Java – eine Analyse zum Status quo angesichts der JavaOne 2014

Auch wenn die diesjährige JavaOne mit keinen wirklich großen Ankündigungen aufwarten konnte, gab es das eine oder andere Thema von Interesse. Ganz vorne mit dabei: Microservices und Internet of Things.

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Von
  • Lars Röwekamp
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Auch wenn die diesjährige JavaOne mit keinen wirklich großen Ankündigungen aufwarten konnte, gab es das eine oder andere Thema von Interesse. Ganz vorne mit dabei: Microservices und Internet of Things.

Wie zu erwarten, gab es auf der diesjährigen JavaOne in San Francisco aus technologischer Sicht nicht wirklich viel Neues zu erfahren. Grund hierfür ist die Tatsache, dass in den letzten zwei Jahren drei "Big Releases" – Java ME 8, Java SE 8 und Java EE 7 – veröffentlicht wurden und nun traditionell nach dem Release aller drei Java-Ausgaben eher eine Zeit der Selbstfindung und Orientierung als eine der großen Neuigkeiten ist. Insbesondere im Umfeld von Java SE und Java EE zeigt sich, dass in den letzten zwölf Monaten eine ganze Reihe von Praxiserfahrungen gesammelt wurden, die es für die jeweiligen Expert Groups nun erst einmal auszuwerten gilt.

Der Fokus des letzten Jahres lag somit eindeutig auf dem Einsammeln von Community-Feedback, um so die nächste Runde – sprich die JSRs für Java SE 9 und Java EE 8 – angehen zu können. Als Beispiel hierfür lassen sich Oracles drei Java EE Surveys heranziehen, bei denen mehr als 4500 Entwickler mitmachten, um ihre Wünsche an Java EE 8 zu formulieren. Das Resultat, das in Form des aktuellen JSR Draft für Java EE 8 vorliegt , lässt sich kurz mit den drei Ausrichtungen

  • Ease of Use,
  • HTML5/Mobile Apps und
  • Cloud Enablement

zusammenfassen und spiegelt nahezu eins zu eins das direkte Feedback der Enterprise-Entwicklergemeinde wieder.

Gespräche mit Vertretern aus dem Java-SE-, aber auch aus dem Java-EE-Lager zeigen darüber hinaus eine weitere wichtige Ausrichtung für die Zukunft. Beide Parteien scheinen bemüht zu sein, ihre Plattformen zukünftig besser aufeinander abzustimmen. Das gilt sowohl plattformintern – warum zum Beispiel gibt es bei Java EE zwei unterschiedliche @Produces-Annotationen – als auch plattformübergreifend. Unter diesem Aspekt wird es spannend werden zu sehen, wie Java SE und Java EE zum Beispiel mit der neu geplanten JSON Light-WeightAPI oder dem gemeinsamen Anspruch des HTTP-2.0-Supports umgehen werden.

Auch wenn die diesjährige JavaOne mit keinen wirklich großen Ankündigungen aufwarten konnte, gab es natürlich doch das eine oder andere Thema von Interesse. Ganz vorne mit dabei: Microservices und Internet of Things.

Microservices scheinen für viele das Allheilmittel gegen all die Krankheiten zu sein, die der im Java-EE-Umfeld gerne gepflegte, monolithische Architektur- und Programmieransatz mit sich bringt. Entsprechend groß war auch das Interesse an diesem Thema auf der JavaOne. In den Diskussionen wurde dabei aber leider gerne vergessen, dass ein reines Verschieben von Problemen diese nicht auch automatisch löst.

Um an dieser Stelle Simon Brown, Autor des Buches "Software Architecture for Developers" zu zitieren: "If you can't build a monolith, what makes you think that microservices are the answer?" Oder anders formuliert, wie es Robert Annett in seinem Blog-Artikel "Where is the complexity" getan hat: "You can move it [the complexity] about, but it is still there!".

Adam Bien, Java Champion und freiberuflicher IT-Berater, äußerte sich zu dem Thema im Rahmen des "Java EE 8 Community Panel" sinngemäß, dass Microservices in Java EE – in Form deploybarer WARs – schon immer möglich waren. Die Komplexität allerdings ergäbe sich nicht nur durch die Entscheidung für die richtige Größe der deploybaren Einheit, sondern vielmehr daraus, sinnvolle vollständig losgelöste fachliche Services zu definieren. Dies hätte unter anderem auch eine stark verteilte Datenbank zur Folge. Ein Szenario, das es so wahrscheinlich aktuell in kaum einem Großunternehmen geben dürfte.

Man könnte somit ein wenig ketzerisch formulieren, dass es sich bei Microservices eigentlich nur um eine modernisierte Variante des SOAP-basierten SOA-Ansatzes handelt – dieses Mal nur hoffentlich richtig gemacht.

Was sich bereits auf der letzten JavaOne andeutete, wurde in diesem Jahr mehr als bestätigt. Das "Internet der Dinge" ist das "Next Big Thing". So auch auf der JavaOne.

Wer in den letzten zwölf Monaten seine Zeit nicht völlig abstinent von jeglichen IT-Medien verbracht hat, den dürfte diese Nachricht kaum verwundern. Schon ein wenig überraschend dagegen ist die Tatsache, dass sich die Interessengruppe rund um das Thema Internet of Things nicht nur stark erweitert sondern darüber hinaus auch deutlich verschoben hat.

Während vor einem Jahr der Tenor noch auf Themen wie "Java Runtimes für IoT Devices" und "JavaFX runs anywhere", inklusive marketinglastigem "JavaFX on iOS-Showcase – die Betonung liegt hier auf Show! – lag und somit vor allem Hardware-nahe Entwickler angesprochen wurden, wandert das Interesse heute mehr und mehr in Richtung des klassischen Enterprise Computing. Denn dank erster praktischer Erfahrungen mit IoT-Netzen scheint aufgefallen zu sein, dass die vielen kleinen Devices unendliche viele nützliche und vor allem wertvolle Daten erzeugen können, die es einzusammeln und gezielt auszuwerten gilt. Themen wie Big Data, NoSQL und leichtgewichtige Protokolle werden plötzlich auch im Kontext von IoT relevant.

Aber auch wenn sich plötzlich die Enterprise-Community für das Thema IoT interessiert, bleiben die wesentlichen Probleme – Kommunikation zwischen unterschiedlichsten Protokollen, End-to-End Security, Software-Provisionierung und Lifecycle-Management über verschiedenste Geräte hinweg oder Unmengen an nicht qualifizierten Daten – die durch die vielen Geräte erzeugt und serverseitig verarbeitet beziehungsweise ausgewertet werden wollen, nach wie vor ungelöst.

Lars Röwekamp
ist Gründer des IT-Beratungs- und Entwicklungsunternehmens open knowledge und beschäftigt sich mit der eingehenden Analyse und Bewertung neuer Software- und Techniktrends.
(ane)