Hacker gesucht: Ist diese Wahlmaschine wirklich unknackbar?

Juan Gilbert will einen Wahlcomputer entwickelt haben, der sich nicht manipulieren lässt. Kritiker bezweifeln das, zögern aber, die Maschine zu prüfen.

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Bei seiner Wahlmaschine setzt der Informatiker Juan Gilbert auf Transparenz – nicht nur beim Gehäuse.

(Bild: University of Florida)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Spenser Mestel
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Wahlcomputer sind in den USA weit verbreitet. Sogenannte elektronische Direktaufzeichnungssysteme etwa werden nicht nur zur Stimmabgabe, sondern auch gleich zur Auszählung der Stimmen eingesetzt. Andere Geräte verfügen über einen Touchscreen, auf dem die Wähler ihre Auswahl treffen können. Das Gerät druckt dann einen Papierstimmzettel aus, der in einen Scanner eingezogen werden kann.

Allerdings gibt es am Einsatz dieser Maschinen auch massive Kritik, denn immer wieder decken IT-Sicherheitsfachleute gravierende Lücken in den meist proprietären Systemen auf, mit denen theoretisch Stimmen manipuliert und das Wahlgeheimnis verletzt werden könnte.

Juan Gilbert von der University of Florida sieht in den Maschinen allerdings weniger eine Gefahr sondern mehr eine Chance, weil sie mehr Menschen ermöglichen könnten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, berichtet MIT Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe (ab 21.12. im heise shop bestellbar und ab 22.12. im Handel erhältlich). Gilbert glaubt, dass er die Sicherheitsprobleme von Wahlmaschinen gelöst hat, doch bisher wollte niemand sein System überprüfen.

Die neueste Version des Geräts, die Gilbert und seine Studenten 2022 fertiggestellt haben, verfügt über einen Touchscreen und einen Drucker, der einen Papierstimmzettel erstellt. Dieser wird dann in einen Scanner eingezogen und kann später etwa für Neuauszählungen verwendet werden.

Die Software für das Gerät ist auf einer Blu-ray-Disc gespeichert. Sie kann im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festplatte nicht überschrieben, modifiziert oder in irgendeiner Weise verändert werden. Die Software ist quelloffen – sie ist auf Github veröffentlicht. Das gesamte Gerät steckt in einem transparenten Gehäuse, sodass es schwierig ist, etwa ein USB-Laufwerk unbemerkt anzuschließen. Auch der Touchscreen ist durchsichtig, damit Wähler in Echtzeit beobachten können, wie die Maschine ihren Stimmzettel ausdruckt.

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Doch bisher wartet Gilbert vergeblich darauf, dass Forscher oder Hacker seine Wahlmaschine auf Herz und Nieren prüfen. Zu dem halben Dutzend Experten, die er per E-Mail kontaktiert hatte, gehörten neben Andrew Appel von der University of Princeton auch Harri Hursti. Er ist Mitbegründer und Co-Organisator des "Voting Machine Hacking Village"-Wettbewerbs auf der jährlichen Hacking-Konferenz DEF CON in Las Vegas. Bislang ohne Erfolg.

Dieser Text stammt aus: MIT Technology Review 1/2023

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Die Wahlhacker führten unterschiedliche Gründe an: Einer war bereits im Ruhestand, ein anderer im Krankenhaus. Hursti bemängelte, Gilbert habe eine E-Mail an seinen persönlichen Account geschickt, nicht an den offiziellen des DEF CON Voting Village. Appel wiederum lehnte eine gründliche Prüfung mangels Mitteln dafür ab.

Die Ablehnung der Wahlhacker-Community hat bei Gilbert inzwischen für beginnende Resignation gesorgt. "Sie schauen nur auf Dinge, von denen sie wissen, dass sie sie knacken können", sagt Gilbert. "Wenn Sie etwas haben, das sie nicht auf den ersten Blick entschlüsseln können, werden sie es nicht anfassen."

(jle)