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Panasonic: Lampen und Fahrstühle über Stromleitungen vernetzt

Martin Kölling

(Bild: Panasonic)

Der japanische Technikkonzern versucht seit Jahren, beim Datentransfer über Stromnetze eine Weltgröße zu werden. Jetzt kommen neuen Protokollen und Chips.

In den USA und Europa sind Powerline-Adapter bereits seit vielen Jahren eine beliebte Methode, die Reichweite von WLAN in der Wohnung mit Stromleitungen als Datenleiter zu vergrößern. Der japanische Elektronikkonzern Panasonic will nun mit höheren Bandbreiten, selbst entwickelten Chips und eigenen Protokollen den Durchbruch in Großanwendungen und auch im Privatkundengeschäft schaffen.

"Wir glauben, dass wir die Zahl der Lizenzen für unsere Technik um das Hundertfache steigern können", sagt Panasonics zuständiger Manager Michimasa Aramaki. Er hält es sogar für möglich, dass bis 2030 eine Milliarde Chips in Geräten wie Straßenlampen oder Kühlschränken verbaut werden könnten, mit denen diese sicherer und preiswerter als mit schnurlosem Wifi Daten über Stromleitungen austauschen können.

Besonders im Gebäudemanagement verbreitet sich dieser Ansatz in Japan. Denn ohne zusätzliche Verkabelungen können Fahrstühle, Büros und Wohnungen und neue Sensoren vernetzt werden. Auch Stromkonzerne nutzen die Technik, um effizient smarte Strommesser aus der Ferne auszulesen. Aramaki hält sogar den Einsatz in Robotern für möglich.

Im ersten Schritt konzentriert sich Panasonic derzeit auf Unternehmenskunden. Schon vor Jahren hat das Unternehmen die HD-PLC-Allianz gegründet, um einen Standard zu setzen. Mit neuen Chips und Protokollen will Panasonic die Reichweite des Stromleitungs-LAN nun auf bis zu zehn Kilometer ausdehnen. Außerdem können Nutzer die bisher niedrige Datentransferrate durch die Bündelung von Kanälen auf 1Gbps erhöhen und neben traditionellen Strom- auch Koaxialkabel nutzen, die zum Beispiel Signale von Satellitenschüsseln zu Fernsehern übertragen.

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Ein praktisches Beispiel in Städten sind Straßenlampen. Bisher gleichen deren vernetzte Varianten Mobiltelefonen. Über eine SIM-Karte tauschen sie über das Funknetz Daten mit der Zentrale aus. Mit dem Stromleitungsdatennetz können nun kleine LAN-Inseln von beispielsweise einem Dutzend Lampen gebildet werden, die preiswerter mit nur noch einer SIM-Karte mit dem Kontrollzentrum verbunden sind.

Ein anderes Beispiel ist die Vernetzung von Fahrstühlen und Fabrikanlagen, in denen der Einsatz von Wifi aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist. Außerdem bewerben die Japaner die Idee, Daten auf Strom Huckepack auszuliefern, als gute Ergänzung zu den superschnellen 5G-Datennetzen, die sich besonders in Asien rasch verbreiten. Denn deren Funkwellen haben noch größere Probleme als die der 4G-Netze, in geschlossene Räume vorzudringen.

Die Vernetzung von Privatwohnungen bietet für Panasonic aber auch aus einem weiteren Grund Potenzial. Je mehr smarte Geräte die Heime bevölkern, um so mehr Wifi- und Bluetooth-Signale konkurrieren im lokalen Äther. Eine küchentypische japanische Mikrowelle kann beim Kochen dann schon mal das Bluetooth-Signal zwischen dem Handy und dem schnurlosen Kopfhörer stören.

Dazu passend dereguliert der japanische Gesetzgeber derzeit in vielen Bereichen, damit neue Technologien sich besser verbreiten können. Vielleicht zahlt sich Panasonics Durchhaltevermögen bei Powerline-Internet also aus. Der Konzern entwickelt bereits seit mehr als zehn Jahren an der Technik, die Profite sollen später kommen.

(bsc [2])


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