Facebook-Armband soll Computer steuern​

Das Gerät wird Nutzern erlauben, über Gehirnsignale mit den kommenden Augmented-Reality-Brillen des Konzerns zu interagieren, hoffe Facebook.

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(Bild: Facebook)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tanya Basu

Facebook hat ein Armband vorgestellt, das motorische Gehirnsignale in Steuersignale für die Bewegung von digitalen Objekten übersetzt. Was wie ein klobiger iPod an einem Gurt aussieht, erkennt mithilfe von Sensoren Bewegungen, die man ausführen möchte. Mithilfe von Elektromyographie (EMG) detektiert es die elektrische Aktivität von motorischen Nerven und interpretiert, welche Informationen das Gehirn an die Hand sendet. Das Unternehmen gibt an, dass man mit dem noch nicht benannten Gerät durch Augmented-Reality-Menüs navigieren könne, indem man nur daran denkt, seine Finger wie beim Scrollen zu bewegen.

Bei Augmented Reality überlagern Informationen die reale Welt, unabhängig davon, ob es sich um Daten, Karten oder andere Bilder handelt. Das erfolgreichste Experiment in Augmented Reality war Pokémon Go, das 2016 die Welt im Sturm eroberte. Damals gingen Spieler in Stadtvierteln auf die Suche nach schwer fassbaren Pokémon-Charakteren. Dieses anfängliche Versprechen ist jedoch in den vergangenen Jahren verblasst, da Unternehmen Schwierigkeiten hatten, die Technologie in etwas Ansprechendes, Leichtes und Nutzbares zu übersetzen. Google Glass und Snap Spectacles haben zum Beispiel versagt, die Leute wollten sie einfach nicht benutzen. Facebook hält sein Armband für benutzerfreundlicher

Es ist zu früh, um sagen zu können, ob es so funktioniert, wie Facebook es behauptet. Das Produkt befindet sich noch in der Entwicklung der unternehmensinternen Facebook Reality Labs, und ließ sich bisher nicht ausprobieren. Wann es auf den Markt kommen oder wie viel es kosten soll, steht noch nicht fest.

Facebook erwarb im September 2019 CTRL-Labs für einen Preis zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar. CTRL hatte an einem handgelenkbasierten EMG-Gerät gearbeitet, und sein Leiter, Thomas Reardon, ist jetzt Direktor für neuromotorische Schnittstellen bei Facebook Reality Labs. Reardon betonte bei der Pressevorschau, das Gerät sei „keine Gedankenkontrolle“. Die Informationen kämen „von dem Teil des Gehirns, der die motorischen Informationen steuert, nicht von Gedanken."

Facebooks Ankündigung ist die zweite von insgesamt dreien, die die Position des Unternehmens auf dem Gebiet der Augmented Reality umreißen sollen. Am 9. März kündigte Facebook an, dass seine AR-Brille auf die Umgebung reagieren würde. Wer also an seinem Lieblingscafé vorbeigeht, könnte etwa gefragt werden, ob er eine Bestellung aufgeben möchten. Facebook will zudem später in diesem Jahr seine eigenen haptischen Handschuhe und andere Wearables enthüllen.

Die Frage lautet, ob hier eine weitere Gefahr für die Privatsphäre lauert. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat stark in Augmented und Virtual Reality investiert und erkannt, dass Produkte wie diese den Zugriff auf unzählige wertvolle Daten bedeuten können. Im obigen Café-Beispiel könnte das Unternehmen (und damit die Werbetreibenden) herausfinden, wer welche Art von Kaffee bevorzugt, wo man lebt und auf statistischem Weg die demografischen, gesundheitlichen und sonstigen persönlichen Daten abziehen. Angesichts der Unternehmensgeschichte in Bezug auf den Datenschutz gibt es damit Grund zur Skepsis. (vsz)