Kommunizieren auf allen Wegen

Eine neue Software soll es Nutzern erleichtern, mit Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben – egal ob am Telefon oder im Web.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Erica Naone

Crick Waters ist leicht zu erreichen. Der Vizepräsident für Strategie und Geschäftsentwicklung beim Start-up Ribbit aus dem kalifornischen Mountain View kann alle seine Telefone gleichzeitig klingeln lassen – egal ob Festnetz, VoIP oder Handy. Hebt er einmal irgendwo ab, verstummen die anderen Geräte – eine "SmartSwitch" genannte Technologie gibt an jeden Anschluss weiter, dass der Anruf entgegengenommen wurde. Waters plant, die Ribbit-Dienste noch im Frühjahr der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Neukunden erhalten dann flexible Telefonnummern, die mit allen Geräten funktionieren.

Firmenchef Ted Griggs betont die Flexibilität dieses Ansatzes: Der Nutzer könne entscheiden, wo er erreicht werden will. Anrufe würden so "nie mehr verpasst". Ausgehende Gespräche funktionieren natürlich ebenfalls in alle Netze, egal ob die Gegenstelle einen Ribbit-Nutzer beherbergt oder nicht. Ebenfalls integriert sind Standard-Telefoniefunktionen – so kann man seine Sprachnachrichten über das Web abhören und Weiterleitungen und Anklopfen verwenden.

Die Software hinter Ribbit orientiert sich dabei an jener Switching-Hardware, die bei Telefonanbietern für die Vermittlung der Gespräche auf der "letzten Meile" verwendet wird. Statt Anrufe durch andere Netze zu leiten, werden darüber Gespräche direkt zu den Anschlüssen vermittelt und Telefoniefunktionen bereitgestellt. Ribbit unterstützt das traditionelle Festnetz, Mobiltelefone und mehrere VoIP-Protokolle, darunter Skype und Google Talk. Wie handelsübliche Switching-Hardware kann die Technologie auch Notrufe absetzen und ist robust genug, Schäden an Teilen der Infrastruktur zu überstehen.

Hinzu kommt eine Adobe Flash-Integration, mit der es möglich wird, die Telefonie in jedem Browser zu nutzen, der das populäre Plug-in unterstützt. "Wir sind nicht die ersten, die dem PC das Telefonieren beibringen", sagt Waters, "doch vorher musste man immer etwas herunterladen und installieren". Ribbits Lösung funktioniere auf jedem Rechner ohne Download, Setup und auch durch Firewalls hindurch. "Der einzige Audiodienst, der das jetzt schon kann, ist Flash."

Gegen eine Gebühr können Entwickler diese Technologie auch als Basis für ihre eigenen Anwendungen und Funktionen verwenden. Die Flash-Integration erlaube es, sie so zu programmieren, wie man dies von herkömmlicher Web-Software gewöhnt sei, ohne dass man sich mit der Technik hinter den Telefoniefunktionen vertraut machen müsse, betont Griggs.

Ribbits Entwicklerplattform wurde bereits im Dezember vorgestellt. Erste Vorabanwendungen existieren bereits – von der Spaß-Software bis zur Business-Lösung. Ein Programmierer hat eine Adobe AIR-Anwendung geschrieben, die das Verhalten und den Look eines iPhone nachbildet und Anrufe via Ribbit erlaubt. Eine andere Lösung wurde für die Geschäftssoftware Salesforce.com erstellt – sie kann Handy-Sprachnachrichten direkt im Browser empfangen und automatisch in Text umwandeln, der durchsuchbar ist.

Rebecca Swensen, VoIP-Analystin beim Marktforscher IDC, hält die Integration mobiler Technologien und der Internet-Telefonie für besonders wichtig. Kommunikationsdienste müssten sich am Leben des Benutzers ausrichten, nicht umgekehrt. Ribbit mache hier einen Schritt in diese Richtung: "Die Plattform eröffnet den Nutzern die Möglichkeit, die Kontrolle zu behalten und andere leichter zu erreichen." Doch Swensen sieht auch eine baldige Konkurrenz für den Dienst: "Mich würde wundern, wenn es nicht demnächst etwas ähnliches von einer Firma wie Google gäbe. Das wäre eine große Konkurrenz für Ribbit." Laut Geschäftsmodell will Ribbit vor allem von der Nutzung seiner Entwicklerplattform leben und den Usern Premiumfunktionen verkaufen. (bsc)