Lenkwaffen gegen Krebs

Revolution in der Krebsbehandlung? Nach 30 Jahren Forschung verspricht eine neue Krebs-Arzneiklasse viel schonendere Chemotherapien.

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Von
  • Thomas Gabrielczyk

Nach 30 Jahren Forschung verspricht eine neue Krebs-Arzneiklasse, die Zellgifte mit Antikörpern kombiniert, viel schonendere Chemotherapien.

Was Krebspatienten helfen soll, ist für die Mitarbeiter in der Arzeimittelfertigung des indischen Lohnherstellers Piramal ein gefährlicher Job. Denn beim Zusammensetzen des Blutkrebs-Wirkstoffs Adcetris, der hier im Auftrag der US-Firma Seattle Genetics produziert wird, hantieren sie mit einer hochgiftigen Komponente. Nicht einmal fünf Milliardstel Gramm des Giftes darf ein Kubikmeter Luft in der Hochsicherheitsumgebung des Reinraumtraktes enthalten. Es ist rund 500-mal giftiger als geläufige Chemotherapeutika. So gefährlich es zunächst klingt, so groß ist die Hoffnung, die auf Adcetris ruht. Denn die Wissenschaftler von Seattle Genetics haben einen Weg gefunden, das Gift mit einer Art Zielsteuerung sicher durch den Körper zu den Krebszellen zu transportieren. Damit haben sie eine neue, schlagkräftige Waffenklasse gegen die Krankheit entwickelt: die Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (antibody-drug-conjugates, ADC, siehe Grafik). Sie sollen bevorzugt Krebszellen ausschalten, gesunde Zellen dagegen weitgehend verschonen.

Noch zielgenauer, noch wirkungsvoller und das bei weniger Nebenwirkungen: Dieses Versprechen der Krebsforschung ist nicht neu. Allerdings blieben die Versuche von Biotech- und Pharmaunternehmen, Chemotherapeutika so an Antikörper zu koppeln, dass sie gezielt auf Krebszellen wirken, 30 Jahre lang erfolglos. Das ist nun endlich gelungen.

(vsz)