Mit Hightech gegen Wilderer

Mit speziellen Metalldetektoren wollen Wildhüter künftig Naturschutzgebiete schützen. Die Überwachung erfolgt über das Internet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Bijal Trivedi

Wenn in den großen Nationalparks und Naturschutzgebieten der Erde Wilderer zuschlagen, entdecken Förster und Wildhüter dies oft erst viel zu spät. Tage oder Wochen können vergehen – und dann sind die Spuren oft längst erkaltet. Ein neues Überwachungssystem, das mit speziellen Metalldetektoren arbeitet, soll den Dieben künftig das Leben schwerer machen.

Hersteller ist der US-Anbieter Wildland Security. Seine Technologie besteht aus einem Netzwerk aus 30 Zentimeter langen Metalldetektoren. Kommt nun ein Wilderer mit seiner Waffe (beispielsweise einem Buschmesser oder einem Gewehr) in das überwachte Gebiet, wird sofort ein Alarmsignal generiert. Dieses wird dann über ein drahtloses Gateway, das versteckt rund einen Kilometer im Wald entfernt liegt, per Satellit ins Internet übermittelt. Die Position des Wilderers kann dann von der Parkverwaltung eingesehen werden, die dann eine Patrouille losschickt.

Elektroingenieur Steve Gulick, Direktor von Wildland Security, hat die Technologie entwickelt und ist von ihr überzeugt: "Wir können damit die Effizienz der Patrouillen vervielfachen. Die Wildhüter wissen immer, wo sie hinfahren müssen und können damit praktisch in Echtzeit reagieren."

Gulick, der selbst ein Hobby-Naturforscher ist, bastelt bereits seit den frühen Neunzigern an Elektronik, die Biologen bei der Arbeit hilft – zum Beispiel Kameras mit Bewegungsmeldern zur Erforschung der Schimpansen im Nouabale-Ndoki National Park (NNNP) in der Republik Kongo. Gulicks Anti-Wilderer-System namens "TrailGuard" ist sein neuestes Projekt. Es entwickelte sich aus der Frustration heraus, Wildhüter immer wieder erfolglos gegen Wilderer vorgehen zu sehen: "Das einzige, was die normalerweise zurückbringen, sind Leichenteile von Tieren."

Der U.S. Fish and Wildlife Service bezahlt nun den ersten Feldtest von TrailGuard. Er soll im Goualougo-Dreieck erfolgen – der südlichsten Ecke des NNNP. Hier werden vor allem Schimpansen studiert. Es ist ein eher ungewöhnlicher Ort: Es soll dort noch zu keinerlei Wildereien gekommen sein. "Wir haben bislang keine Anzeichen für ein illegales Eindringen in diesen Sektor", erläutern die beiden Forscher Crickette Sanz und Dave Morgan, die für eine deutsche und eine amerikanische Organisation dort Tiere beobachten.

Die Gefahr, dass es in diesem Bereich zu künftig Wildereien komme, sei aber zunehmend groß: Waldarbeiter näherten sich der Region, nördlich davon habe man schon erste Probleme gehabt. "Das heißt, dass wir eine ständige Überwachung und einen Langzeitschutz selbst in Regionen brauchen, die weit entfernt liegen", so Sanz und Morgan.

Die Tropenwälder im Kongo-Becken sind riesig, entlegen und kaum gegen Wilderer zu verteidigen. Patrouillen verlassen sich zumeist auf Informanten, doch deren Tipps können unzuverlässig oder veraltet sein. Selbst wenn die Informationen akkurat sind, kommen die Patrouillen nur selten Wilderern "in flagranti" auf die Spur.

Die Parks seien unterbesetzt, erläutert Gulick. Im NNNP mit seinen 400.000 Hektar sind nur 15 Wildhüter im Einsatz. "Da wird nun selten und zufällig patrouilliert und die Wahrscheinlichkeit, Wilderer aufzugreifen, liegt bei nahezu null."

Da die Vegetation sehr dicht ist, bewegen sich Menschen und Tiere über ausgetretene Pfade durch den Park. Gulicks Metalldetektoren sind so gestaltet, dass sie in der Erde entlang dieser Pfade eingegraben werden können. Zwei Detektoren werden rund 100 Meter entfernt voneinander installiert, so dass sich die Richtung der Wilderer festlegen lässt. Um Fehlalarme auszuschließen, reagieren die Geräte nur auf eisenhaltige Metalle wie Stahl. Zeltstangen aus Alu würden die Detektoren hingegen nicht auslösen. Die Empfindlichkeit lässt sich so einstellen, dass selbst ein Taschenmesser noch durchgehen würde. Wildhüter und andere Parkangestellte, die Metall-Waffen bei sich tragen, können hingegen einen Marker nutzen, der sie gegenüber den Detektoren als zugangsberechtigt identifiziert.

Gulick hat bereits viele Nachfragen für sein System. James Gibbs, Naturschutzbiologe an der State University of New York, hält TrailGuard für ein wertvolles Werkzeug in allen Regionen, in denen viel gewildert wird – etwa in Zentralasien, wo Schneeleoparden gejagt werden oder auf den Galapagos-Inseln, wo es Riesenschildkröten regelmäßig an den Kragen geht.

"In derart gigantischen Naturschutzgebieten ist das Festnehmen einzelner Wilderern wie das Suchen nach einer Nadel im Heuhaufen", meint Gibbs. TrailGuard steigere die Überwachungseffizienz und sorge dafür, dass die Parkverwaltung nicht mehr im Dunkeln tappe.

Alle Probleme löst die Technik allerdings nicht: "Da wäre das Problem mit der Installation und dem Überwachen der Daten. Außerdem müsste erst einmal eine echte Massenproduktion gestartet werden." Laufe dies alles, werde sich der Umgang mit Wilderern aber möglicherweise völlig verändern, so Gibbs. (bsc)