Impfnachweis: Scheckkarte mit QR-Code für CovPass-App im Test

QR-Code im Scheckkartenformat statt auf dem Smartphone? heise online hat das in der Praxis getestet und konnte nach anfänglicher Skepsis doch Vorteile erkennen.

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Die QR-Code-Karten von Immunkarte.de und Immune-ID.eu

(Bild: Andreas Sebayang/heise online)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Andreas Sebayang
Inhaltsverzeichnis

Das Vorzeigen eines QR-Codes ist in dem derzeit sehr dynamischen Infektionsgeschehen rund um SARS-Cov-2 und insbesondere mit der Omikron-Variante notwendiger denn je. Viele Orte lassen sich nur noch mit einem Impf-, Genesenen- oder Testnachweis besuchen. Manchmal ist sogar eine Kombination notwendig.

3G, 2G, 2G+ heißen die Regeln, die mit einem QR-Code entsprechend dem EU Digital Covid Certificate erfüllt werden können. Wer geimpft ist, kann in der Regel auch den Impfausweis für den Zutritt in Geschäfte oder das Restaurant nutzen. Doch das ist in der Praxis nur selten zu sehen, auch wenn die prinzipielle Gültigkeit natürlich bestehen bleibt. So heißt es vom Robert Koch-Institut in der FAQ zum digitalen Impfnachweis: "Alternativ können Sie Ihren Corona-Impfschutz auch mit dem ausgedruckten Impfzertifikat oder dem bekannten gelben Impfpass nachweisen." In einigen Bundesländern wird der gelbe Impfpass allerdings nicht mehr akzeptiert, was speziell für Touristen problematisch sein kann, vor allem, wenn diese nicht aus der EU kommen.

Schon aus praktischen Gründen werden daher die meisten lieber den digital nachvollziehbaren QR-Code nutzen. Den gibt es entweder ausgedruckt, etwa durch eine Apotheke oder idealerweise direkt bei der Impfung, oder in einer App. Technisch versierte Personen werden in den meisten Fällen den ausgedruckten QR-Code gleich in die Corona-Warn-App oder die CovPass-App importieren. Ein Backup in Form eines weiteren Ausdrucks dürfte auch der eine oder andere mit sich führen. Es gibt allerdings in Deutschland Überlegungen, das Zertifikat Genesener auf eine rein digital nachvollziehbare Lösung zu beschränken.

Zusätzlich gibt es prinzipiell noch die Möglichkeit ein Covid-Zertifikat direkt ins Smartphone-Betriebssystem zu integrieren. Das geht sowohl in Android als auch in iOS. Allerdings nicht in Deutschland. Vereinzelt finden sich auch Online-Werkzeuge, um das EU-Covid-Zertifikat in die Smartphone-Wallets zu integrieren. Das ist jedoch Vertrauenssache.

Es gibt allerdings noch eine weitere Alternative. Ein Kärtchen im Kreditkartenformat mit aufgedrucktem QR-Code sowie Namen, Geburtsdatum und Impfstatus. Zwei Produkte verschiedener Anbieter hat heise online mehrere Wochen lang ausprobiert.

Die gibt es jedoch nicht kostenlos, sondern müssen extra geordert und bezahlt werden. Das geht beispielsweise in einigen Apotheken oder auch im Internet. Die hier getesteten Beispiele sind die in Italien beheimatete Immune-ID der Firma Vertical Life, kurioserweise eine Kletterfirma, und die Immunkarte der APO Pharma Immun aus Leipzig.

Beide Anbieter bieten im Prinzip das Gleiche, bei allerdings leicht abgeänderter Ausführung. Die Kosten liegen bei rund 10 Euro und die Karten können durch ein simples Übertragen des QR-Codes bei den beiden Anbietern online bestellt werden.

Wer will, kann alternativ eine Partner-Apotheke aufsuchen. Die Immunkarte ist diesbezüglich zumindest in Großstädten leicht zu bekommen. Die Apotheke bekommt dafür eine Provision von 3 Euro (netto) pro aufgenommener Kartenbestellung. Für den Endkunden ändert sich der Preis nicht. Geliefert wird die stabile Plastikkarte, in der Regel binnen einer Woche, direkt an die Apotheke.

Bei der Immune-ID ist das deutlich schwerer. Selbst in einer Metropole wie Berlin finden sich nur etwas mehr als zwei Dutzend Partner. Darunter auffallend viele Testzentren. Der große Vorteil ist aber der vergleichsweise einfache Selbstdruck in der Apotheke. Denn im Unterschied zur Plastikkarte arbeitet Immune-ID mit beschichtetem Papier, welches in einem Laserdrucker bedruckt werden kann. Der Hersteller spricht von "hochwertigen Rohlingen", doch dazu später mehr.

