Intelligentes Pflaster mit Strom vom Telefon

Technik zur Messung des Gesundheitszustands wird immer kleiner und leistungsfähiger. Ein Pionier auf diesem Gebiet hat jetzt einen dünnen Pulsmesser vorgestellt, der seine Energie per Funk bezieht.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Katherine Bourzac

Stellen Sie sich ein Pflaster zur Messung ihres Gesundheitszustands vor, das Sie tragen können wie ein Tattoo und das keine Batterie benötigt. Diese Idee steht hinter einer Demonstration von John Rogers, einem Pionier im Bereich dehnbarer Elektronik an der University of Illinois in Urbana-Champain: Sein Pflaster misst mit Hilfe von Lichtimpulsen Herzschlag oder Kontakt zu UV-Strahlen.

Eine Batterie hat das Gerät nicht. Strom bezieht es stattdessen von einem Mobiltelefon oder Tablet-Computer mit einem Chip für Near-Field Communication (NFC), der sonst für Apps wie Apple Pay oder den Austausch von Fotos zwischen Telefonen verwendet wird. Das Pflaster wird also per Funk mit Strom versorgt und überträgt darüber auch Informationen.

Laut Rogers bedeutet das, dass Hilfsmittel zur Gesundheitsmessung billiger, kleiner und leichter werden könnten als je zuvor. Der Spezialist für „Epidermis-Elektronik“ hat bereits viele Gerätschaften entwickelt, in denen LEDs, winzige Elektronik und Sensoren auf dehnbaren Materialien untergebracht und mit federartigen Metalldrähten verbunden sind.

Seine neueste Kreation beschreibt Rogers in der Fachzeitschrift Science Advances. Sie vereint mehrere seiner früheren Innovationen. So nutzt einer der Sensoren lichtempfindliche Farben, um Kontakt mit UV-Licht zu registrieren – diese Funktion hatte schon das erste von Rogers' Start-up MC10 entwickelte Produkt. Der My UV Patch des Unternehmens wird von dem Kosmetikriesen L'Oreal vermarktet.

Das neue Gerät misst darüber hinaus mit Hilfe von vier LEDs, die Lichtstrahlen in unterschiedlichen Farben auf die Haut werfen, den Puls und den Sauerstoffgehalt im Blut – Veränderungen in der Farbe des reflektierten Lichts werden von Photodetektoren erkannt. Der Puls des Trägers wird über ein blinkendes Licht angezeigt.

Ein Nachteil des Systems: Für drahtlose Stromversorgung darf der Nutzer nur einige Zentimeter von einem Mobiltelefon oder Tablet entfernt sein – oder einen Meter von einem NFC-Lesegerät mit großer Reichweite. Allerdings entfernen sich die meisten von uns ohnehin nicht sehr weit von ihren Geräten.

Andere Produkte von MC10 haben eine eigene Batterie, was sie ein bis zwei Millimeter dicker macht. BioStampRC etwa wird an Forscher verkauft, die Gesundheitsdaten und Biomechanik erfassen sollen, während ihre Probanden unterwegs sind. Laut Rogers könnten batterielose Konstruktionen neue Anwendungen in Krankenhäusern und bei der Schlafüberwachung eröffnen.

(sma)