Alienware-Monitor mit QD-OLED im Test: Samsungs Display-Technik ist verkorkst

Der erste QD-OLED-Monitor, Alienwares AW3423DW, deckt ein grundlegendes Problem von Samsungs neuer Panel-Technik auf: Kontraststarke Kanten sind nervig bunt.

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(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 4 Min.

In der c't-Redaktion ist das erste Display eingetroffen, das ein brandneues QD-OLED-Panel von Samsung verwendet. In diesem leuchten blaue organische Schichten, farbkonvertierende Nanopartikel ersetzen die Farbfilter an den roten und grünen Subpixeln. OLEDs mit Quantum-Dot-Beschichtung dürften in den kommenden Jahren bei Samsung eine zentrale Rolle spielen. Zunächst wird man QD-OLED-Panels allerdings in Smart-TVs von Sony finden – und in PC-Monitoren wie dem von uns getesteten AW3423DW.

Der Gaming-Monitor der Dell-Tochter Alienware ist mit einem 34 Zoll großen QD-OLED-Panel im 21:9-Format mit 3440 × 1440 Pixeln ausgestattet. In unseren Messungen und auf dem Datenblatt kommt der AW3423DW sehr gut davon:

  • die Farben sind satt, insbesondere das GrĂĽn
  • tiefes Schwarz und nahezu unendlicher Kontrast dank des Per-Pixel-Dimmings durch OLED
  • extrem kurze Schaltzeiten von im Schnitt 1,4 Millisekunden – fĂĽrs Gaming hervorragend
  • 175 Hertz und dynamische Bildwiederholraten mit Nvidias G-Sync Ultimate beziehungsweise Adaptive-Sync (AMD FreeSync)
  • DisplayHDR 400 True Black

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Doch leider offenbart bereits der erste Blick auf das Display eine eklatante Schwäche des QD-OLEDs: Alle kontraststarken Kanten stellt der AW3423DW bunt dar. Das fängt bei Schrift an, geht bei Windows-Fenstern weiter und hört bei 3D-Spielen auf, etwa bei Schildern oder einem der zahlreichen Hochhäuser im Action-Rollenspiel "Cyberpunk 2077", wenn man gegen den Himmel schaut. In letzterem Fall hatte das Display etwas von einer eingebauten seichten chromatischen Aberration – allerdings ist der Effekt im bewegten Spiel nicht so auffällig und nervig wie im statischen Desktop. Im Video oben sieht man rote Farbsäume etwa an den Bäumen im Action-Rollenspiel "Horizon Zero Dawn". So ist das Panel in der jetzigen Form eine grundlegend verkorkste Angelegenheit.

Die Kanten auf Alienwares QD-OLED-Monitor AW3423DW sind ungewollt bunt. Bitte beachten Sie, dass das Panel selbst scharf ist, wir das Bild aber mit leicht verschobenem Fokus aufgenommen haben, damit man nicht jeden Pixel einzeln sieht.

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Schuld ist die Pixelanordnung: Ein Pixel besteht zwar wie üblich aus drei Subpixeln mit den Farben Rot, Blau und Grün, allerdings sind diese in einem Dreieck angeordnet anstatt in einer Reihe. Unten befinden sich die roten und blauen Subpixel, oben mittig allein das grüne. Die schwarzen Zwischenräume sind recht groß und jede zweite Subpixelreihe kann folglich nur grün darstellen, den anderen Reihen fehlt der Grünanteil.

Pixelvergleich: Samsungs QD-OLED vs. JOLEDs OLED (2 Bilder)

Das QD-OLED-Panel des Alienware AW3423DW hat eine außergewöhnliche dreieckige Subpixelanordnung, die bei kontraststarken Kanten zu bunten Farben führt.
(Bild: Benjamin Kraft / c't)

In der Praxis führt das zu den bunten Kanten: Bei hellen Flächen auf dunklem Untergrund sind horizontale Kanten oben grün und unten violett-rot, bei dunklen Flächen auf hellem Untergrund verhält sich das QD-OLED-Panel des AW3423DW entsprechend andersherum. Dunklere auf dunklen und hellere auf hellen Flächen erzeugen weniger auffällige Blautöne. Bei vertikalen und schrägen Kanten hängen die Farbsäume stärker von den Kontrasten ab – von Knallrot, Grün, Violett und Blau ist alles dabei (s. Mauszeiger im Bild oben).

