Mickos: Oracle ist keine Gefahr für MySQL-Anwender

Marten Mickos, langjähriger MySQL-Chef, hat sich in einem Brief an die EU-Kommission dafür ausgesprochen, die Übernahme von Sun durch Oracle schnell zu genehmigen. Eine Gefahr für den Wettbewerb im Datenbankmarkt sieht er in der Übernahme nicht.

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Mickos führt aus, dass es drei Gruppen von MySQL-Anwendern gibt: Millionen von MySQL-Usern – die große Mehrheit – würden die freie Version der Datenbank einsetzen. Diese Gruppe sei hauptsächlich verantwortlich für den Erfolg und die Bedeutung von MySQL. Von dem Anbieter der Datenbank seien diese Anwender lediglich in Hinblick auf die Weiterentwicklung der Software abhängig. Aber selbst wenn Oracle die Entwicklung einstellen sollte (was Mickos nicht glaubt), wäre das kein großes Problem: Da MySQL Open Source ist, würden schnell Forks entstehen, in denen die Datenbank unabhängig von Oracle weiterentwickelt wird.

Auch die zweite Gruppe von MySQL-Anwendern – einige tausend User, die die kostenpflichtigen MySQL-Services von Sun in Anspruch nehmen – sieht Mickos durch die Übernahme durch Oracle nicht allzusehr bedroht: Sollte Oracle den Support für MySQL einstellen, könnten sie auch bei unabhängigen Anbietern Unterstützung finden – wahrscheinlich, meint Mickos, würde sich dann sogar ein Markt für MySQL-Support entwickeln. Zudem handele es sich nur um einen kleinen Teil der MySQL-Anwender. Die Bedeutung von MySQL im Markt, so Mickos, hänge nicht an ein paar tausend zahlenden Kunden, sondern eben an den Millionen Usern, die die freie Version einsetzen, ohne irgendeine Beziehung zu Sun zu haben.

Wirklich betroffen von der Übernahme sieht Mickos lediglich die dritte Gruppe einiger hundert Anwender, die MySQL kommerziell lizenziert haben, um auf Basis der Datenbank eigene proprietäre Produkte zu entwickeln. Im Markt der eingebetteten Datenbanken habe MySQL jedoch keineswegs eine dominante Position, sondern sei lediglich eines von mehreren verfügbaren Produkten.

Eine direkte Konkurrenz zwischen MySQL und der Oracle-Datenbank sieht Mickos nicht: Die Strategie von MySQL AB habe darin bestanden, einen neuen Markt – den der Web-Datenbanken – zu schaffen, statt mit den etablierten Unternehmens-Datenbanken zu konkurrieren. Genau das sei der Grund, warum MySQL die größte Anwenderbasis unter den Open-Source-Datenbanken habe.

Mickos drängt die EU-Kommissarin, schnell zu einer Entscheidung zu kommen: Jede weitere Verzögerung der Übernahme sei schädlich für die Geschäfte von Sun und würde so letztlich den Wetbewerb im IT-Markt verringern. Eine Gefahr für MySQL oder den Wettbwerb im Bereich Datenbanken sieht Mickos, der seit seinem Weggang von Sun im März dieses Jahres laut eigener Aussage weder finanzielle noch kommerzielle Interessen an MySQL, Sun oder Oracle hat, in der Übernahme von Sun und damit MySQL durch Oracle nicht. (odi)