Microsofts MIX 2010 in Las Vegas

Während der Fokus der MIX-Konferenz früher auf der Webentwicklung lag, stand Mitte März auch die Anwendungsentwicklung für Windows Phone 7 im Vordergrund. Für Aufsehen sorgte zudem die Preview des Internet Explorer 9.

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Von
  • Kay Glahn
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Während der Fokus der MIX-Konferenz in der Vergangenheit vor allem auf der Webentwicklung lag, stand bei der diesjährigen Auflage auch die Anwendungsentwicklung für Microsofts neues mobiles Betriebssystem Windows Phone 7 im Vordergrund. Für Aufsehen sorgte zudem die Preview des Internet Explorer 9.

Bereits am Vortag der Konferenz, die vom 15. bis 17. März in Las Vegas stattfand und rund 3000 Teilnehmer anzog, konnten sich Entwickler und Designer in Workshops mit den zentralen Themen der Konferenz wie Silverlight 4, HTML 5 oder dem Entwickeln von Azure-Cloud-Services beschäftigen. Das Dreigestirn aus Web-, Cloud- und mobilen Techniken zog sich inhaltlich dann durch die folgende Konferenz. Wie gewohnt nutzte Microsoft die zwei Keynotes für die Vorstellung der Neuankündigungen. Während am ersten Tag Windows Phone 7 und Silverlight 4 im Vordergrund standen, beschäftigte sich die zweite Keynote vor allem mit den Themen Internet Explorer 9, HTML 5 und dem OData-Protokoll.

Windows Phone 7 steht für einen Strategiewechsel. Laut Joe Belfiore, verantwortlich für das "Windows Phone Program Management", will Microsoft nicht mehr ein so breites Spektrum unterschiedlicher Geräte wie in der Vergangenheit unterstützen und den Fokus stärker auf User Experience legen. Hierfür hat die Firma eine neue Plattform geschaffen, die keine Anwendungsentwicklung in nativem Code mehr zulässt und damit leider auch die Kompatibilität zu bisherigen Windows-Mobile-Versionen bricht. Der Entwickler hat nun die Wahl zwischen der Entwicklung in Silverlight oder XNA, die beide auf dem .NET Framework aufsetzen. Während der Keynote kündigte der Konzern an, das alle für Windows Phone 7 angebotenen Entwicklungstools nun kostenlos zur Verfügung stehen. Auf der Windows-Phone-Entwickler-Website können Interessierte die Werkzeuge Visual Studio 2010 Express for Windows Phone CTP, Windows Phone Emulator CTP, Silverlight for Windows Phone CTP, XNA 4.0 Game Studio CTP zusammen in einem Installationspaket herunterladen.

Eine wichtige Aussage für den Anwendungsentwickler ist, dass sowohl für Windows Phone 7, die XBox als auch Windows 7 nun die gleiche Laufzeitumgebung sowie die gleichen Tools zum Einsatz kommen. Anwendungen lassen sich laut Microsoft jetzt wirklich geräteklassenübergreifend bereitstellen. Eine wichtige Änderung im Gegensatz zum bisherigen Windows Mobile ist, dass Microsofts Marketplace nun der einzige Weg für den Endkunden ist, um Anwendungen auf das Endgerät zu bekommen. Er ist komplett in die Windows-Phone-Plattform integriert und nicht wie bisher lediglich eine zusätzliche Anwendung auf dem Gerät. Applikationen, die Entwickler in den Online-Shop stellen wollen, müssen eine aus drei Arten von Tests bestehende Kontrolle durchlaufen. Microsoft prüft hierdurch geschäftsrelevante, technische und inhaltliche Aspekte. Erste Geräte sollen von unterschiedlichen Handyherstellern bis Ende des Jahres verfügbar sein – unter anderem von LG und Samsung.

