Kernel-Log – Fortschritte bei freien Grafiktreibern, drei neue Stable-Kernel

Ein neue Version des Treiber nv bringt Unterstützung für neuere Nvidia-GPUs; 3D-Treiber für neuere Radeon-GPUs machen Fortschritte; die Kernel-Entwickler haben neue Stable-Kernel veröffentlicht und stellen die Betreuung der 2.6.29er-Serie ein.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nachdem es um den meist schlicht "nv" bezeichneten Treiber für Nvidia-GPUs in den vergangenen Monaten recht still geworden war, hat Nvidia-Mitarbeiter Aaron Plattner kürzlich die Version 2.1.14 des korrekt xf86-video-nv genannten Open-Source-Grafiktreibers freigegeben. Der Gesamtumfang der Neuerungen ist zwar eher klein, durch einige der Änderungen weiß der Treiber aber nun mit zahlreichen neueren Grafikchips umzugehen, die bislang nur vom Treiber Nouveau oder dem proprietären Nvidia-Treiber unterstützt wurden; dazu zählen unter anderem verschiedene GeForce-7950-Karten, die GeForce-GTX-Modelle 285 und 295 und viele andere Grafikkarten der 9000er-Serie.

Vor einer Woche vermeldete AMD-Mitarbeiter John Bridgman in seinem Blog einige Fortschritte bei der Arbeit an Open-Source-Treiber-Code zur 3D-Unterstützung der GPU-Reihen R6xx und R7xx, die bei Radeon-Grafik-Hardware der Serien 2000, 3000 und 4000 zum Einsatz kommen. 14 von 63 Tests würden sich korrekt verhalten, bei 24 gebe es noch Darstellungsfehler; bei 25 würde gar nichts angezeigt oder Abstürze seien die Folge. Die Treiber-Programmierer haben also noch einiges an Arbeit vor sich; auch die Performance sei noch dürftig ("Mind-bogglingly slow").

Die X-Entwickler haben derweil die Version 1.6.2 des X-Servers freigegeben. Bei ihr sollen einige Fehler des Vorgängers korrigiert sein – Treiber-API und -ABI seien aber kompatibel zu den bisherigen Versionen der 1.6er-Serie.

Intel-Entwickler Jesse Barnes diskutiert derweil mit anderen X-Entwicklern über die Einführung von Schnittstellen, damit der X-Server ohne Root-Rechte laufen könne, wie es für Moblin angedacht sei. Das bei 2.6.29 eingeführte und bei 2.6.30 verbesserte Kernel-based Mode-setting (KMS) war ein Schritt in diese Richtung, einige Details müssen aber offensichtlich noch ausgearbeitet werden.

Ende vergangener Woche haben die Betreuer der Linux-Stable-Series die Versionen 2.6.27.26, 2.6.29.6 und 2.6.30.1 freigegeben; dabei rieten sie Anwendern der jeweiligen Vorversionen wie üblich zum Wechsel auf die neuen Versionen, ohne explizit anzugeben, ob diese sicherheitsrelevante Fehler beheben.

Die Kernel der 27er- und 29er-Reihe unterscheiden sich durch 30 bis 40 Patches von ihren Vorgängern. Greg Kroah-Hartman betont in der Mail zu 2.6.29.6, dass dies die letzte Version der 29er-Reihe sein solle. In der Mail zum Review der 30er-Stable-Version entschuldigt er sich für das späte Erscheinen der ersten Stable-Version für die vor vier Wochen freigegebene Linux-Version 2.6.30. Mit über hundert Änderungen ist 2.6.30.1 recht umfangreich; unter anderem verbessert die Version das Suspend- und Resume-Handling für Intel-GPUs und bringt mehrere Änderungen an den für WLAN-Chips von Atheros zuständigen Treibern ath5k und ath9k.

Die Entwicklung von 2.6.31 ist indes bei der zweiten Vorabversion angekommen. Sie sei Torvalds etwas zu groß gewesen – daher wolle er jetzt etwas unnachgiebiger bei der Aufnahme von Änderungen sein.

  • Hans de Goede erklärt in seinem Blog, dass sich einige Hardware-Monitoring-Treiber bei Linux 2.6.30 mit Absicht nicht mehr laden lassen, um dem ACPI-Code nicht in Gehege zu kommen.
  • Die Entwickler des Hplip-Projekts haben die Version 3.9.6b der Hplip-Treiber für Drucker und Multifunktionsgeräte von HP veröffentlicht, die einige Fehler in der noch jungen Version 3.9.6 beheben.
  • Ein kürzlich auf Linux.com erschienener Artikel beschreibt die Entwicklung eines kleinen, mehr oder weniger funktionslosen Kernel-Moduls.
  • Die Wireless-Entickler haben einige Notizen und Präsentationen des kürzlich im Rahmen von LinuxTag und Fedora-Konferenz FUDCon abgehaltenen Wireless Mini-Summit in ihrem Wiki gesammelt; auch das PDF-Dokument der auf der FUDCon gezeigten Präsentation von WLAN-Subsystem-Maintainer John W. Linville ist online.
  • Security-Subsystem-Maintainer James Morris verweist in seinem Blog-Post SELinux for Humans auf zwei Präsentationen, die einige Hintergründe aufzeigen und Praxisbeispiele zu SELinux geben. In einem anderen Blog-Eintrag hatte Morris zuvor die wichtigsten Änderungen von Linux 2.6.30 im Security-Bereich zusammengefasst.
  • Die Entwickler des ndiswrapper haben dessen Version 1.55 veröffentlicht.
  • Die Ksplice-Entwickler haben ein Paket-Depot angekündigt, das Anwender von Ubuntu 9.04 (Jaunty Jackalope) mit Ksplice-Updates versorgt und so Sicherheitslücken im Kernel von Jaunty Jackalope im laufenden Betrieb korrigiert.
  • Kernel-Entwickler Matthew Garrett kritisiert in seinem Blog Intel wegen der problematischen Situation rund um die Grafiktreiber für den Poulsbo-Chipsatz (US15W). In einem anderen Blog-Eintrag erklärt er, wie er den Einsatz von USB-Autosuspend fördern will um die Leistungsaufnahme zu reduzieren.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open. (thl/heise open) (thl)