Prinzipiell lassen sich natürlich auch Plastikkarten bedrucken. Gute Kartendrucker für ordentliche Durchsätze kosten aber schnell um die 1.000 Euro. Viel Geld für eine Apotheke, die dann doch lieber bestellt. Ein Laserdrucker gehört hingegen zur Standardausstattung vieler Apotheken. Den Vorteil der leichteren Vorort-Umsetzbarkeit konnte Immune-ID bisher jedoch nicht ausspielen.

Die Immune-ID bietet noch einen weiteren Unterschied: Es gibt vier Sticker zum Aufkleben mit dem QR-Code. Denen fehlen aber für Menschen lesbare Informationen. Hier ist ein Scan des QR-Codes unbedingt notwendig.

Der größte Unterschied zwischen den "hochwertigen Papierrohlingen" der Immune-ID und der Immunkarte aus Plastik ist die Stabilität. Die Immunkarte ähnelt Kreditkarten. Sie ist allerdings ein wenig weicher, lässt sich also leichter verbiegen. Der Unterschied ist aber gering.

Die Immune-ID hingegen fühlt sich eher wie laminiertes Papier an. Hochwertig wirkt das nicht. Das gilt insbesondere für die Sticker. Bei uns löste sich einer der Sticker nicht korrekt. Stattdessen spaltete sich der Sticker in eine klebende Rückseite und die beschichtete Vorderseite auf.

Wie gehabt ersetzen auch Immune-ID und Immunkarte nicht die Notwendigkeit des Vorzeigens eines Identitätsnachweises und des Scans des QR-Codes.

Die Immune-ID lässt sich auch auf ein Smartphone kleben. Die ausführlichen Informationen der großen Karten fehlen aber.

(Bild: Andreas Sebayang/heise online)

Mit den beiden Karten im Portemonnaie ging es die letzten Wochen immer wieder testweise in Geschäfte oder auf Weihnachtsmärkte. Probleme gab es überraschenderweise keine. Wir hatten negative Reaktionen erwartet, insbesondere, wenn man anfängliche Berichte über das einfache Anfertigen von Screenshots bedenkt, die eigentlich gültig sind, aber doch Diskussionen über die Fälschungssicherheit in der Vergangenheit auslösten.

Das Gegenteil war jedoch der Fall. Die Karten wurden gerne gesehen. Das lag auch daran, dass die Kartennutzung unkompliziert ist. Mit dem Ausweis wird auch die Karte einfach herausgezogen. Ein Kontrolleur eines Kaufhauses in Offenbach nannte uns sogleich Profi, während nebenan noch gekramt und entsperrt wurde. Zwei befragte Kontrolleure des Berliner Handels sahen die Karten auch gerne und gaben an, dass die Karten mittlerweile recht häufig anzutreffen sind. heise online hat während des Zeitraums allerdings nur Smartphone-Nutzer angetroffen sowie eine Person mit einem gelben WHO-Impfpass.

Angenehm der Kärtchen ist auch, dass diese einem etwas die Sorgen nehmen, wenn man ein Smartphone mit notorisch geringer Akkulaufzeit hat. Der QR-Code lässt sich beispielsweise nicht in den Stromsparmodus von Apples iOS integrieren. Das geht nur mit einigen wenigen Expressmodus-kompatiblen RFID-Kartensystemen. Im Alltag sollte also, beispielsweise für die ÖPNV-Nutzung, ein Backup mitgenommen werden.

Ohne Nachteil ist das Kartensystem natürlich nicht. Die Kärtchen brauchen Licht. Auf dem Weihnachtsmarkt oder im schummrigen Restaurant kann der Scan schon schwierig sein. Das erlebten wir auch einmal, als die Karte unter einer Lampe gescannt werden musste. Aber selbst damit waren wir ungefähr gleich schnell wie die Smartphone-QR-Code-Entsperrenden.

Entgegen der Erwartung gab es während der gesamten Testdauer nur dieses eine Problem. Ansonsten ging es ruckzuck durch jede Kontrolle. Durch Sichtfenster-Portemonnaies funktionieren die QR-Codes allerdings nicht immer. Das würde den Vorgang noch einmal beschleunigen. Dafür wäre dann der Aufkleber der Immune-ID gut, der sich etwa auf die Smartphone-Hülle kleben lässt.