Ein Blick aufs Bildschirmmenü (OSD) beweist, dass das Problem nicht etwa an einer Farbunterabtastung liegt, bei der der Zuspieler nur reduzierte Bildinformationen an den Monitor schickt. Selbst im OSD ohne angeschlossenen Zuspieler gerät die eigentlich weiße Schrift bunt.

Der Alienware AW3423DW wirft die Frage auf, ob niemand bei Samsung (und später Alienware) während der Entwicklung auf das eingeschaltete QD-OLED-Display geschaut hat. Unsere Herstelleranfrage führte bisher zu keiner Erkenntnis darüber.

Der Farbeffekt hätte direkt ins Auge fallen müssen – wir waren schon beim ersten Einschalten verblüfft. In der jetzigen Form müssen wir von PC-Monitoren mit diesem Panel abraten und bei kommenden Fernsehern zur Vorsicht mahnen.

Das ist schade, weil der Alienware AW3423DW ansonsten ein gelungener Monitor wäre mit einem tollen Bild, OLED-typisch raschen Reaktionszeiten, dynamischen Bildwiederholraten per G-Sync Ultimate oder Adaptive-Sync und einem fairen Preis in Anbetracht anderer High-End-Gaming-Monitore, die noch auf LCD-Technik setzen. 1300 US-Dollar kostet das Modell in den USA. Die Auslieferung hierzulande soll in den nächsten Monaten beginnen.

Kommentar von Ulrike Kuhlmann: QD-OLEDs in der jetzigen Form untauglich

(Bild: c't)

Beim Test des Alienware-Monitors haben wir uns gefragt, ob überhaupt keine Qualitätskontrolle stattgefunden hat. Die bunten Säume an hellen Kanten sind wirklich unübersehbar.

Bei diesem einen Monitor bedeuten solche Artefakte noch keinen Weltuntergang – war halt nicht so toll wie erhofft. Ganz anders sieht es für die Paneltechnik im Monitor aus, denn die QD-OLEDs könnten für Samsungs eine Art Hoffnungsträger sein. Die Displaysparte des koreanischen Konzerns hat seine LCD-Technik zugunsten der organischen Displays mit Quantenpunkten nahezu aufgegeben und auch die Consumer-Elektroniksparte wird QD-OLEDs in künftigen Top-TVs nutzen.

Für die kommenden fünf Jahre wird es hier kaum eine Alternative geben: Displays mit Mikro-LEDs als leuchtende Pixel lassen sich noch nicht in wohnzimmer- oder gar schreibtischtauglicher Größe zu vertretbaren Kosten produzieren. Die OLED-Panels von LG mit weißem Subpixel will Samsung künftig zwar ebenfalls in seinen TVs einsetzen. Doch Samsung wollte OLED-Panels von LG lange Zeit nicht als vollwertige 4K-Displays sehen. Da könnte es schwer werden, sie den Kunden jetzt als Highend-Lösung anzudienen.

Wir wissen noch nicht, ob Samsungs kommenden QD-OLED-TVs dieselbe Pixelstruktur nutzen wie das Panel im Alienware-Monitor. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings groß – und das wäre ein Desaster ([Update]: Pixelstruktur der OLED-TVs ist identisch). Die bunten Säume machten sich im Monitortest auch an hellen Kanten im Videobild bemerkbar, sehr deutlich an kontrastreichen Kanten etwa in Untertiteln oder weißen Laufschriften im Abspann von Kinofilmen. Auf einen Fernseher schaut man zwar aus größerer Distanz, weshalb die Farbsäume wahrscheinlich nicht so auffallen. Doch für teure Topmodelle des größten Unterhaltungselektronikherstellers der Welt wären solche Artefakte trotzdem ein No-Go. (uk)

(mma)