Microsoft unterstrich die Relevanz von Silverlight im Bereich Business-Anwendungen und gab bekannt, dass Silverlight inzwischen auf 60 Prozent aller PCs verfügbar ist, vor einem Jahr waren es noch rund 30 Prozent. Neben der Ankündigung, dass das Unternehmen den zur Live-Übertragung der diesjährigen Olympischen Winterspiele eingesetzten Olympic Player als Open Source bereitstellt, hat es das Pivot Control für Silverlight 4 vorgestellt, das eine grafische Darstellung von komplexen Datenbeständen ermöglicht. Zudem gaben die Redmonder bekannt, die Version 4 des Silverlight-Design- und Entwicklungswerkzeugs Expression Blend 4 sowie Silverlight 4 im Laufe des nächsten Monats zur Verfügung zu stellen.

Außerdem stellte Microsoft eine Preview des Internet Explorer 9 vor, die hardwarebeschleunigtes HTML 5 auf Basis von DirectX unterstützt. Die zukünftige Version des Web-Browsers verfügt über eine komplett neu entwickelte Rendering Engine, die vor allem durch optimierte JavaScript-Unterstützung die Darstellung von Webseiten beschleunigen soll. Die Firma hat weiterhin ihre HTML-5- und SVG-Tests dem W3C zur Verfügung gestellt, um die Kompatibilität zwischen verschiedenen Browsern zu verbessern. Die Preview ist ab sofort als Download auf der TestDrive-Seite verfügbar. Ein Update der Preview soll etwa alle acht Wochen erfolgen. Ein weiteres Highlight ist die Unterstützung von HTML-5-Videos im neuen Internet Explorer. Das soll ein direktes Ausführen von Videos im Browser ohne Plug-in ermöglichen. Der Konzern hat zugesichert, dass alle jetzt für Internet Explorer 8 entwickelten Seiten in der Version 9 ohne Einschränkung funktionieren sollen.

Ein weiteres Thema war die Ausweitung der Unterstützung für jQuery, das laut Microsoft 30 Prozent Marktanteil unter allen Websites im Netz hat. So will die Firma Code für Templates, das Laden von Scripts und Databinding beisteuern und durch ihr Fachwissen zur Qualitätsverbesserung des Frameworks beitragen. Zudem soll sich die Interoperabilität zwischen ASP.NET und der jQuery JavaScript Library durch Erweiterungen in ASP.NET verbessern. Um die Verbreitung der Bibliothek zu fördern, wird Visual Studio 2010 und ASP.NET MVC zusammen mit jQuery ausgeliefert.

Eine weitere wichtige Neuankündigung war, dass Microsoft seinen OData (Open Data Protocol) Client unter der Apache-2.0-Lizenz als Open Source zur Verfügung stellt. Der Quellcode steht auf der OData-Website zum Download bereit. OData basiert auf dem HTTP-Aufsatz AtomPub (Atom Publishing Protocol) und JSON (JavaScript Object Notation). Es ermöglicht das Ausführen von komplexen Datenbankabfragen über eine URL. Im Rahme des Projekts "Houston" stellt Microsoft in seiner Cloud-Datenbank SQL Azure alle Daten mit OData zur Verfügung und ermöglicht außerdem in SharePoint 2010 den Zugriff auf alle Listen per OData. Unter dem Codenamen "Dallas" gibt es jetzt einen Marktplatz zum Bereitstellen von Daten im OData-Format, in dem Anbieter kostenlos oder gegen Bezahlung zu definierten Konditionen ihre Datenbestände zum Zugriff in der Cloud bereitstellen können.

Microsoft versucht mit Windows Phone 7 einen Neuanfang und steigt mit einem neuen System ins Rennen um die mobile Plattform der Zukunft ein. Die MIX stellte ein wichtiges Instrument dar, um Entwickler in seine Plattform einzuführen. Es wurde deutlich, dass Azure in Microsofts Strategie eine wichtige Rolle spielt und hierfür Entwickler über Tools, Services und Techniken mit ins Boot geholt werden sollen. Silverlight stellt weiterhin einen Kernbestandteil von Microsofts Strategie dar und soll in Zukunft die Basis für eine geräteklassenübergreifende Anwendungsentwicklung bieten.

Kay Glahn
ist unabhängiger IT-Berater mit den Schwerpunkten Wireless Applications und Mobility. Er berät internationale Kunden bei der Umsetzung von Projekten im Mobile-Bereich.
(ane)