Durch die Blume

Liang Wu und seine Mitgründer der Firma Green City Solutions wollen die Stadtluft sauberer machen. Welche Rolle Werbeflächen und Pflanzen dabei spielen, erzählen sie im Interview mit Technology Review.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Guldner

Technology Review: Herr Wu, der von Ihnen mitentwickelte CityTree soll die Stadtluft sauberer machen. Wie funktioniert er?

Liang Wu: Wir arrangieren Pflanzen zu einem vertikalen Display. Sie filtern den Feinstaub aus der Luft, indem sie ihn auf der Blattoberfläche festhalten. Besonders gut geeignet ist Moos, denn es hat dank seiner vielen winzigen Blättchen eine große Gesamtoberfläche. Es nutzt den Feinstaub sogar fürs Wachstum. Unser System kombiniert das Moos mit größeren Pflanzen, damit sich die Luft in deren Blättern fängt und leichter gefiltert werden kann.

TR: Müssen Sie für jedes Display einen Gärtner engagieren?

Wu: Nein. Die Bewässerung erfolgt automatisch – und zwar immer dann, wenn die Sensoren, mit denen jede Pflanze bestückt ist, einen trockenen Boden, trockene Luft oder zu hohe Temperatur melden. Die CityTrees sollen möglichst autark sein: Solarzellen sorgen für Strom, Regen füllt den 1000-Liter-Wassertank. Ein Raspberry Pi steuert das Ganze und schickt alle Daten über das Internet zu uns. So könnten wir die Displays in Extremfällen auch manuell fernsteuern. Vor Ort muss nur dann und wann jemand die Pflanzen stutzen.

TR: Wo sollen die vertikalen Grünflächen eingesetzt werden?

Wu: In großen Städten, denn deren Problem ist die steigende Schadstoffbelastung der Luft. Das betrifft nicht nur Hongkong oder Peking, sondern auch deutsche Städte. Wir wollten vor allem eine Lösung finden, die auch profitabel umgesetzt werden kann.

TR: Warum pflanzen Sie nicht einfach Bäume?

Wu: Das ist nicht immer die bessere Lösung. Wir sparen Platz, sind flexibel und mobil – und effektiver. Ein CityTree filtert bis zu 89 Kilogramm Feinstaub pro Jahr, so viel wie 275 Straßenbäume.

TR: Sie versprechen, dass den Städten selbst dabei keine Kosten entstehen müssen. Wie soll das gehen?

Wu: Wir vermarkten die CityTrees als Werbeflächen an Unternehmen. Die saubere Luft kommt trotzdem der Stadt zugute.

TR: Wie kann man sich das vorstellen?

Wu: Durch die Anordnung verschiedener Gewächse kann man Firmenlogos gestalten. Zudem ist die Oberfläche in kleine Quadrate aufgeteilt, eine Art Pixelsystem mit einer Auflösung von 29 mal 29. So stellen wir mit den Pflanzen QR-Codes mit akzeptabler Fehlertoleranz dar, die zu Firmenwebseiten oder Kampagnenvideos führen. In das System sind auch Technologien wie iBeacon von Apple integriert, das Inhalte per Bluetooth verschickt.

TR: Wie kommen die Bäume bislang an?

Wu: Die Resonanz der Städte war bislang positiv. In Jena haben wir angefangen, in Hongkong eruieren wir gerade den Markt. Die Stadt Oslo hat gleich zwei CityTrees gekauft und testet derzeit, wie gut die den Smog bekämpfen. (bsc)