Durchsuchbarer Blitz
Informationen aus Millionen von Flash-Websites werden dank neuer Werkzeuge plötzlich besser auffindbar - aber nur durch Google und Yahoo.
- Kate Greene
Ohne Suchmaschinen wäre das Web reichlich nutzlos. Doch so gut wie Google, Yahoo, Microsoft und Co. inzwischen auch darin sind, Online-Informationen aufzubereiten – einige Bereiche des Netzes bleiben ihnen stets verborgen oder lassen sich schlicht nur schwer in Ergebnislisten fassen.
Ein großer Schritt zur Komplettierung der Web-Suche wurde nun Anfang Juli gemacht. Der Softwarehersteller Adobe, der hinter dem Multimedia-Format Flash steckt, das zwar äußerst populär ist, von Suchmaschinen aber bislang kaum erfasst wird, stellte eine neue Software bereit, mit der sich Text-Informationen und Links aus Flash-Seiten herauslesen lassen. Die neue Funktionalität könnte beispielsweise Unternehmen helfen, die traditionell zwischen ästhetisch hübschen Flash-Animationen für ihre Marketingangebote und durchsuchbarer Reklame im HTML-Format wählen mussten.
Das von Adobe vorgestellte Werkzeug wird nur zur Katalogisierung der Flash-Dateien benötigt, Anbieter von Flash-Inhalten brauchen es nicht, wie Justin Everett-Church, Senior-Produktmanager für den Flash Player-Bereich bei dem Unternehmen, betont. Deshalb müssten auch Web-Nutzer keine neue Abspielsoftware herunterladen und Inhalteanbieter auch nichts an ihrem Flash-Code verändern. "Endanwender werden trotzdem viel mehr Ergebnisse und vor allem viele bessere Ergebnisse sehen", sagt Everett-Church. "Die perfekten Suchergebnisse waren bereits vorhanden, nur steckten sie eben in den entsprechenden SWF-Dateien im Flash-Format fest. Nun werden sie sichtbar."
Aktuell indexiert Google bereits fast 71 Millionen Flash-Dateien im Internet, wenn man einmal nach dem Dateityp SWF sucht. Diese Inhalte waren eingeschränkt schon immer durchsuchbar. Schon vor Adobes Ankündigung konnten Suchmaschinen in eine Flash-Datei hineinsehen und statische Texte und Links extrahieren. Allerdings war so nie feststellbar, in welchem Bereich eines Flash-Angebots ein Text zu finden war – ob nun auf der Hauptseite oder beispielsweise tief im Innern versteckt. So war die Wichtigkeit einzelner Informationen einfach nicht zu bewerten. Ebenfalls nicht erfasst wurden sich bewegende Text-Abschnitte innerhalb von Animationen.
Adobe übergab Google und seinem Konkurrenten Yahoo nun eine neue Flash Player-Spezial-Software, die in Verbindung mit der Spider-Technologie der Suchmaschinen arbeitet, mit der Web-Seiten indexiert werden. (Microsoft, das einen eigenen Wettbewerber für Flash namens Silverlight im Angebot hat, ist öffentlich nicht an der Initiative beteiligt. Andere Anbieter blieben ebenfalls zunächst außen vor, so dass nur Yahoo und Google profitieren.)
Spider sind autonome Programme, die das Web systematisch durchforsten. Adobes neuer Spezial-Player erlaubt es ihnen nun, Flash-Dateien zu laden, Texte und Links zu lesen und jeden Knopf und jeden Reiter anzuklicken, also einem vollständigen Flash-Angebot zu folgen. Das erlaubt dem Spider, abzuleiten, in welchem Kontext welches Wort und welcher Link vorkommt – etwas, das vorher nicht ging.
"FrĂĽher mussten sich Inhalte-Anbieter stets zwischen der Verwendung von Flash und der Durchsuchbarkeit entscheiden", meint Everett-Church. Nun hoffe man bei Adobe, das mehr Nutzer visuell ansprechende Seiten kreierten, ohne sich Sorgen machen zu mĂĽssen, dass es Probleme bei der Erfassung durch Suchmaschinen gibt.
Marktbeobachter sehen dies ähnlich: Sie halten es für wichtig, dass mehr Teile des Web durchsuchbar werden. Dennoch sei es Adobes Ansatz nur ein Zwischenschritt, meint Flash-Experte Peter Elst. Zwar gelängen so mehr Texte und Links in die Suchmaschinen, doch die Site-Entwickler hätten nach wie vor keine Kontrolle darüber, was indexiert wird und wie die Spider Inhalte interpretieren. Bei konventionellen HTML-Angeboten ist das hingegen möglich: Hier lassen sich Metadaten und Tags ergänzen, die die Seiten beschreiben. Mit den neuen Flash-Werkzeugen fehlt diese Funktion, kritisiert Elst.
Auch ist die Verwirrung unter Entwicklern groß, wie die Flash-Suchergebnisse von Yahoo und Google tatsächlich zustande kommen und was das Ranking ausmacht. "Soweit wir wissen, sind die Daten, die erfasst werden, zunächst nur eine Texthalde, der der genaue Kontext fehlt. Und das macht es schwierig, herauszufinden, wie man Suchmaschinenoptimierung betreiben kann, um auf die vorderen Plätze zu kommen."
Google hat immerhin ein paar erste Hinweise darauf gegeben. So lädt der Spider des Konzerns keine Flash-Seiten, die die Programmiersprache JavaScript verwenden. Sie werden angeblich nicht indexiert. Viel mehr ist aber nicht bekannt. Am Ende könnte alles auf "Trial and Error" hinauslaufen, wie Firmen ihre Flash-Angebote künftig aufbauen müssen, um von den Suchmaschinen gut erfasst zu werden. Doch das Problem kennt man eigentlich bereits von regulären Internet-Angeboten. (bsc)