Dunkle Helden

Nach dem Hype um die Bewegungsspiele kamen in diesem Jahr wieder vermehrt Rollenspiele und Shooter zum Zug. Gelegenheitsspieler wenden sich indes den Tablets zu, deren nur wenige Euro teuren Spiele die ganze Familie begeistern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von

Die Spieleindustrie erlebt derzeit eine Umbruchphase, die tiefgreifender erscheint als jemals zuvor. Die Konsolen setzen langsam Patina an und werden vom Erfolg der Smartphones und Tablets überrollt. PC-Spieler rutschen derweil vor ihren Gaming-PCs unruhig hin und her: Sie finden kaum noch Spiele, die ihre potente Hardware tatsächlich ausnutzen.

Erstes Opfer der Revolution ist Nintendos Klappkonsole 3DS. Sie legte einen astreinen Fehlstart hin: Ein zu hoher Preis, das Fehlen attraktiver Exklusivtitel und diverse Hardware-Mängel waren die Ursache. Erst jetzt zu Weihnachten soll Mario die 3DS retten und Nintendo wieder auf die Erfolgsspur bringen. Super Mario 3D Land (Nintendo, 3DS, USK 6, 40 Euro) hat dazu durchaus das Potenzial, wie unser Einzeltest auf Seite 202 in c't 26/2011 zeigt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

So verwundert es kaum, dass Publisher Electronic Arts keine der Heimkonsolen oder mobilen Spielgeräte, sondern das iPad für die momentan am schnellsten wachsende Spieleplattform hält. In gerade einmal anderthalb Jahren hat es bereits einen Großteil des Marktes an Gelegenheitsspielen erobern können. Der größere Touchscreen erlaubt wesentlich aufwendigere und besser zu bedienende Spiele als auf den kleinen Smartphone-Bildschirmen. Und im Unterschied zu Google hat Apple seinem Betriebssystem einen attraktiven Download-Shop verpasst, in dem Entwickler Spiele tatsächlich verkaufen können und nicht hauptsächlich per Werbung finanzieren. Dank der niedrigen Vertriebshürden können hier Hobby-Programmierer und Indie-Studios nach Herzenslust experimentieren.

Zugegeben, das Gros der bislang knapp 23 000 in Deutschland veröffentlichten iPad-Spiele (täglich kommen über 40 neue hinzu) ist einfallslose Schaufelware. Aber die große Konkurrenz spült regelmäßige Perlen nach oben, die weitaus mehr als ein paar Minuten Spaß machen und trotzdem nur vier Euro kosten. Kein Wunder, dass der klassische Markt der Mobilspiele für 20 bis über 30 Euro zusammenbricht. Da wird es auch die kommende Mobilkonsole PS Vita von Sony trotz ihrer technischen Finesse schwer haben, wenn sie Ende Februar für 250 bis 300 Euro in den Handel kommt.

Aus der Masse der iPad-Spiele stachen in diesem Jahr neben äußerst gelungenen Brettspielumsetzungen wie „Ticket to Ride“, „Carcassonne“ oder „Ascension“ eine ganze Reihe origineller Titel heraus. Sie emulieren auf dem Touchscreen nicht einfach nur gewöhnliche Steuerknöpfe, sondern nutzen ihn für eigene Bedienkonzepte, die auf althergebrachten Konsolen nicht umzusetzen wären.

Superbrothers: Sword & Sworcery EP (Capybara Games, iPhone/iPad, 4 Euro) ist ein solches Glanzstück, das seine Retro-Pixelgrafik mit einem skurrilen Adventure verknüpft. Ein Abenteurer wandert durch eine idyllische Waldlandschaft, um ein magisches Objekt aus den Klauen eines Dämons zu entwenden. Der Held besteht nur aus wenigen Bildpunkten, und doch entwickelt der Spieler mehr Mitgefühl für den Pixelburschen als für so manch hochaufgelösten Muskelmann aktueller Protztechnik-Spiele. Das liegt daran, dass der Spieler eine bezaubernde Welt erkundet, die ihre Geheimnisse nur dann offenbart, wenn der Spieler beherzt auf die Pixelbilder tippt, um Höhleneingänge zu entdecken. Soundtrack und Geräuschkulisse kommentieren die Handlung, wobei die Musikstücke diverse Sequenzen aus Videospiel-Klassikern auf kongeniale Weise zitieren.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 26/2011. (hag)