Kernel-Log: Linux 2.6.33 geht in die Testphase

Mit dem Ende der Hauptentwicklungsphase der nächsten Kernel-Version stehen die wesentlichen Neuerungen von Linux 2.6.33 fest: DRBD, Nouveau, Unterstützung für das ATA-Kommando Trim und ein Bandbreiten-Controller für Blockgeräte. Verbessert wurden die Radeon-Treiber und die Unterstützung für Funkchips von Intel. Außerdem: Neue Stable-Kernel korrigieren eine Schwachstelle im Ext4-Code, werden aber bereits in Kürze von noch neueren Versionen abgelöst.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Exakt zwei Wochen nach der Freigabe von Linux 2.6.32 hat Linus Torvalds die erste Vorabversion von Linux 2.6.33 veröffentlicht und damit die "Merge Window" genannte Phase im Entwicklungszyklus beendet, in der er das Gros der Änderungen für die nächste Linux-Version in den Hauptentwicklungszweig von Linux einpflegt. Wie bereits berichtet nahmen die Entwickler einen Treiber für neuere WLAN-Chipsätze von Ralink, das Replikationsmodul DRBD und die Kernel-seitigen Teile des Open-Source-Grafiktreibers Nouveau in den Kernel auf.

Das sind aber nur drei Verbesserungen, die besonders herausragen. So bietet das Libata-Subsystem nun Unterstützung für das ATA-Kommando Trim, was den Betrieb von SSDs optimiert. Damit das auch voll zum Zuge kommt, müssen andere Teile des Kernels das Storage-Subsystem über freigewordenen Bereiche informieren – das Dateisystem Btrfs beherrscht das schon bei 2.6.32, für Ext4 stieß entsprechender Code nun hinzu. Der gilt allerdings noch als experimentell wird in der Standardkonfiguration nicht genutzt.

Neu ist auch ein KMS unterstützender Grafiktreiber für den virtuellen Grafikchip von VMWare-Hosts sowie ein SCSI-Treiber, der die virtuellen Host Bus Adapter (HBA) einiger VMWare-Produkte anspricht. Ebenfalls zum Kernel gestoßen sind WiMax-Treiber für Intels WLAN/WiMAX-Chips der Serie 6050 und der "Intel Wireless MultiCom 3200 top driver" für einen Funkchip mit Unterstützung für GPS, Bluetooth, WLAN, und WiMAX. Der DRM- und KMS-Code des Kernels für Radeon-Grafikchips unterstützt nun IRQs, DisplayPort und die Ausgabe von Audio via HDMI.

Nach langem Hin und Her stieß nun endlich das "blkio controller cgroup interface" zum Kernel, über das sich der maximale Durchsatz einzelner Prozesse oder Prozessgruppen limitieren lässt. Zur Aufnahme vorgeschlagen war auch das verteilte Dateisystem Ceph – Torvalds hat es aber bislang weder aufgenommen noch den Git-Pull-Request kommentiert. Wie erwartet sind die Treiber für Googles Android aus dem Staging-Bereich rausgeflogen, weil sich niemand um sie gekümmert hat.

Nach Ende des "Merge Window" beginnt nun die meist zirka zehn oder elf Wochen lange Testphase, in der meist wöchentlich ein neuer RC erscheint. Von einigen vermutlich in den nächsten Tagen eintrudelnden Nachzüglern und der gelegentlichen Aufnahme einzelner neuer Treiber kommt es in dieser Phase nur noch zu kleineren Korrekturen und Verbesserungen, die gefundene Fehler korrigieren – so will man verhindern, dass durch größere Änderungen neue Fehler eingeführt werden.

Die Betreuer der Linux-Stable-Series haben kürzlich die Versionen 2.6.31.8 und 2.6.32.1 freigegeben. Wie üblich bringen sie vor allem kleinere Korrekturen und Verbesserungen – viele davon im Code für das Ext4-Dateisystem. Unter denen findet sich auch eine Korrektur für die kürzliche bekannt gewordene und als CVE-2009-1298 geführte Schwachstelle in Ext4.

Greg Kroah-Hartman – einer der Betreuer der Stable-Kernel-Series – bereitet unterdessen bereits die Versionen 2.6.27.42, 2.6.31.9 und 2.6.32.2 vor. Letztere zählt mit über 150 Korrekturen zu den Stable-Kerneln mit recht vielen Änderungen. Die Zeit zum Einreichen von Kommentaren zu den geplanten Änderungen läuft noch vor Beginn des Wochenendes ab, daher dürften diese drei neuen Linux-Versionen vermutlich im Kürze erscheinen.

Wer sich dafür interessiert, wie Greg Kroah-Hartman bei Änderungen für die Stable-Series einpflegt, findet im Blog des Entwicklers ein Video, das den Prozess zeigt.

Kernel

  • Christoph Hellwig gibt einen Überblick über die neusten Entwicklungen rund um das XFS-Dateisystem im "XFS status update for November 2009".
  • Linus Torvalds erklärte kürzlich in einer Mail auf der LKML grob, wann und wie er bei der Namensgebung des Kernels vorgeht. Auslöser für diese Beschreibung war die Frage, warum nun schon mehrere Kernel den Namen "Man-Eating Seals of Antiquity" tragen. Die Mail von Torvalds ist allerdings etwas unübersichtlich zu lesen, da der etwas überambitionierte Spam-Filter der Linux Kernel Mailing List einige vorangegangene Diskussionsbeiträge verworfen hat.
  • Ben Skeggs hat mit der Entwicklung von Open-Source-Code begonnen, der die als "Voodoo-Code" oder "Firmware" bezeichneten Teile ersetzen soll, auf die der Nouveau-Treiber derzeit angewiesen ist. Das ganze ist aber experimentell und gelingt derzeit nur bei Chips der GeForce-Generation 6 und 7.

Kernel-Umland ("Plumbing layer") und Userland-Treiber

Grafik

  • AMD hat die Version 9.12 der auch als fglrx bekannten Catalyst-Treiber für Linux zum Download freigegeben. Die Release-Notes erwähnen einige kleinere Verbesserungen und Korrekturen, schweigen sich aber zur Unterstützung für die seit Ende September im Umlauf befindlichen X-Server der 1.7er-Reihe aus – mit ihnen werden die neuen Catalyst-Treiber daher wohl ebensowenig zusammenarbeiten wie ihre Vorgänger.
  • Aaron Plattner hat die Version 2.1.16 des maßgeblich von Nvidia-Mitarbeitern betreute X.org-Grafiktreiber "nv" (korrekt eigentlich "xf86-video-nv") veröffentlicht. Sie bringt unter anderem Unterstützung für zahlreiche in den vergangenen Monaten vorgestellten GeForce-Grafikkarten – darunter die Modelle GTX 260M, 275, 280M und 295.
  • Dave Airlie hat die Version 1.6 des Programms radeontool veröffentlicht.
  • Peter Hutterer versucht in seinem Blog-Eintrag "The [Xx]([Ff](ree)?[86]|[\.]?[Oo]rg) glossary" die Bezeichnungen und Zusammenhänge zwischen X, X.org, Xorg, XFree86, xf86 und einigen weiteren verwandten Begriffen aufzuschlüsseln.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs. Neue Ausgaben des deutschen Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Der Autor des Kernel-Logs zwitschert unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl). (thl)