA kämen schon kleine Mengen zum Einsatz, allerdings in Sulfatform. Australische Düngemittelhersteller hätten bereits Interesse an den Metalloxiddüngern signalisiert.
Zusätzlichen Schwung erhofft sich der Lithium-Geschäftsführer von Australiens neuem Recyclingprogramm namens „Battery Stewardship Scheme“. Es soll in wenigen Monaten starten und ebenfalls dazu beitragen, die „heute noch wertlosen Abfallprodukte in eine Ressource zu verwandeln“. Das Programm wird Batterien mit einer Verkaufsabgabe belegen, die anschließend als Subvention in das Sammeln und Recyceln fließen soll. „Das wird hoffentlich sicherstellen, dass die Menschen sie nicht wegwerfen.“
(bsc)