Auch hat die Kartennutzung angenehme Nebeneffekte. Das vor allem zu Beginn der Impfungen beliebte Anfassen des Smartphones, um den Impfstatus zu erkennen, verhindert die Kartennutzung effektiv. Im Juli 2021 mussten wir beispielsweise in Hamburg in ein Hotel einchecken, dass kein Smartphone hatte. Laut Aussage der Rezeption sei das Geld für eine Smartphone-Anschaffung nicht vorhanden. Auch beim Check-in auf Flughäfen wurde im vergangenen Jahr nur in seltenen Fällen geprüft.

Was in den Praxis-Tests allerdings nicht auftaucht, ist die Booster-Problematik. Im Unterschied zu den Smartphone-Apps, die sich einfach per neuem QR-Code aktualisieren lassen, wird hinter dem QR-Code kein zusätzlicher Impfstatus, etwa im Backend, gespeichert. Es braucht zwingend einen neuen Code für den Booster.

Zusätzliche Tests sind so ebenfalls nicht lösbar. Für die Einreise in viele Länder braucht es noch einen oder mehrere PCR-Tests, die alle ihren eigenen QR-Code bekommen. Hierfür eine Immunkarte zu bestellen, würde keinen Sinn ergeben. Beim Booster ist dies hingegen sinnvoll, dafür eine neue Karte zu erhalten. Der hält hoffentlich einige Monate.

Immunkarte hatte ursprünglich nach Eigendarstellung ein System entwickelt, das derartige Updates erlauben würde und sogar das Passbild integriert. Doch durchgesetzt hat sich das EU Covid Certificate. Trotzdem gibt es eine Update-Möglichkeit in Form einer neuen Karte. Die wird rabattiert, kostet aber dennoch 7,40 Euro. Der größte Haken dabei: Das geht nicht online. Hier muss eine Partner-Apotheke aufgesucht werden.

Bei Immune-ID gibt es diesen Rabatt nicht. Das Unternehmen argumentiert dagegen, ein QR-Code der Zweitimpfung verliere ja nicht einfach seine Gültigkeit. Das mag zwar formal stimmen, hilft einem aber nicht, wenn die Boosterimpfung zwingend sinnvoll nutzbar ist, wie das etwa teilweise bei 2G+-Regeln. Hier wird also der volle Preis fällig. Ein Nachteil der Immune-ID.

Allgemein funktioniert der QR-Code im Scheckkartenformat überraschend gut. In der Praxis überholt man als Kartennutzer hier und da Personen, die den digitalen Weg gehen. Denn die müssen in ungünstigen Fällen mit Maske oder Handschuhen auf dem Weihnachtsmarkt erst mal ihr Smartphone entsperren und zusätzlich nach dem Ausweis kramen. Der digitale QR-Code ist tatsächlich langsamer als die ausgedruckte oder – wie hier getestet – bestellte Variante.

Und seien wir mal ehrlich. Eigentlich reicht auch der ausgedruckte QR-Code aus dem Drucker. Insbesondere die labbrige Immune-ID kann sich jeder selbst basteln. QR-Code verkleinern, im Scheckkartenformat ausdrucken und – sollte kein Laminiergerät vorhanden sein – mit transparentem Klebeband einwickeln. Zwecks Stabilität kann auch noch eine Visitenkarte oder ausgediente Scheckkarte dienen. Fertig ist die Immune-ID als Smartphone-Backup. Für einen Bruchteil der Kosten.

Die Immunkarte ist da schon lohnenswerter. Die ist schön stabil und hochwertig bedruckt sowie oft in der Apotheke um die Ecke zu haben. Wer keine Kreditkarten in seiner Geldbörse abnutzt, bekommt auch diese Karte in der Praxis nicht so schnell kaputt. Mit zehn Euro ist das Smartphone-Backup allerdings doch überraschend teuer. Kreditkarten-Motive gibt es deutlich günstiger bei einigen Anbietern, obwohl diese auch personalisiert sind. In der Praxis lohnte sich diese Anschaffung aber trotzdem und im Vergleich zu anderen pandemiebedingten Kosten, wie Masken und Tests, ist der Posten doch eher gering.

Dass die Karten beispielsweise für Booster ausgetauscht werden müssen, ist allerdings nicht ideal. Das liegt aber an dem Konzept des EU-Covid-Zertifikats und nicht an den Karten. Es gibt nun einmal keinen QR-Code, bei dem zentral Daten zusätzlicher Impfungen oder Tests hinterlegt werden. Immerhin wird aber die Immunkarte beim zweiten Mal etwas im Preis reduziert.

Siehe auch:

(bme)