Kleine Drohne mit großem Radar

Ein Start-up hat ein kompaktes Radarsystem entwickelt, das kleine Flugobjekte autonomer machen soll.

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Von
  • Tom Simonite

Drohnen sind normalerweise weitestgehend blind – selbst die mit integrierten Kameras benötigen einen menschlichen Piloten, um sicher durch den Luftraum zu navigieren und Zusammenstöße zu vermeiden. Auch Geräte wie die Phantom 4 von DJI besitzen nur eine eingeschränkte Objekterkennung, die beispielsweise nicht nach hinten "sehen" kann (was bei dem neuesten Modell Phantom 4 Pro allerdings nachgeholt wurde).

Das Start-up Echodyne hat nun eine Prototypdrohne gezeigt, bei der ein neuartiges Kompaktradar mitfliegt, das ähnlich genau arbeiten soll wie Systeme, die bislang nur für Militäranwendungen gedacht sind. Darüber wird ständig die Umgebung beobachtet und es kann auch andere Flugobjekte identifizieren.

Die Technik soll sogar Stacheldrahtzäune und Bäume mit kleinen Ästen erfassen und Drohnen in der Nähe tracken. Auch Propellermaschinen und Ultraleichtflugzeuge sind erkennbar, so die Firma.

Der Ansatz könnte helfen, Paketdrohnen sicher zu machen, wie sie E-Commerce-Firmen wie Amazon planen. Der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde FAA zufolge ist die Erfassung anderer Flugobjekte inklusive automatischem Ausweichen eine Grundvoraussetzung dafür, diese autonom arbeitenden Geräte überhaupt zu erlauben.

Bislang existiert hierfür allerdings noch keine praktikable Lösung. Firmen wie Intel und das Start-up Skydio haben Systeme gezeigt, die Kameras nutzen, um Bodenobjekte wie Bäume zu umfliegen. Ihre Reichweite ist aber nicht groß genug, um auch Flugobjekte zu erfassen, die Hunderte Meter über der Erde schweben.

Echodyne will sein Radarsystem Anfang 2017 herausbringen, um diese Lücke zu schließen. Die Firma hat Verfahren entwickelt, wichtige Komponente wie den Phasenschieber zu verkleinern. Letzterer ist für ein Objekttracking unentbehrlich. Solche elektronisch arbeitenden Radarscanner sind bislang vor allem für militärische Einsatzzwecke gedacht, weil herkömmliche Phasenschieber zu groß und komplex sind und mehrere Hunderttausend Dollar kosten können.

Eben Frankenberg, Chef und Mitbegründer von Echodyne, meint, dass die Technik seiner Firma bereits von mehreren Drohnenherstellern getestet wird. Wie die heißen, verrät er nicht, weil es Geheimhaltungsabkommen gibt. Die Firma untersucht ihr Radarsystem auch in Autos, was beim Bau autonomer Fahrzeuge helfen könnte.

Aktuelle Prototypsysteme arbeiten hier zumeist mit LIDAR-Systemen, bei denen Laserlicht verwendet wird, um ein Bild der Welt zu erfassen. Elektronisch arbeitende Radarscanner können zwar kein so detailliertes Bild der Form von Objekten erstellen.

Aber die Technik hat laut Frankenberg andere Vorteile. Weil Radar Funkwellen und nicht Licht verwenden, sind etwa Regen und Schnee kein Problem. Auch ist die Reichweite größer und das System kann sofort ermitteln, wie schnell sich erkannte Objekte bewegen. (bsc)