Meta Quest Pro frisst Microsoft Hololens: Was ist los mit Augmented Reality?

Microsoft bietet seine Software-Kronjuwelen Teams und Office für Meta-Headsets an. Was bedeutet das für das technisch fortschrittliche AR-Headset Hololens 2?

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Das war überraschend: Microsoft-Chef Satya Nadella tauchte am Dienstag bei Mark Zuckerbergs Vorstellung des neuen Meta-Headsets Quest Pro auf. Im Gepäck hatte Nadella etliche Microsoft-Softwaretitel, die künftig nativ auf Metas kombiniertem Virtual- und Augmented-Reality-Headset laufen, unter anderem Teams, Word, Excel, Powerpoint und Outlook. Das wäre jetzt alles nicht zu verwunderlich – wenn Microsoft nicht selbst ein Augmented-Reality-Headset im Programm hätte, nämlich die Hololens 2. Dafür gibt es die genannte Software nicht, ebenso wenig wie für die hauseigene Virtual-Reality-Plattform "Windows Mixed Reality".

Die Zusammenarbeit mit Meta deutet recht deutlich darauf hin, dass das Kapitel "eigene AR-/VR-Hardware" bei Microsoft endgültig abgeschlossen ist. Noch im Februar hatte das Unternehmen Berichte dementiert, dass die Entwicklung einer dritten Hololens-Brille gestoppt ist. Im Juni wurde dann bekannt, dass der wohl wichtigste Kopf hinter Hololens, Alex Kipman – unter anderem Mitentwickler der Kinect-Kamera – Microsoft verlässt.

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Von allen jemals von c’t getesteten Augmented-Reality-Headsets ist die 2020 erschienene Microsoft Hololens 2 die mit Abstand fortschrittlichste (siehe Test-Video): So erfasst das Headset Hände und Finger so detailliert, dass sich auf einem im Raum schwebenden Klavier Melodien spielen lassen. Außerdem kann die Hololens 2 die Geometrie der Umgebung so erfassen, dass 3D-Objekte perspektivisch korrekt erscheinen – ein virtueller Bilderrahmen bleibt beim Spazieren durch den Raum so an der Wand hängen wie ein echtes Bild. Anderen AR-Headsets wie beispielsweise denen von Google oder Nreal gelingt die Umgebungserfassung bei Weitem nicht so gut wie dem Microsoft-Gerät. Die vor Kurzem erschienene Magic Leap 2 hat c’t noch nicht testen können, die 2018 erschienene Magic Leap 1 hatte deutliche Kinderkrankheiten.

Microsoft, Magic Leap, Nreal und Google nutzen bei ihren Headsets allesamt transparente Displays, in die Computergrafik eingeblendet wird. Man sieht also nach wie vor die echte Welt, nur wird diese mit künstlichen Bildern angereichert. Nachteil der Technik ist das winzige Sichtfeld. Die Meta Quest Pro hat ein größeres Sichtfeld, funktioniert aber grundlegend anders: Hier schaut man auf opake, also nicht-durchsichtige Bildschirme und die echte Welt wird auf Wunsch als Kamerabild eingeblendet. Schon die Quest 2 hatte einen solchen "Passthrough"-Modus, der aber deutlich als künstlich erkennbar ist, alleine weil das Bild monochrom dargestellt wird. Bei der Quest Pro soll der Passthrough-Modus lebensechter aussehen, testen konnten wir das aber bislang nicht.

Interessant wird, ob für den optionalen AR-Modus der Quest Pro (die meisten Apps laufen im VR-Modus ohne Umgebungsdarstellung) sinnvolle, alltagstaugliche Software erscheinen wird – eine "AR-Killer-App" fehlt bislang. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass noch kein AR-Headset nennenswerte Verkaufszahlen erreichen konnte. Aber wer weiß: Vielleicht gibt es ja in diesem Jahr auch noch ein Lebenszeichen von Apples AR/VR-Headset, über das ja bereits seit Jahren spekuliert wird. Die Augmented-Reality-Zukunft bleibt also spannend.

(jkj)