"Facebook für Farmer": Koreanische Agrar-Plattform setzt auf Landwirte-Community

Das Gründen von Plattformen macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Südkoreas größter Anbieter Green Labs will nun international expandieren.

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(Bild: Green Labs)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Ein Hit aus dem ersten Internetboom greift nun in immer mehr Industrien um sich: das Plattform-Modell. Ob in der Fabrikautomatisierung, bei fernbedienbaren Telepräsenzrobotern oder Autos – Start-ups und etablierte Riesen versuchen, in diesen Bereichen zu kleinen Apples oder Googles zu werden, um mit Daten Geld zu verdienen.

Auch vor der Landwirtschaft macht dieser Trend nicht halt. Das südkoreanische Start-up Green Labs hat dieses Jahr 140 Millionen Dollar von Investoren eingeworben, um seine Agrar-Plattform "Farm Morning" zu internationalisieren.

Die Basis des Angebots ist eine App, die laut dem Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 2017 bereits von mehr als 500.000 koreanischen Bauern genutzt wird. Das entspräche mehr als der Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in dem 51-Millionen-Einwohner-Land. Der Dienst wertet zum Beispiel Informationen von vernetzten Sensoren aus, liefert Wetterdaten und Tipps zur Schädlingsbekämpfung, um den Bauern beim Management der landwirtschaftlichen Produktion zu helfen.

Auch im Vertrieb unterstützt das Start-up die Hofarbeit durch Sinsun Market, ein Dienst, der die Bauern über die Groß- und Einzelhandelspreise im ganzen Land informiert. Außerdem klärt das System die Mitglieder über staatliche Subventionen auf. Zudem liefert Green Labs Software wie smarte Hardware für Bauern – und vor allem eines, was soziale Netzwerke groß gemacht hat: eine Community, in der Landwirte ihr Wissen teilen können.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Das Erfolgsrezept der App, das Vernetzen von Kunden, hat der Gründer Shin Sang-hoon schon zuvor erfolgreich durchgeführt. 2013 brachte er die bis heute beliebte Dating-App Amanda auf den Markt. Nach seinem Ausstieg versuchte er, die Probleme von Bauern zu lösen.

Er ist damit global nicht allein. Der deutsche Chemiekonzern Bayer hat über seine US-Tochtergesellschaft Climate die digitale Agrar-Plattform "Climate Fieldview" bereits in mehr als 20 Ländern im Markt. Andere Bewerber um den Titel "Facebook der Farmer" sind in den USA das "Farmers Business Network", das in Nordamerika mehr als 30.000 Agrarunternehmer bedient und Indigo Ag mit seinem Versprechen auf nachhaltige Landwirtschaft. In Indien buhlt derweil Ninjacart um Landwirte.

Die Idee datengestützten Anbaus ist dabei nicht nur auf Internetplattformen beschränkt. In Asien tut sich besonders Japan hervor, mit diversen Satelliten die Ortung von autonomen Landmaschinen auf Feldern und die Beobachtung von Äckern und Naturbedingungen in Japan und anderen asiatischen Ländern zu verbessern.

Das Versprechen aller Anbieter von Smart-Farming-Produkten ist ähnlich: Durch bessere Informationen soll beispielsweise der Einsatz von Düngern und Pestiziden gesenkt, der Ertrag gesteigert und durch die Schaffung transparenter Märkte der Verkaufspreis zum Wohle der Bauern maximiert werden. Dabei liegt aber gerade in vielen Ländern Asiens der Boden noch brach.

Dort sieht Shin dann auch ein frühes Wachstumspotenzial für seine Dienste. Seine erste Aussaat hat er bereits in Vietnam und China ausgebracht. Ein Wettbewerbsvorteil ist dabei für Green Labs vielleicht die Struktur der koreanischen Landwirtschaft, die mit ihrer Vielzahl von Mikro-Höfen anderen asiatischen Ländern ähnelt. Durchschnittlich beackert ein koreanischer Bauer 1,4 Hektar Land. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 2020 durchschnittlich 63 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche pro Hof.

(jle)